Biobranche erzielt Rekordumsatz: Bio boomt
Noch nie haben die Deutschen so viel Bio gekauft wie 2020. Das hat auch mit den geschlossenen Restaurants während der Pandemie zu tun.
Dem BÖLW zufolge legte der Biomarkt doppelt so stark zu wie der Lebensmittelmarkt insgesamt. Der Grund: Die Menschen hätten wegen der geschlossenen Restaurants verstärkt selbst gekocht, sich daher intensiver mit der Herkunft und Qualität der Lebensmittel beschäftigt.
Die beliebtesten Biowaren waren nach Angaben des Branchenverbandes Geflügel und andere Fleischsorten, Mehl sowie Obst- und Gemüse. Der Umsatz von Geflügelfleisch stieg um 70 Prozent, der von Mehl um 40 Prozent. „Bio-Mehl war nicht nur durch die anfänglichen Hamsterkäufe, sondern das ganze Jahr über stärker gefragt als sonst“, heißt es in dem Bericht.
Obst und Gemüse verzeichneten ein Plus von 25 beziehungsweise 29 Prozent. Die Umsätze von anderen Frischwaren wie Wurst, Eier oder Molkereiprodukte fielen zwischen 15 und 22 Prozent größer aus als im Jahr zuvor. Trotz der Umsatzsteigerungen beträgt der Anteil von Ökolebensmitteln am gesamten Lebensmittelmarkt aber nur 6,4 Prozent.
Mehr Biokisten, mehr Biohöfe
Laut BÖLW bestellten die Deutschen ihre Produkte 2020 besonders häufig online: „Viele Lieferdienste stießen schon im Frühjahr an ihre Kapazitätsgrenzen und konnten keine neue Kundschaft mehr aufnehmen.“ Die Umsätze direkt vertriebener Biokisten hätten sich fast verdoppelt.
Inzwischen bewirtschaften laut Bericht 13,4 Prozent aller Agrarbetriebe ihren Hof ökologisch. Die Zahl der Biohöfe ist mit rund 35.500 um 3,8 Prozent gestiegen. „Damit in Zukunft genügend Unternehmen die Bio-Chance nutzen können, muss die Politik entschieden auf Nachhaltigkeit setzen“, sagt der BÖLW-Vorsitzende Felix Prinz zu Löwenstein.
Die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) dürfe diese Alternative nicht kleinreden. Er fordert einen Kurswechsel bei der EU-Agrarpolitik: „Mindestens 70 Prozent der Gelder müssen in freiwillige Umweltleistungen der Bäuerinnen und Bauern investiert werden.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?