: Bitte keine Ausländer mehr
■ Pächter eines Jugendgästehauses sind wählerisch bei ihrer Bettenvergabe
400 Betten hat das Jugendgästehaus „Central“ in der Nikolsburger Straße in Wilmersdorf. Nicht alle sind im Winter belegt. Was machen, fragten sich die Pächter im letzten Jahr und schickten ein Schreiben an alle Bezirksämter mit einem speziellen Angebot. Für einen Sonderpreis sei die Unterbringung von hilfsbedürftigen und obdachlosen Jugendlichen möglich. Die Idee: den Sozialämtern Problemfälle abnehmen und gleichzeitig die Kapazitäten des Gästehauses auslasten. „Auch wir müssen rechnen“, begründet Pächter Andreas Wagner den Vorschlag.
Vor wenigen Tagen flatterte den Bezirksämtern wieder ein Schreiben des „Central“ auf den Tisch. Wieder wurden Übernachtungsplätze für die Winterzeit angepriesen, für einen Sonderpreis von 29,50 Mark inklusive Frühstück. Diesmal aber mit dem Hinweis: „Da wir ... schlechte Erfahrungen mit ausländischen Mitbürgern gemacht haben, möchten wir diese in unserem Haus nicht beherbergen.“ Tiergartens Sozialstadträtin Elisa Rodé (Bündnisgrüne) zeigte sich verwundert: „Ich bin erstaunt, daß jemand es wagt, einen so offen diskriminierenden Satz an uns zu schreiben.“
„Wir sind nicht ausländerfeindlich“, will dagegen Andreas Wagner klargestellt wissen. Ein Teil der Belegschaft sei selbst ausländischer Herkunft, viele ausländische Touristen würden gern ins „Central“ kommen. Nur: „Die ausländischen Jugendlichen, die uns im letzten Jahr von den Bezirksämtern geschickt wurden, haben Probleme gemacht“, sagt er. „Sie brachten Drogen ins Haus, kochten nachts irgendwelche Sachen, schleppten zig Bekannte an, die kostenlos mit untergebracht wurden“, regt sich der Pächter auf. „Wir hatten teilweise keinerlei Kontrolle mehr über das, was da abging. Es gab sogar Ausschreitungen im Park. Da prügelten sich deutsche Jugendliche aus der Nachbarschaft mit den Ausländern.“ Die Kripo sei gekommen, Zivilfahnder seien ums Haus geschlichen. Mittlerweile ist ein Wachschutz engagiert.
Andreas Wagner sorgt sich, wie er betont, um die Sicherheit seiner Gäste und der Nachbarschaft. Die sollen „nicht in Mitleidenschaft“ gezogen werden. „Ich habe einfach Angst, daß es noch einmal zu Ausschreitungen zwischen den Jugendbanden und den Ausländern kommt.“ Da sei ihm gar nichts anderes übriggeblieben, als an die Bezirksämter die Bitte zu richten, ihm doch keine Ausländer mehr zu schicken. Jens Rübsam
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