: Biodiesel aus Leer
■ Erste Industrieanlage in Betrieb genommen
Die erste industrielle Anlage zur Herstellung von sogenanntem Bio-diesel in Europa ist gestern in Leer in Betrieb genommen worden. Den offiziellen Startschuß gab Niedersachsens Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke (SPD). Dort betreibt die Oelmühle Connemann GmbH nach mehrjähriger Entwicklung eine neue Anlage für die Herstellung von Treibstoff aus Raps. Produziert werden sollen jährlich 80.000 Tonnen Diesel aus dem nachwachsenden Rohstoff. An den Investitionen von 20 Millionen Mark beteiligten sich die EU mit 3,6 Mio. Mark und das Land Niedersachsen mit einer Million.
Mit der Demonstrations- und Produktionsanlage für Biodiesel in Leer habe Niedersachsen eine Vorreiterrolle in der Förderung nachwachsender Rohstoffe übernommen, betonte Funke. Bewiesen hätten die Beteiligten mit dem Projekt, daß umweltfreundliche Produkte auch unter schwierigen Rahmenbedingungen reelle Marktchancen hätten.
Bündnis 90/Die Grünen warnten dagegen vor „Phantasterei“ und sprachen von einer Fehlinvestition. Der Anbau von Raps zur Produktion von Biodiesel schaffe keine langfristige Anbauperspektive für die heimische Landwirtschaft, sagte der Abgeordnete Erich von Hofe. „Für die Industie werden die Bauern in diesem Bereich wieder nur Rohstofflieferant sein und auf Dauer nicht mit billigerer Weltmarktware konkurrieren können.“ Der Rapsanbau lohne sich für die hiesigen Landwirte nur wegen der staatlichen Flächenprämien.
Kritisch beurteilten die Grünen auch den Einsatz des Treibstoffs. Die relativ geringen Umweltvorteile würden gegenüber dem konventionellen Diesel „teuer erkauft“. Biodiesel sei von der Mineralöl-steuer befreit. Der Ersatz von fünf Prozent des derzeitigen Dieselverbrauchs führe allein zu einer jährlichen staatlichen Mindereinnahme von mehr als einer Milliarde Mark.
Aus Anlaß der offiziellen Einweihung der Anlage trafen sich in Leer Experten aus neun Ländern zu einer Fachtagung zum Thema Bio-diesel. Darunter waren auch Vertreter der jeweiligen Fachbehörden für Biodiesel aus den USA und von der EU. dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen