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Bothas Partei hofft auf ehrenvolle Niederlage

■ Erste Fernsehdebatte auf Südafrikas Bildschirmen vor Teilwahlen in Transvaal / TV–Zuschauer durften zuhören, warum das Botha–Regime eine rechtsradikale Opposition braucht - und fürchtet / Vormachtstellung der regierenden Konservativen Partei nicht in Gefahr

Johannesburg (afp) - Im Kampf um die Stimmen in zwei südafrikanischen Wahlkreisen erlebten die Fernsehzuschauer in der Nacht zum Dienstag etwas im Lande bislang völlig Unbekanntes: eine Fernsehdiskussion. In dem 50–minütigen Fernsehduell standen sich der Chef der Südafrika regierenden Nationalen Partei (NP), Frederik de Klerk, und der Führer der rechtsradikalen Konservativen Partei (CP), Andries Teurnicht, gegenüber. Am Mittwoch wurden in zwei Wahlkreisen der Provinz Transvaal Nachwahlen abgehalten. Die Kreise Schweizer–Reneke, eine ländliche Region westlich von Johannesburg, und Standerton, im Osten der Provinz, waren im vergangenen Mai von den Konserva tiven gewonnen worden; die Resultate wurden jedoch für ungültig erklärt. Es wird erwartet, daß die CP die beiden Sitze wieder erringt. Die erste Fernsehdebatte im gerade zwölf Jahre alten südafrikanischen Fernsehen zeigte jedoch klar die politischen Fronten innerhalb der Afrikaner: Die rechtsextreme Regierungspartei, die gerade 18 Anti–Apartheid–Gruppen jede politische Betätigung verboten hat, präsentierte sich gegenüber den ultraradikalen Konservativen geradezu als „gemäßigt“. Klerk forderte Teurnicht auf, die Zusammenarbeit seiner Partei mit der neofaschistischen „Afrikaner–Widerstandsbewegung“ AWB aufzugeben, die für mehrere Terrorakte gegen Schwarze verantwortlich gemacht wird. Mindestens drei der 22 CP–Parlamentsabgeordneten sind gleichzeitig Mitglied der AWB. Klerk warf der CP vor, ihr Plan, Südafrika in 13 reinrassische „Staaten“ aufzuteilen, darunter zehn schwarze Homelands, zwei für Asiaten und Mischlinge und einen Staat für Weiße, sei völlig unrealistisch. Der Führer der größten Oppositionspartei im weißen Parlament begnügte sich mit einem Rundumschlag gegen die Öffnung von Stränden für alle Rassen, gegen die steigende Zahl von Schwarzen, Mischlingen und Asiaten in den weißen Wohngebieten, gegen die Erlaubnis von Mischehen und gegen die 1984 eingerichteten Parlamentskammern für Mischlinge und Asiaten. Die politische Hegemonie der regierenden NP mit ihren 123 Sitzen steht zwar bei den Wahlen nicht zur Debatte. Die Regierung in Pretoria ist jedoch beunruhigt über den Erfolgstrend der ultrarechten. Die CP erhielt bei den letzten landesweiten Wahlen im vergangenen Mai zwar nur 22 Sitze, aber etwa halb soviel Stimmen wie die seit 1948 am Kap herrschende Partei Bothas. Nur das für die Regierungspartei vorteilhafte Wahlrecht konnte den Vorsprung sichern.

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