■ Bonn apart: Bonner Klosterleben
Bonn (taz) – Was hat das Bonner taz-Büro mit einem Kloster gemeinsam? Die asketische Lebenshaltung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Den unbedingten Glauben? Die praktizierte Gemeinschaft? Oder die trotz aller hektischen Betriebsamkeit immer spürbare Vertrautheit mit den letzten Dingen?
Wir sind gut ausgelastet und hatten uns deshalb mit diesen Fragen bislang nur wenig beschäftigt – vielleicht zu wenig. Bis neulich das Telefon klingelte. Es war ausnahmsweise keiner dieser nervigen Drohanrufe, mit denen die Berliner taz-Zentrale gewöhnlich den Redaktionsschluß anmahnt. Es war ausnahmsweise keine Blitzmeldung von so unersetzlich wichtigen Bonner Instituten wie dem „Informationsbüro der deutschen Milchindustrie“. Es war ausnahmsweise nicht der vergeßliche Kollege auf der Suche nach einer Telefonnummer. Und es war auch keiner dieser auswärtigen Wohnungsuchenden, der in „der Bonner Tageszeitung“ eine Suchanzeige aufgeben wollte.
Die Anruferin nannte ihren Namen nicht. Sie klang unheimlich weit weg und sagte mit wackeliger Stimme: „Ich hätte gern die Broschüre ,Kloster auf Zeit‘“.
Um möglichen Mißverständnissen vorzubeugen, sei es hier in aller Deutlichkeit gesagt: Wir im Bonner Büro der taz haben keine Broschüre mit dem Titel „Kloster auf Zeit“ herausgegeben, und wir haben auch nicht vor, das zu tun.
Und obwohl wir viel zu wenig aus der Berliner Zentrale mitkriegen, so sind wir uns doch ganz sicher: Auch dort gibt es keine Kloster-Broschüre. Artikel schreiben wir höchstens über das „rote Kloster“ – die ehemalige Journalisten-Hochschule der DDR in Leipzig.
Kurz: Auf genau diese Auskunft hin fragte die schockierte Anruferin: „Ja ist dort nicht die Vereinigung der Ordensoberinnen Deutschlands?“
Wir mußten die Frau enttäuschen. Wir bieten schließlich auch keine „Schnupperlehrgänge“ in unserem Kloster an. Die Vereinigung der Ordensoberinnen Deutschlands aber tut das – zum Beispiel unter dem Titel „Ora et labora – Gebet, Meditation und Waldarbeit“. Aber leider haben die ehrenwerten Oberinnen trotz aller innerer Konzentration in einem von ihnen herausgegebenen Faltblatt („Meditation, Besinnung, Exerzitien“) statt der eigenen Telefonnummer unsere Büronummer angegeben.
Deshalb hier eine notwendige Serviceleistung: Wem der Sinn steht nach einem „Wochenende im Kloster“: 0228/212 115 wählen. Teuer ist das nicht, wie die Broschüre verspricht: „Bei einer Mithilfe von vier Stunden am Tag (meist in Garten und Wald) entstehen für Unterkunft und Verpflegung keine Kosten.“ Worauf warten Sie noch? Hans Monath
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