: Brasilianer wird Kosovobeauftragter
New York (dpa/rtr) – Der Brasilianer Sergio Vieira de Mello ist zum provisorischen Leiter der zivilen Einheiten der UNO im Kosovo ernannt worden. Dies teilte die Organisation am Samstagmit. Der 51jährige Vieira de Mello ist seit Januar 1998 Untergeneralsekretär für humanitäre Angelegenheiten im New Yorker UN-Hauptquartier und war vorher Beigeordnerter Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge. Als ständige Leiter sind der ehemalige irische Außenminister Dick Spring und der ehemalige algerische Außenminister Lakhdar Brahimi im Gespräch.
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London (dpa) – Die angeblich mangelnde Koordination zwischen britischen und US-amerikanischen Militärs vor dem Einrücken in das Kosovo ist am Samstag von britischen Zeitungen als „Farce“ kritisiert worden. Die Verwirrung am Freitag und das Vorrücken russischer Soldaten nach Pritina habe eindeutig Züge mangelnder Organisation getragen. „Zeitweise herrschte Panik“, schrieb der Korrespondent der Times. Die Szenen hätten ihn an britische Fernsehkomödien über den Zweiten Weltkrieg erinnert.
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Bonn (AP) – Die FDP hat der Bundesregierung Fahrlässigkeit vorgeworfen. FDP-Chef Wolfgang Gerhardt kritisierte am Samstag in Bonn, die Regierung schicke deutsche Soldaten in die „gefährlichste Aktion seit Bestehen der Bundesrepublik“, ohne daß Klarheit über das Kommando bestehe. Der nicht abgesprochene Einmarsch russischer Truppen in die Kosovo-Hauptstadt Pritina sei ein besorgniserregendes Zeichen. Die rot-grüne Koalition habe sich „inbrünstig mit der Inszenierung des Friedens vor einem Wahltag befaßt und dabei fahrlässig mißachtet, Gefahrenquellen ersten Ranges auszuräumen“.
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Hamburg (dpa) – Der jugoslawische Präsident Slobodan Miloevic wird nach Einschätzung des Militärexperten Holger May vom Bonner Institut für Strategische Studien künftig verstärkt die Opposition im Land unterdrücken. „Moderne Autokraten verstehen es inzwischen recht gut, innenpolitisch zu überleben“, sagte May am Samstag im Norddeutschen Rundfunk. Die bisherige Nato-Strategie sei „sicherlich nicht dazu geeignet, Herrn Miloevic zu stürzen“, sagte May.
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Magdeburg (dpa) – Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Günter Verheugen, geht für die Zeit nach dem Ende des Kosovo-Konflikts von einer demokratischen Entwicklung in Jugoslawien und der Entmachtung von Präsident Slobodan Miloevic aus. „Ich glaube fest an einen Demokratisierungsprozeß ohne Miloevic“, sagte Verheugen der Magdeburger Volksstimme. Einen drohenden Konflikt mit Rußland wegen der verfrühten russischen Truppenbewegungen in der Region sieht Verheugen nicht. Die russische Regierung habe bei den G-8-Verhandlungen und der Verabschiedung der Resolution im UN-Sicherheitsrat konstruktiv mitgewirkt.
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