piwik no script img

Born of suburban frustration

■ Die Lo Fidelity Allstars aus Brighton kochen mit Big Beat, Büchsenbier und black music ihr eigenes scharfes Süppchen

Das ist nichts für Feingeister. Wo Skint draufsteht, ist Effekthascherei mit der Bierbüchse in der Hand und eine möglichst hohe Informationsdichte pro Sekunde drin. Da geht die Post ab – aber richtig und immer. Die Projekte des Labels aus Brighton – ob Fatboy Slim, Bentley Rhythm Ace oder eben Lo Fidelity Allstars – würden für einen Gag ihre Oma oder wenigstens ihre musikalische Sozialisation verkaufen. Manche Skint-Tracks funktionieren dann auch wie Werbe-Jingles, die in wenigen Sekunden so viele Anschlüsse wie möglich herstellen sollen, ohne sich einer bestimmten Szene zu verpflichten. Brighton's Big Beat Boutique.

In Quadrophenia noch der Austragungsort der Revierkämpfe zwischen Mods und Rockern, hausten immer wieder Londoner Musikerbunches wie die Creation-Leute für einige Zeit im Seebad. Anders als Blackpool galt der London am nächsten gelegene Badeort immer als streng middle-class. Doch die Skint-Wild-Bunch stammt aus dem Amüsierstädtchen selbst, das außerhalb der Saison ziemlich öde sein muß. Oder wie die Lo Fidelity Allstars sogar aus der Satellitenstadt Horsham. Das rückt das Gründungsmotiv des Sextetts (“born of suburban frustration“) in ein anderes Licht.

Seit vier Jahren schon als Duo auf dem Weg zu den DJ-Pulten Londons wuchsen die Allstars zu einer richtigen Band heran – orientiert am Ladism der Happy Mondays, der schlechten Laune von Mark E. Smith und der Vielseitigkeit von Primal Scream. Sie gaben sich bekloppte Namen wie „Albino Priest“ und heimsten mit dem Debüt How To Operate With A Blown Mind in Britannien mehr als einen Achtungserfolg ein.

Zwar sampeln sie hier ausgiebig black music – von Eartha Kitt über Paris zu Rick James – blenden dabei aber den Funk aus. „We're a rock'n'roll band“, bringt Sänger Dave Randell ihre Aneignungstechnik auf den Punkt. „At the end of the day, it's all rock'n'roll.“ Naja, kommt auf den Tag an. Bei den Lo Fidelity Allstars muß es jedenfalls täglich knallen. Und das ist gut so.

Volker Marquardt

Mo, 21. September, 21 Uhr, Mojo

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen