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Bleibt Sprengel ein „Un-Ort“?

■ Nordstädter engagieren sich stärker für die Verkehrsberuhigung als für Sprengel-Altlasten

Der Konflikt um das ehemals besetzte Sprengelgelände und die Sanierungspolitik sind out, Verkehrsberuhigung ist in. Indizien für diesen in der hannoverschen Nordstadt neuen Trend: Die drei Bürgerversammlungen von Anwaltsplaner Michael Tertilt zum künftigen Verkehrskonzept für das Uni-Quartier besuchten insgesamt mehr als 200 BürgerInnen. Im Kampf um Verkehrsberuhigung gehen auch viele Elterninitiativen stärker in die Offensive. So folgten rund 100 Kinder und Eltern einem Aufruf des Vereins „Kinderladen“ und sperrten kurzfristig die Straße Am Kleinen Felde zwischen War- und Nelkenstraße. An der vorgezogenen und inzwischen abgeschlossenen Bürgerbeteiligung für die künftige Gestaltung des Sprengel-Geländes an der Schaufelder Straße beteiligte sich dagegen nur die Bürgerschule.

Die MacherInnen des Stadtteilzentrums wollen verhindern, daß der geplante öffentliche Weg zur Rehbockstraße direkt vor der Haustür der Bürgerschule entlangführt. In die Debatte um das einst so umstrittene Areal will sich auch das Stadtteilforum Nordstadt noch einmal einschalten. Das Gremium, daß seit Jahren die Folgen kommunaler Sanierungspolitik für den Stadtteil diskutiert, will in Kürze einen Vorschlag für den Vorplatz zwischen Kofferfabrik und Bürgerschule präsentieren. Die Arbeit wird aus dem Etat des kommunal finanzierten Anwaltplaners finanziert.

Für Frank Puin, einer der Mitstreiter im Stadtteilforum, ist das geringe öffentliche Interesse am Sprengelgelände politisch fatal. Weil weder Verwaltung noch Politik handeln würden, drohe das Gelände zwischen ehemaligem Kesselhaus und der Kofferfabrik ein „Un-Ort“ zu bleiben, der langsam verrotte. „Jeder schaut, wie er mit seinen Interessen zurechtkommt und verhandelt separat mit der Stadt.“ Auf der öffentlich-politischen Ebene sei der Diskurs dagegen längst zum Erliegen gekommen. Auf Zeit zu setzten sei, wie die Geschichte der Hafenstraße in Hamburg zeige, riskant, warnt er.

Dafür, daß er mit seinen Befürchtungen recht behalten könnte, sprechen viele Indizien. Während das städtische Wohnungsunternehmen GBH noch in diesem Jahr östlich des Maschinenhauses einen Neubau mit 16 Wohnungen hochziehen will, bewegt sich in Sachen Bauwagen nichts. Zwar pfeifen die Spatzen von den Dächern, daß Sprengel-Koordinator Horst Leukefeld im Stadtgebiet keinen Ersatzstandort für die Bauwagenbewohner findet. Konsequenzen werden daraus jedoch nicht gezogen.

Auch Christiane Buchter, Bürgervertreterin in der Sanierungskommission, hält wenig von Stillstand. Allerdings sieht sie derzeit keinen Handlungsspielraum: „Die Vereinbarungen des Runden Tisch Sprengel sind ein Kompromiß, den niemand wollte. Deshalb ist keiner scharf darauf, ihn umzusetzen.“ Puin plädiert zum Beispiel dafür, daß die Bauwagen auf Dauer auf dem Sprengel-Gelände bleiben. Stadt und Politik müßten ihr Versagen eingestehen und endlich sanitäre Anlagen für die Bauwägler bereitstellen.

Die März-Sitzung des Gremiums könnte zugleich ein historisches Datum werden: Nachdem die Sanierungskommission vor gut drei Jahren wegen der Kontroversen um das Sprengel-Gelände das Uni-Quartier verließ und in das Rathaus zog, scheint eine Rücckehr in die Nordstadt jetzt möglich. Nach Angaben von Sanierungsplaner Michael Römer stehen Verhandlungen mit einer Kirchengemeinde über einen Tagungsraum kurz vor dem Abschluß. kk

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