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Bonner Wahloptimismus gedämpft

■ Neuer sowjetischer Botschafter: „Wir verhandeln sehr intensiv, aber wir müssen uns Zeit lassen“

München (taz/afp) - Gesamtdeutsche Wahlen können nach Auffassung des neuen sowjetischen Botschafters in Bonn, Wladislaw Terechow, erst stattfinden, wenn die 2+4 -Außenministergespräche der beiden deutschen Staaten und der vier Siegermächte des Zweiten Weltkrieges abgeschlossen sind. In einem Interview der Illustrierten 'Bunte‘ warnte Terechow vor einem allzu engen von Bonn diktierten Zeitplan: „Vor einer gesamtdeutschen Wahl müssen erst alle anstehenden Fragen bei den 2+4-Gesprächen gelöst werden.“

Zugleich dämpfte er zu optimistische Erwartungen auf einen schnellen Abschluß der Verhandlungen. „Wir verhandeln sehr intensiv. Aber wir müssen uns Zeit lassen für diese Gespräche, um zu guten einvernehmlichen Lösungen zu kommen.“

Der neue sowjetische Botschafter, der vor vier Wochen Juli Kwizinski ablöste, betonte den Wunsch seines Landes nach freundschaftlichen Beziehungen mit den Deutschen. Es gehe bei der Diskussion um die Wiedervereinigung in der Sowjetunion „nicht um eine Angst vor den Deutschen“. „Aber“, so Terechow, „es gibt Befürchtungen, die allerdings nichts mit den Deutschen als Menschen, sondern mit der Politik zu tun haben. Es entsteht allgemein die Befürchtung, daß der Kalte Krieg wiederkommen könnte, daß es nicht gelingt, die riesigen militärischen Potentiale in Ost und West abzubauen.“

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