: Bremer Hochschulen am Ende
■ Rektoren klagten über Sparmaßnahmen der Senats / Droht der Kollaps?
Die Bremer Hochschulen stehen vor einem Kollaps, falls die Landesregierung ihre Sparmaßnahmen umsetzt und 33,6 Millionen Mark an Investitionen kürzt. Nach Ansicht der Bremer Landesrektorenkonferenz würden Sparmaßnahmen nach dem „Rasenmäherprinzip“ die Gefahr der Selbstaufgabe des Landes bedeuten. Wie der Rektor der Universität Bremen, Professor Jürgen Timm, gestern vor der Landespressekonferenz betonte, seien die Probleme durch mangelhafte Ausstattung und die Explosion der Studentenzahlen in Bremen „noch viel dramatischer als in anderen Städten“.
So sei das Mißverhältnis zwischen baulichen universitären Studienplätzen und Studentenzahlen in keinem anderen Bundesland so extrem wie in Bremen. Zwar soll an dem sogenannten „Bürgermeisterprogramm“, das den Hochschulen 60 zusätzliche Millionen Mark versprach, nicht mehr gerüttelt werden, allerdings muß das Wissenschaftsressort wie auch die anderen Ressorts für den Doppelhaushalt 1992/93 eine erhebliche Sparleistung erfüllen.
So ist alleine für 1993 bei den laufenden Kosten eine Einsparquote von 10,4 Prozent für den gesamten Haushalt festgelegt. Da die Hochschulen wegen der Neubauten nicht an Heizung, Strom und Wasser sparen könnten, schlage die Einsparung immer bei Forschung und Lehre zu Buche, klagte Timm.
Statt Sparmaßnahmen seien in der Hansestadt erhebliche Auf- und Ausbauleistungen nötig, um eine Situation zu erreichen, „die die anderen Bundesländer für ihre Hochschulen bereits als kaum mehr vertretbar bezeichnen würden,“ sagte Timm. Im Vergleich der Länder-Ausgaben für Wissenschaft rangiere Bremen mit 350 Mark pro Einwohner am Ende der Skala ( zum Vergleich: Hamburg 750 Mark und Berlin 1.200 Mark pro Einwohner).
Für die Sicherung des kleinsten Bundeslandes würden hochqualifizierte junge Menschen gebraucht, die jedoch aufgrund der schlechten Studiensituation abwanderten. Dies gelte auch für qualifizierte Wissenschaftler, die Berufungen konkurrierender Hochschulen annähmen. Das Hochschulsystem in Bremen stelle die größte Ausbildungsstätte des Landes dar. Von 1981 bis 1991 habe sich die Zahl der Studierenden von 11.700 auf 24.500 mehr als verdoppelt. Trotz dieser Steigerungen sei keine entsprechende Haushaltsaufstockung erfolgt. dpa
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