■ Standbild: Black & White
„Sportarzt Conny Knipper“, Mittwoch, 20.15 Uhr, ARD
Der Sportarzt ist ganzheitlich dick und gemütlich. Knetet er die Fußreflexzonen der jungen Schwimmerin Katja, dann lösen sich gleich alle Verspannungen. Der fiese Karrierist und Gegenspieler von Sportarzt Knipper ist dagegen ein schmaler Windhund. Er treibt es mit Minderjährigen und spritzt verbotene Mittel (was auf dasselbe hinausläuft).
Die Gegensätze sind im Drehbuch wie am Reißbrett entworfen und gestalten den Film von Anfang bis Ende: Die junge Schwimmerin Katja kommt aus gutem Hause, ihre Mutter ist Pianistin. Die Mutter von Katjas Konkurrentin Susanne ist eine alte Säuferin. Dieser Dopplung steht Knipper gegenüber, der sich zwischen zwei Frauen entscheiden muß. Er wohnt mit Kea zusammen, die gut mit Pflanzen kann (die Naturfraktion). Und die Physiotherapeutin Rita, mit der er arbeitet, ist ein Pflänzchen. Aber sie hat ein As im Ärmel. Ritas Vater will sich zur Ruhe setzen und die Praxis verkaufen. Mit Knipper und Hartwig stehen zwei Interessenten auf der Matte: Überall gibt es zwei Möglichkeiten. Was uns nicht von der plakativen Eindeutigkeit befreit.
Die Handlung dieser Ärzte- Soap-opera entspinnt sich darum, daß – wie sollte es anders sein? – Knippers gute Heilmethode zugunsten Hartwigs verantwortungsloser Kurpfuscherei in Frage gestellt wird. Bei dieser gnadenlosen Schwarzweißmalerei gehen fast alle Nuancierungen verloren. Zwar fragt sich Kneter-Knipper zwischendurch, ob er nicht doch mehr auf Oberflächlichkeit und Kommerz setzen soll. Doch für ernsthafte Zweifel und Brüche hält der Film keinen Raum bereit. Dennoch ist der Ärzte-Soap nicht vollkommen moralinsauer platt gebügelt. Immerhin läßt sich Törtchen- Knipper schließlich einkaufen. Und der Friede zwischen den Konkurrentinnen Katja und Susanne basiert auf einer Lüge.
Zusammengehalten wird das dünne Handlungsgespinst davon, daß Dietmar Bär als dicker Knipper sich immer wieder menschelnde Freiräume erspielt. Auch Nina Hoger als Kea kommt gut. Plausibel erscheint der Konfliktstoff aber nur in der funktionierenden Welt der Reichen. Knippers Knetmassage ist ein dekadentes Heilmittel für feingliedrige, millionenschwere Pianistinnen wie Katjas Mutter. Zweimal zeigt der Film Susannes betrunkene Mutter. Knipper wurde hier nicht gesehen. Manfred Riepe
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