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Blinder Boykott ungeeignet

betr.: „Privatisierung einmal anders“ (Afghanistan und Kongo: Was sich über das Helfen lernen lässt), taz vom 22. 1. 02

Wirklich merk-würdig im wahrsten Sinne des Wortes, eben bemerkenswert, ist die „Meinung“ von Dominic Johnson.

Kirchenkreise in Wuppertal haben kürzlich ernsthaft diskutiert, den Coltan-Import aus dem Ostkongo zu boykottieren. Wen will man damit treffen? Mit den Kriegsgewinnler-Freunden der Warlords würde man auch einen der wenigen ertragsfähigen Wirtschaftszweige im Ostkongo treffen. Dominic Johnson hat vor kurzem schon einmal berichtet, dass aus klein-handwerklich betriebenem Coltan-Abbau auch „kleine Leute“ ihren Lebensunterhalt bestreiten und dies eine friedliche Alternative zum ebenso klein-handwerklich betriebenen „Kriegshandwerk“ darstellen kann. Viel konstruktiver wäre – wie von D. Johnson vorgeschlagen – internationaler Druck auf das „Gewerbe“ mit offiziellen Abgaben an einen international gelenkten „Trust Fund“ für Aufbau-Investitionen.

Wo dem Gemeinwohl verpflichtete staatliche Strukturen vorläufig fehlen, kann der Aufbau nur über privatwirtschaftliche funktionieren – mit im Ostkongo existierenden NROs und Privatfirmen. Mit der überholten Verteufelung des kapitalistischen Ausbeuters kommt man im Ostkongo nicht weiter. […] Während sich die Pseudo-Politiker in ihrem interkongolesischen Dialog noch eine Weile um ihre Pfründen streiten, muss schnellstens mit allen Mitteln der totalen Verarmung der Bevölkerung entgegengewirkt werden. Das inzwischen auch von der deutschen Bundesregierung propagierte Instrument der „Public Private Partnership“ ist dafür jedenfalls geeigneter als blinder Boykott.

MARTIN DIETZ, freier Mitarbeiter der

Deutschen Welthungerhilfe e. V. Bonn

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