: Bremen will Stahl-Firma nicht
■ Brinkumer Stahlfirma mit Großanlagenbau darf nicht auf AG-Weser-Gelände umziehen
„HKB-Stahlbauer können aufatmen“, titelte die Syker Kreiszeitung am 24. Juni: Das in Konkurs gegangene Stahlunternehmen aus Brinkum direkt vor den Toren Bremens könnte mit seinen ca. 100 Arbeitplätzen gerettet werden, wenn es umzieht auf das AG-Weser-Gelände. Dort sind andere Betriebe der Unternehmensgruppe, und dort in der großen Volumenbauhalle wenige Meter vom Weser-Kai entfernt werden derzeit schon riesige Stahl-Teile produziert, die auf dem Lande in Brinkum einfach nicht transportierbar wären: Ro-Ro-Heckrampen, Lukendeckel, Schiffsinnenböden.
Das AG-Weser-Gelände ist seit der Mitte der 80er mit zig Millionen-Aufwand für den Großanlagenbau bereitgehalten und ausgestattet worden. Genau das, was HKB in kleinem Umfang schon nutzt und was ihn ganz an die Weser zieht, sollte der Joker bei der Vermarktung dieser Flächen sein. „Quasi wie ein Hotel“, also auf Zeit, sollte das AG-Weser-Gelände „europaweit Anlagenbauern ... für die Integration und Verschiffung komplexer Anlagen“ zur Verfügung gestellt werden, lobt Dr. Eckstein, Gutachter für den Wirtschaftssenator, die Konzeption: „Seit einiger Zeit wird in der Hansestadt die Idee diskutiert“, „ein zündender Gedanke“. Nur: in den letzten Jahren seien Anlagen und Flächen leider zu „extensiv genutzt“ worden.
Die „letzten Jahre“ reichen zurück bis 1988 und länger. Damals schon hatten die Bremer Wirtschaftsförderer geschwärmt: „Schon heute kann von einer Zentralen Monateg- und Umschlagstätte für den Großanlaghenbau gesprochen werden, die in dieser Form und Größe an der Nordseeküste bisher nicht vorhanden ist“. Nur: Seit derselben Zeit fehlen auch die Unternehmen, die das Gelände nutzen.
Das Stahlunternehmen HKB wäre eines gewesen. Vielleicht nicht ein „erstklassiger Partner“, wie Wirtschaftsabteilungsleiter Timm sie sich wünscht, dafür ein real vorhandener. Kein „europaweiter“, aber einer, der mit realen Arbeitskräften nach Bremen kommen wollte. Und mit Aufträgen: Derzeit werden in der Volumenbauhalle zwei Car-Decks im Auftrage der US-Navy produziert, 10 Anschlußaufträge wären möglich, sagt HKB-Geschäftsführer Peichert, wenn er die Hallen über den Dezember 1994 hinaus bekommen und auch ganz auf das AG-Weser-Gelände umziehen könnte.
Daraus wird nun nichts. Nach einem Gespräch mit den Verwaltern des AG-Weser-Geländes von der SWG und den kommunalen Wirtschaftsförderern geht der HKB-Geschäftsführer davon aus, daß er sich anders orientieren muß: Was aus dem AG-Weser-Gelände werden soll, so hatte man ihm erklärt, sei völlig offen. Fünf ganz unterschiedliche Alternativen gebe es da, selbst der Abriß der großen und in den vergangenen Jahren wenig ausgelasteten Volumenbauhalle sei möglich. Ob Stahlbau da eine Zukunft habe, sei völlig offen.
Für die angeschlagene HKB bedeutet das: den Großauftrag der US-Navy muß die Stahlfirma absagen. Ob später ein derartiger Auftrag noch einmal zu akquirieren ist, wenn sich eine andere Firma als zuverlässiger auf den Markt etabliert hat, steht in der Sternen. Bisher hat die HKB in der Branche international einen guten Namen: HDW aus Kiel bestellte bei HKB in Brinkum, die Bremer Hegemann-Werft, die norwegische Kvaerner-Werft.
Nach Bremen umziehen wird die HKB nun nicht – die bremischen Wirtschaftsförderer wollen die Stahlfirma nicht, weil sie von dem ganz großen Coup träumen – wie seit Jahren: „Es ist nicht das erste Mal in Bremen, daß der Erfolg von Gewerbegebieten durch gesamtheitliche Zielsetzungen vorgeplant wurde“, schwärmt der Gutachter Eckstein im „Weser-Lotsen“ im Juli 1994. K.W.
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