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Bratspieße und Butterstampfer

■ Warum es Hunde oft besser haben als viele Menschen, zeigt eine Ausstellung in Hamburg bis zum August

Warum sind Hundebesitzer neurotisch? Warum ist der Hund oft der liebste Mensch? Eine Ausstellung im Hamburger „Altonaer-Museum“ zeigt es unter dem Titel „Ein Hundeleben“. Allerdings nur unfreiwillig. Die Kulturgeschichte der Vierbeiner ist das Thema. Hunde als Luxus- und Knuddelobjekt, Spielzeug, Seelenmülleimer und Helfer bei der Arbeit. Die Ausstellung, von Hundefans auf zwei Etagen liebevoll gestaltet, wird für Hundehasser zum Satiretreff.

In Mehrpersonenhaushalten des 17. und 18. Jahrhunderts waren sie, die Bellos, noch als alternative Energiequelle im Einsatz. Nüchtern, emotionslos wurden sie als tierische Antriebe für Bratspieße und Butterstampfer eingesetzt. Eingesperrt in Tretmühlen hatten sie den Auslauf, den sie benötigten und halfen fleißig mit. Als das gemeine Volk den noch gemeineren Köter aus der Küche verbannte, wurde er zur Plage der Reichen. Ergo kamen Hundebomben anno 1912 auf den Markt: als Abwehrwaffe für den Radfahrer oder den Automobilisten, abgepackt in Kisten zu 50 oder 100 Stück. Man wußte ja nie, wieviele Kläffer sich einem in den Weg stellen würden.

Heutzutage sind die arbeitslosen Tiere die Gesellschafter des einsamen Menschenherzens. Ob arm, ob reich spielt keine Rolle, drückt sich jedoch in der jeweilig an der Leine geführten Hunderasse aus. Den Windhund für die Betuchten, den Dackel für die Oma an der Ecke. Gleichermaßen werden die Köter meist als Kinder- oder Partnerersatz begriffen (Obacht: Sodomie wird strafrechtlich verfolgt), dementsprechend hofiert, zum Kacken getragen und mit Gourmetnahrung verwöhnt: Anti-Flohbiskuits als Vorspeise, Kaninchenbraten a la Blondi (nach der Schäferhündin von GröFaZ Adolf) und vegetarischer Gemüsetopf als Hauptgericht. Zum Dessert werden Tropic Drops oder Milch-Cracker gereicht.

Der ganze Hokuspokus – eine Klamotte, ein Witz? Iwo, mitten aus dem Hundeleben gegriffen. Das komplette Interieur einer sogenannten Hundebedarfshandlung beweist es: Alf aus dem Fernsehen als Knabberspaß, Micky-Mouse und das Quietsche-Entchen für die Frischlinge zum Warmkauen. Die Konsumindustrie erfüllt auch hier fast jeden Wunsch.

Die Hundegesundheit wiederum ist ein Thema für sich, auch im Altonaer Museum: ein vollständig eingerichtetes Tierarztzimmer, Warteraum inklusive. Bei den Veranstaltungen rund um die Ausstellung bleibt zudem kein Auge trocken. Hamburger Tierärzte, denen die Hunde vermutlich vertrauen, informieren genauso wie die Hundestaffel der Polizei über das kläffende Menschenkind.

Am 23. April wird gar die Diplom-Psychologin Renate Wendt mit ihren Thesen auf den Plan treten: Bei Neurosen und Verhaltensstörungen liege das „Problem nicht beim Hund, sondern beim Hundehalter selbst“. Die armen Kreaturen seien so unschuldig wie kleine Babies, die noch nicht sprechen könnten.

Selbst beim Tod werden die Hunde nicht mehr tierisch behandelt. Das Hamburger Hundemausoleum am Himmelmoor kündet davon. Der letzte Liebesdienst: ein menschliches Begräbnis. Ein marmornes Denkmal für Susi („Dein Leben war Treue“) und für Peer, „den besten aller Hunde“, eine griechische Statue. Ein Skandal für die Hundeeltern, daß nur 100 Wuftis dort ihre letzte Ruhestätte finden können.

Markus Götte

Die Ausstellung „Ein Hundeleben! – Zur Kulturgeschichte einer geliebten und geschundenen Kreatur“ läuft noch bis zum 13. August im Altonaer Museum in Hamburg. Geöffnet ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr.

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