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Buddel-NewsBlaumilchkanal?

■ Bauarbeiter doch nicht so doof

Böses dachten jüngst die ViertelbewohnerInnen, als sie das grabende Treiben der Bauarbeiter in der Straße Vor dem Steintor beobachteten: Die Bauarbeiter nämlich hoben erst mit viel Getöse und Verkehrsbehinderung einen Graben aus, um ihn sodann unverrichteter Dinge wieder zuzuschütten; ein paar Tage später gruben sie schon wieder – just an derselben Stelle. Blaumilchkanalposse oder was?

„Nein, gar nicht, sondern eine zwingende Sache“, sagt Eberhard Schröder von der Baustellenkoordnation bei der Baubehörde. Es handelte sich um eine Probeschachtung: Man wollte sich vor der eigentlichen Kanalerneuerung anschauen, welche und vor allem wieviel Leitungen dort eigentlich unter dem Pflaster liegen. Bei der Kanalerneuerung im Teilstück Schildstraße/Sielwalleck hatten die Bauarbeiter nämlich eine böse Überraschung erlebt: Sie hatten bereits großartig eine Grube ausgehoben, den Kanal rausgewuchtet, um einen neues Kanalrohr aus Ton zu verankern, und blickten dann ratlos auf ein unglaubliches Gewirr von Post- und Elektizitätsleitungen. Die stammen zum Teil noch vom Anfang des Jahrhunderts, sind zum Teil gar nicht mehr in Betrieb und deshalb auf modernen Karten gar nicht verzeichnet. All diese Leitungen umzuleiten und das neue Kanalrohr dazwischenzuzwängen, das dauerte. Länger als vorgesehen. Die Kaufleute drumrum murrten dementsprechend.

Dies Murren noch im Ohr hat die Baustellenleitung diesmal zunächst in einem schmalen Graben die Lage inspiziert und siehe: auch unter dem Steintor liegt alles kreuz und quer. Neumodische Lösung: Man legt da nicht einen neues Kanalrohr rein, sondern schiebt durch den alten Kanal widerstandsfähige PVC-Rohre. „In-line“ heißt dies Verfahren, sagt der Beamte nicht ohne Stolz.

cis / Foto: Kirsten Lorenz

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