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Bremen unter Glas

■ Die Innenstadt wird umgebaut. Wie, das zeigt ein Modell in der Bremischen Bürgerschaft

Bremens Innenstadt – eine Wandelhalle. Ein entsprechendes Modell ist seit gestern in der Bürgerschaft ausgestellt: Eine überglaste Achse zwischen Sögestraße und Marktplatz soll das tote Katharinenquartier und den Domshof beleben. Spätestens für die Weihnachtseinkäufe 1998 wird das Gebiet gegen Regen und Schnee abgedichtet – vorausgesetzt, die Bürgerschaft beschließt entsprechende Investitionen. Runde 10 bis 20 Millionen Mark soll die Stadt als Obolus zu den 220 Millionen Mark schweren Umbaumaßnahmen beisteuern; soviel will sich die Deutsche Bank als Großinvestor die neue Verbindung insgesamt kosten lassen; eine gläserne Passage quer durchs eigene Haus ist geplant.

Der Ausgangspunkt des städtebaulichen Projektes ist bereits markiert. Direkt am künftig überdachten Katharinenklosterhof, neben dem Lieferanteneingang zur City, der Katharinenstraße, hat die Bremer Landesbank schon losgelegt: In der jetzigen Baulücke wird ein Bürohaus mit Geschäften errichtet. Von hier soll die Käufer-Karawane demnächst weiterziehen, durch eine neugestaltete, überglaste Ladenpassage zwischen den Verwaltungsräumen der Deutschen Bank hindurch. Am anderen Ende, mit dem neuen Café auf dem Marktplatz, soll die Oase warten: Ein Café jedenfalls haben die Banker zum Herzstück des Ganzen erklärt. Kein Wandelgang ohne Trinkhalle. Dazu gehört eine großflächige Überdachung des unteren Domshofes, für Open-Air Veranstaltungen. Von der Einhaltung dieser Bauplanung des Kölner Architekten Joachim Schürmann und einem entsprechenden städtischen Zuschuß macht die Bank ihre Investitionen abhängig und drängt. „Wir könnten auch umbauen, ohne eine Passage einzuplanen. Dann wäre der Markt ein für allemal tot“, betont Ernst Wilhelm Contzen, der Direktor der Deutschen Bank.

Eine negative Entscheidung der Bank aber würde vor allem das Fedelhören und den Wall treffen. Dort hat der neue Entwurf viele Anhänger. „Ich begrüße die jetzige Planung“, sagt Herbert Korte, Geschäftsführer von Harms am Wall. Er hofft, daß noch im nächsten Jahr eine weitergehendes Konzept für die Bischofsnadel vorgelegt wird. „Eine schmale Überdachung an den Seiten, damit der Blick vom Wall auf den Dom frei bleibt“, wäre für ihn eine ideale Ergänzung. Sein Traum: der Rundgang ohne Regenschirm. Hin durch die Sögestraße und die neue Passage, zurück am Wall entlang und durch die Lloyd-Passage. Diese Visionen sind überschaubar und erprobt.

„Schließlich, wer ging schon in die Lloyd-Passage, als sie noch ,Kleine Hundestraße' hieß“, fragte gestern Bürgerschaftspräsident Dieter Klink, als er das neue Modell „Unter gläsernen Dächern“ öffentlich vorstellte. Das Dach gilt seitdem als Erfolgsrezept. Und das wird gebraucht: Die mickrige Verweildauer von zwei Stunden pro Bremer PassantIn wird im Städtevergleich kaum unterboten.

Zum Verweilen aber gehört Muße – und zur Muße das Café. Weil das alleine, wenn auch mit neuen Ladenangeboten kombiniert, aber noch kein Innenstadt-Konzept ausmacht, muß mehr her: Als Klammer des Entwurfs gilt das Glasdach auf dem Domshof. 25 Meter hoch soll es sich als gigantisches Glasquadrat über dem ebenfalls gläsernen Café und einem Fahrrad-Parkhaus erheben und öffentlichen Veranstaltungen ein würdiges Dach bieten. ede

Ausstellung des Modells in der Bremischen Bürgerschaft bis zum 13. April

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