■ Soundcheck: Björk
Gehört: Björk. Vor Instrumenten, die von Holzschleifen eingefaßt waren, als hätte man jeweils die Streben eines Schaukelstuhls um sie herumgewunden, agierte eine Diseuse, die ab und zu sang und ab und zu mit den Armen Zügelhaltebewegungen ausführte. Es handelte sich um ruckelnd zuckende Bewegungen, als gelte es, eine hypnotisierte, mongolische Horde auf Pferden zu leiten, die in ein weites, durch sicheres Stürmen zu erschließendes Gelände hineingaloppiert.
Die eindrucksvoll vorpreschende Sängerin Björk lernte das Singen, als sie am Strand stand und das Meer ansang. Björks Stimme folgte auch bei ihrem Konzert in der Alsterdorfer Sporthalle der Bewegung, die eine Welle macht, welche sich von Sekunde zu Sekunde unterschiedliche Höhen und Richtungen sucht. Björk singt so, daß man hört, wie sie mehrere Melodienanfänge zusammenschmeißt und sich das Zusammengeschmissene dann ab und an erhebt.
Das klingt wie ein in gesungenen Tönen skizziertes Gegenstück zu einer „übersichtlichen Unübersichtlichkeit“. Man könnte aber auch sagen: Die Sängerin gab einer etwas zerrissenen Romantikduselei Raum.
Wenn man sich dranmacht, die Modernität aus den Kategorien „Songs“ und „guter Geschmack“ zusammenzuzählen, sind Björks Songs gute Songs.
Kristof Schreuf/Foto:jms
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen