: Bosnieneinsatz beginnt
■ Erste Bundeswehrflugzeuge transportieren Material nach Italien
Hamburg (dpa) – Mit dem Aufbau einer Luftbrücke ist die Bundeswehr gestern zu ihrem ersten möglichen Kampfeinsatz im Ausland gestartet. Transall-Transportmaschinen flogen erste Soldaten und Material zum norditalienischen Fliegerhorst Piacenza. In Piacenza soll ein Lufttransportstützpunkt mit etwa tausend deutschen Soldaten aufgebaut werden. Von dort aus sollen deutsche ECR-Tornados zu ihren Einsätzen in Bosnien starten, um die Schnelle Eingreiftruppe der Franzosen, Engländer und Niederländer zu unterstützen.
Die gestern gestarteten Maschinen hatten ausschließlich Material zum Aufbau des Lufttransportstützpunktes an Bord. Heute beginnt der eigentliche Transport des schweren Geräts, darunter auch Triebwerke für die Kampfflugzeuge. Für den gesamten Materialtransport sind mindestens 100 Transall-Flüge notwendig. Die ersten der insgesamt acht Tornados werden an diesem Donnerstag Deutschland verlassen. Ende dieses Monats sollen sie einsatzbereit sein. Außer den 1.000 Soldaten in Piacenza werden Mitte August 500 deutsche Sanitäter und Ärzte im Feldlazarett im kroatischen Split zur Unterstützung der Eingreiftruppe bereitstehen. Die Bundesregierung hatte ein größeres Engagement der Deutschen im früheren Jugoslawien als bisher bereits vereinbart am Wochenende erneut abgelehnt.
Angesichts der jüngsten Entwicklung in Bosnien und dem Vorrücken der bosnischen Serben auch auf die ostbosnische Muslimenklave und UN-Schutzzone in Žepa forderte der SPD-Außenpolitiker Freimut Duve eine wirklich wirksame Garantie für die verbliebenen Muslimenklaven. Es sei an der Zeit, das „Verhungernlassen“ und das Nichtdurchlassen von Medikamenten mit Waffengewalt zu beenden.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Norbert Gansel sagte, die Serben müßten nun mit stärkeren militärischen Maßnahmen rechnen, da sonst Autorität und Funktionsfähigkeit der UNO zerstört würden.
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