: Bremen bereichert New York
■ Bremer Programm zum Kolumbus-Jubiläum abgespeckt, aber nicht gestrichen
Große Pläne hatte die Bremer Senatskanzlei schon vor über zwei Jahre zum Kolumbus-Jubiläumsjahr geschmiedet. Mit rund zehn Millionen Mark sollte Bremen mit seinen Häfen investitionsfördernd mitten in New York präsentiert werden. Zur Sponsorenwerbung war eine internationale Werbeagentur verpflichtet worden, Hans-Dietrich Genscher und Henry Kissinger firmierten als Schirmherren des Projekts „Columbus 92 — moving together“. Doch fünf Monate vor dem geplanten Termin des Spektakels hat die Senatskanzlei jetzt „die Notbremse gezogen“, wie Senatssprecher Klaus Sondergeld sagt.
Es hatte sich nämlich herausgestellt, daß die erhofften Sponsorengelder in Millionenhöhe ausgeblieben waren. Selbst das Auswärtige Amt des „Schirmherren“ Genscher hatte letztlich gepaßt. Sondergeld, neben seinem Amt als Senatssprecher auch Chef der „Bremenwerbung“, kündigte daraufhin „im gegenseitigen Einvernehmen“ unter Zahlung von 200.000 Mark den Vertrag mit der Werbeagentur Burson-Marstaller und nahm die Sponsorenwerbung in die eigene Hand. Ein Essen im Rathaus wurde organisiert, bei dem dann doch noch eine knappe Million Mark an Sponsorengeldern zusammenkam.
Die Organisation des Bremer Beitrags zum Kolumbus-Jubiläum liegt nun im wesentlichen in den Händen der Bremer Veranstaltungs-Agentur „Concerto“. Größter Brocken des insgesamt stark abgespeckten Programms: Eine Multimedia-Ausstellung zum Thema Auswanderung, die 3.7.-20.8. in der Unteren Rathaushalle und ab 10.9. auf Ellis Island, dem früheren Einwandererhafen New Yorks, gezeigt werden wird.
Am Beispiel zweier Einzelschicksale des 19. Jahrhunderts soll die Auswanderung von 50 Millionen EuropäerInnen in die Neue Welt, von denen rund sieben Millionen über Bremen/Bremerhaven ausreisten, plastisch werden. Ein „historischer Zeitgeist“, gesprochen von Renato Grüning (Shakespeare Company), führt die BesucherInnen der Ausstellung im drahtlosen Kopfhörer durch die verschiedenen Stationen der Auswanderung bis in die Neue Welt.
Fast sicher ist außerdem ein Auftritt des Bremer Tanztheaters mit dem Stück „Frida Kahlo“ in New York und eventuell sogar in Chicago und San Francisco. Das Goethe-Institut hat einen größeren Finanzbetrag dafür zur Verfügung gestellt.
In Bremen soll das Kolumbus- Jubiläum gleichzeitig mit einem einwöchigen Filmfestival in der Schauburg begangenen werden. Vor allem Filme emigrierter deutscher Regisseure werden gezeigt. Als „Stargast“ bemühen sich die Veranstalter um die Teilnahme von Billy Wilder.
Doch ob es den berühmten, aus Deutschland ausgewanderten, Regisseur wieder nach Bremen zieht ist derzeit noch ebenso unsicher wie die Frage, ob der ebenfalls über Bremen emigrierte Schirmherr Henry Kissinger am Bremer Gala-Abend zur Eröffnung der Auswanderungs-Ausstellung in Ellis Island teilnehmen wird. „Das hängt vor allem davon ab, ob er das als politischen oder als wirtschaftlichen Termin sehen würde“, sagt Bremen-Werber Sondergeld. Im zweiten Fall wäre sein Auftritt am Bremer Sekttresen nämlich mit den knappen Mitteln nicht zu bezahlen. Einspringen könnte allerdings Genscher. Als Ex-Außenminister hätte er die Zeit und als Ex-Bremer auch den nötigen Schuß Lokalpatriotismus dafür. Ase
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