Kommentar: Braten statt Folter?
■ Asyldebatte verschleiert Fluchtgründe
Ist der Abgestürzte ein Opfer der Polizei? Eines Beamten, der besorgte Verwandte mit möglicherweise geheucheltem Mitgefühl abspeiste? Vielleicht um sich die unangenehme Situation, in die ihn besorgte Verwandte, brachten, zu erleichtern? Der aber nicht mehr Verantwortung haben wollte als ein Postbeamter? Als läge hinter der Krankenhaustür kein zusammengebrochener Abschiebeflüchtling?
Nein, der Fall liegt komplizierter – wenngleich der Wachtposten auch Verantwortung trägt. Allerdings ist weder der Polizist ein Einzelfall, noch der Kurde, der in einer offenkundigen Verzweiflungstat sein Leben riskierte. In den letzten 14 Monaten sind allein in Bremen drei Ausländer aus dem Fenster gesprungen, nachdem sie in die Hände der Polizei gefallen waren. Im Oktober 1997 sprang ein Illegaler in den Tod. Im Herbst versuchte ein – ebenfalls illegaler – Sudanese, dem Zugriff der Polizei an einer Regenrinne zu entkommen. Er ist heute querschnittsgelähmt. Jetzt ist es ein Kurde.
Jedesmal zeigte sich die Polizei überrascht. Das ist das Ergebnis einer Asyldebatte, die den Schutz deutscher Grenzen über den vor politischer Verfolgung hebt. Wie könnte man nicht annehmen, daß Leute durchdrehen, die möglicherweise Folterern übergeben werden? Die aktuelle Asyldebatte hat verschleiert, daß es bei vielen Flüchtlingen um mehr geht als um die Angst, morgen keinen Braten auf dem Tisch stehen zu haben. Eva Rhode
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