: Braut, Girlie, Widerständler
■ Unter dem Motto Puppen im Park werden so unterschiedliche Frauen wie Die Braut haut ins Auge, Lemon Babies und Rainbirds zusammengefasst
Sie sind selbstbewußt genug, um auch klassische Geburtstagsspiele zu ihren Bedingungen ausgehen zu lassen – die Braut haut ins Auge benannte sich nach der Wortreihung, die sich bei einer Stillen Post in einem fröhlichen Kreis ergeben hatte. Die vier Mitglieder lassen sich durch wenig beirren. Zu den deutschen Texten der Sängerin Bernadette Hengst spielte die BHIA auf ihrem Debut-Album einen vielsagenden, abwechslungsreichen Rappelkisten-Rock. Karend Denniek, Peta Devlin, Katja und Bernadette füllten aber schon vorher jeden Raum, den sie betraten, als diejenigen aus, die sofort strategisch wichtige Positionen für sich einnehmen und nach dem Motto „Alles für uns“ die Regeln bestimmen.
Jedoch das forsche, selbstverständliche, weitblickende, seltener schlampenrockig motzige Fordern ergänzt ein Gesang, der oft offene Türen einrennt. Nicht von allen wird erhofft, die Argumentationen der Feministin Judith Butler zu verlängern, nicht von jeder wird erwartet, sich widerständlerisch, dezidiert anti-patriarchal zu gerieren oder sich kritisch gegenüber der an vielen Diskussionen desinteressierten Schwester S zu äußern.
Aber auf eine seltsam zurückgenommene Weise wollte die BHIA schlicht da sein, Songs machen und „im Zweifelsfall auf der Seite von Rock'n'Roll“ stehen, wie die Gruppe einst in einem Radio-Interview sagte. Als könnte man sich in ein paar Punkten doch noch mit Tom Petty oder Stefan Waggershausen einig werden. Man bekam nicht unbedingt Lust, Bernadette Hengst zu widersprechen, aber ihr zuzustimmen, ermüdete. Jetzt steckt die Gruppe mitten in den Aufnahmen für das hoffnungsvolle zweite Album. Die BHIA ist ein kluge Band, die bisher nicht gewillt schien, den schnell aufgeklebten „Starke Frauen“- Button wieder abzureißen. Das ändert sich nun. Im Konzert mit den Lemon Babies, wird die BHIA mit neuen Stücken einen für sie leicht zu vollführenden, fälligen Schritt machen. Neben ihren Kicheranfällen gibt es über Diane, Dodo, Julia und Kaja zu sagen, daß sie Girlies-Pop machen, der sich wegen der wimmernden Farfisa-Orgel den 60s verpflichtet fühlt. Die Rainbirds hingegen führen in der Zwischenzeit arty Chanson-Rock auf. Kristof Schreuf 3. Juni, Stadtpark, 15 Uhr
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