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Blockade für mehr Seminare

■ Zukünftige Sozialarbeiter kämpfen für bessere Studienbedingungen an der überfüllten FHSS/ Direktor will sich nun für zusätzliche Seminare einsetzen

Schöneberg. Erfolgreich haben sich gestern etwa 30 StudentInnen des ersten Semesters an der Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (FHSS) für eine Verbesserung ihrer Studienbedingungen eingesetzt. Seit früh um 8 Uhr blockierten die StudentInnen den Eingang ihres Hochschulgebäudes an der Karl-Schrader-Straße mit Tischen, Stühlen und Transparenten und forderten Direktor Reinhart Wolff zu einer Stellungnahme zu den ständig sich verschlechternden Studienbedingungen auf. Nach zwei Stunden ließ Wolff sich auf der Straße blicken und bot einer studentischen Delegation ein Gespräch an. Bei den anschließenden Verhandlungen sicherte er zu, sich bei der heutigen Sitzung des Akademischen Senats für die Einführung von drei zusätzlichen Seminaren im ersten Semester einzusetzen.

Vorangegangen waren seit Semesterbeginn am 1. April Auseinandersetzungen der Studierenden mit der Hochschulleitung. Weil sich die Anzahl der Studenten durch erfolgreiche Kapazitätsklagen auch in diesem Semester von den vorgesehenen 130 auf 170 erhöht hatte, war es in den Seminarräumen immer enger geworden. In Räumen mit 25 Plätzen sollten bis zu 60 StudentInnen unterrichtet werden. Ein Seminar über »Grundprobleme der Sozialarbeit« war kürzlich von seiten der Dozenten abgelehnt worden, da sie sich weigerten, 60 StudentInnen in einem Seminar zu unterrichten. Auch die Fachkonferenz der Dozenten hatte bereits öffentlich festgestellt, daß es »unzumutbar« sei, mit 40 Leuten vertiefenden Unterricht abzuhalten.

»Es geht doch nicht, daß es hier nur darum geht, das Gähnen zu kanalisieren«, ereiferte sich gestern Student Martin Müller. »Wenn wir nur noch zu Hause sitzen und lernen, weil es hier zu voll ist, brauchen wir doch nicht zu studieren.« Schließlich sollten gerade Sozialarbeiter dazu ausgebildet werden, so Müller, später mit Menschen und nicht nur mit Büchern zu arbeiten.

Die Studierenden hatten in den vergangenen Wochen gefordert, Lehrstunden aus Forschung und Weiterbildung abzuzweigen und in die Lehre zu stecken. Die von Wolff zugesicherten drei zusätzlichen Seminare müssen heute vom Akademischen Senat abgesegnet werden. Die Hauptforderungen der StudentInnen wären somit erfüllt. jgo

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