■ Kommentar: Braves Alibi
„Wir würden nie eine Frau ablehnen, weil sie lesbisch ist“, sagt HSB-Sprecherin Anne Heitmann. Aber wunderlich ist es schon, daß diesmal bei der 3. Frauensportwoche ausgerechnet ein Großteil jener Workshops wegfällt, der aus dem Spektrum der sogenannten autonomen Frauen- und Lesbenbewegung kommt. Eine bittere Konsequenz aus der Affäre Friedel Gütt.
Schon bei dessen Wiederwahl vor einem Jahr wurde deutlich, daß nicht der tölpelige Sprücheklopfer Gütt, sondern dessen Kritikerinnen verbandsintern Contra kriegen. Und vermutlich ist es fast schon ein Wunder, daß die Macker im Verband überhaupt wieder eine Frauensportwoche zulassen. Aber die Spitze einer so großen Massenorganisation hat auch gegenüber Minderheiten eine demokratische Verantwortung. Widersprüche und die Angst vor Andersartigem auszuhalten muß auch hier gelernt werden.
Statt dessen geschieht nun eine klammheimliche Ausgrenzung, die genauso schlimm ist wie die offene a la Gütt. Während die Frauenausschußvorsitzende immerhin einräumt, daß es „auch eine Entscheidung des Präsidiums“ war, diesmal „weniger in die Breite“ zu gehen, schiebt der Verband offiziell nur „organisatorische Probleme“ vor.
Notwendig wäre die Aufarbeitung des Konflikts um die zweite Frauensportwoche und eine symbolische öffentliche Wiedergutmachung für die lesbischen Sportlerinnen gewesen. So aber muß sich die 3. Frauensportwoche den Vorwurf einer braven Alibiveranstaltung gefallen lassen.
Kaija Kutter
(Siehe Bericht Seite 25)
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