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■ TennisBoris Becker schlampte nur für kurze Zeit

Melbourne (dpa/taz) – An Selbstvertrauen mangelt es Jewgeni Kafelnikow schon lange nicht mehr. Bei den Australian Open zum Beispiel ist er überzeugt, daß er nicht nur das Viertelfinale gegen Boris Becker übersteht, sondern am Ende auch den Turniersieg davontragen wird. „Wer zehn Dollar auf mich gesetzt hat, kann ruhig auf 100 erhöhen“, sagte der Russe nach seinem lockeren 6:3, 6:2, 6:4 gegen den US-Amerikaner MaliVai Washington, „ich werde schon auf sein Geld achten.“

Zusätzlichen Grund zum Optimismus hat Kafelnikow sicherlich aus dem ersten Satz des Achtelfinalspiels zwischen Becker und dem Neuseeländer Brett Steven gezogen. Wer da auch nur einen Dollar auf den Deutschen gesetzt hatte, wäre wohl am liebsten sofort zum Buchmacher gerannt und hätte alles rückgängig gemacht. Schlechte Aufschläge, miserable Vorhand, Fehler am Netz – keine Spur von der vorzüglichen Form aus dem Match gegen den Schweden Magnus Larsson. Nach einer knappen halben Stunde hatte Becker den ersten Satz mit 1:6 verloren.

Auch danach wurde es zunächst kaum besser, und als der Weltranglistenvierte auch noch seinen Aufschlag zum 2:3 verlor, stellten sich die optimistischeren Exemplare seiner Fans schon auf das nächste Fünfsatzmatch ein. Aber dann gelang Becker das Break zum 3:3, und von diesem Punkt an hatte er die Partie im Griff. Seine Aufschläge wurden immer tückischer, die Sicherheit kehrte zurück, und Steven baute zur gleichen Zeit mehr und mehr ab. Den zweiten Satz holte sich der 28jährige Deutsche mit 6:4, den nächsten mit 6:3, und im vierten überließ er dem resignierenden Neuseeländer gerade noch zwei Spiele.

Vorher hatte zum Entsetzen der Australier der Höhenflug ihres neuen Lieblings Mark Philippoussis jäh sein Ende gefunden. Dem 19jährigen erging es wie vielen unerfahrenen Spielern, bei denen einem großen Sieg häufig ein extrem schwaches Match folgt. Gemildert wurde der Schock für die Einheimischen lediglich dadurch, daß der Bezwinger von Pete Sampras wenigstens von einem Landsmann aus dem Turnier geworfen wurde. Mark Woodforde besiegte Philippoussis glatt mit 6:2, 6:2, 6:2 und erreichte als erster Australier seit Pat Cash 1988 das Viertelfinale in Melbourne. „Mark ist so jung“, sagte der 30jährige Woodforde, „für mich läuft die Tennisuhr langsam ab. Er soll es mir noch einmal gönnen.“Matti

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