: Brand nach Lesung
■ In Neumünster wurde Kulturwerkstatt nach Projektwoche „Knast und Kultur“ angezündet / Anschlag auch auf Autor
Berlin (taz) - Die selbstverwaltete „Kulturwerkstatt“ im schleswig– holsteinischen Neumünster ist in der Nacht von Montag auf Dienstag nach einem Brandanschlag fast völlig zerstört worden. Nach Angaben einer „Werkstatt“–Mitarbeiterin hat der Besitzer des Hauses bereits gestern eine Abrißgenehmigung beantragt. In der „Kulturwerkstatt“ finden neben Lesungen, Kleinkunstveranstaltungen und Talkshows auch die Treffen verschiedener linker Gruppen und Bürgerinitiativen statt. Nach Berichten von Regine Lippka, Mitarbeiterin in der „Kulturwerkstatt“, hat es in der letzten Zeit gegenüber linken Einrichtungen in Neumünster verbale Angriffe und Störungen von Rechtsradikalen gegeben. Die Belegschaft der „Kulturwerkstatt“ vermutet auch hinter dem jüngsten Anschlag politische Motive. Bereits vor drei Jahren wurde eine Faschismus–Ausstellung von Drohungen und Belästigungen durch norddeutsche Rechtsextremisten begleitet. Damals konnte aber nicht zweifelsfrei geklärt werden, ob es sich um eine Faschisten–Aktion handelte. Die Tatsache, daß bei dem neuerlichen Brand auch Aktenordner von politischen Gruppen verschwanden, verstärkt für die Belegschaft den Verdacht einer Täterschaft von rechts. In der vergangenen Woche veranstaltete die „Kulturwerkstatt“ eine Projektwoche zum Thema „Knast und Kultur“, die am Montag abend mit einer Lesung des Schriftstellers und Journalisten Werner Schlegel beendet wurde. Schlegel war in den siebziger Jahren sechs Jahre inhaftiert, die meiste Zeit davon in Isolationshaft. Auf Schlegel selbst, dessen politische Geschichte in Vorankündigungen dargestellt wurde, ist ein weiterer Anschlag versucht worden. Wie er der taz berichtete, geriet sein Wagen während der Heimfahrt ins Schleudern, weil alle vier Radmuttern gelockert worden waren. Er erstattete daraufhin Anzeige bei der Polizei in Neumünster. ak
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen