: Blutrünstig
■ Zur bevorstehenden Hinrichtung der „Sharpeville Six“ in Bothas Apartheid–Staat
Nur das Schweigen von Strauß zu den geplanten Hinrichtungen in Südafrika überbietet noch den Zynismus des Apartheid–Regimes: Botha will morgen früh nicht nur sechs Menschen hängen, denen selbst das zuständige Gericht keine direkte Schuld an dem Lynchmord eines schwarzen Kollaborateurs nachweisen konnte. Um der südafrikanischen Opposition ihre Ohnmacht noch einmal deutlich vor Augen zu führen, hat Henker Botha den Hinrichtungstermin auch noch so gelegt, daß die Beerdigung der „Sharpeville Six“ mit dem Jahrestag des Sharpeville–Massakers vom 21.März 1960 am Montag zusammenfallen wird. Damals erschoß die südafrikanische Polizei 69 unbewaffnete fliehende Demonstranten. Trotz internationaler Proteste wird Botha die Verurteilten nicht begnadigen. Im Gegenteil: Er will an ihnen ein Exempel statuieren, um den Widerstand zu brechen und zu zeigen, daß das Regime politische Morde - zumal an Stadträten - nicht zu tolerieren bereit ist. Denn im Oktober sollen in den südafrikanischen Schwarzen–Ghettos Stadtratswahlen stattfinden, die von der schwarzen Bevölkerungsmehrheit entschieden abgelehnt werden. Viele der jährlich über hundert Todeskandidaten in Südafrika werden hingerichtet, weil sie selbst tatsächlich oder angeblich hinrichteten. In den vom Krieg des Apartheid–Regimes gegen die Bevölkerungsmehrheit erschütterten Townships werden Kollaborateure von Straßengerichten verurteilt oder von aufgebrachten Massen gelyncht. Doch unabhängig davon, ob im Einzelfall die Tat nachgewiesen werden kann oder nicht, dem Apartheid–Staat kann nicht die geringste Legitimation zugesprochen werden, ein Urteil zu fällen, denn er übt selbst blutigen Terror aus. Allerdings ist die Saat des Apartheid–Regimes aufgegangen. Gewalt gehört zum Alltag vor allem der schwarzen Jugendlichen. Selbst moderate Kirchenführer und Gewerkschafter haben inzwischen die Hoffnung aufgegeben, daß der Konflikt mit friedlichen Mitteln zu lösen ist. Nur westliche Regierungen, die mit dem Regime kollaborieren, halten eisern an der Illusion fest, durch Appelle etwas bewegen zu können. Michael Fischer
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