: Bildung für –nen Ei und –nen Butterbrot
■ 6.000 demonstrierten gegen Oberstufen-Kürzungen / Glasbruch bei Fluß
Gegen den „bildungspolitischen Todesstoß“ durch den Finanzsenator und den Bildungssenator haben gestern rund 6.000 SchülerInnen demonstriert. In einem Sternmarsch waren die Youngster auf die Bürgerweide marschiert.
Von dort ging es sehr geordnet und gesittet queer durch die Innenstadt bis vor das Gebäude von Finanzsenator Manfred Fluß. Dort konnten einige SchülerInnen nicht mehr an sich halten und schmißen mit Eiern, Äpfeln und Butterbroten. Auch Knallkörper wurden nach Polizeiangaben geworfen. Die GesamtschülerInnenvertretung brach die Demo daher vorzeitig ab. Zwei Scheiben der Finanzbehörde sollen durch fliegende rote Nothämmerchen aus der Straßenbahn zu Bruch gegangen sein.
„Das ist ja überhaupt nichts los hier, so eine Scheißdemo“, meinte ein Siebtklässler auf dem Weg zur Behörde. Keiner heize die Stimmung unterwegs an und viel zu wenig Autos wären blockiert. Von der Bürgerweide hatten sich einige Hundert direkt verdünnisiert. „Es ist gar kein politisches Konzept dahinter“, vermutete ein Abiturient hinter den Reden der GesamtschülerInnenvertretung und zog von dannen. Den anderen SchülerInnen war es einfach zu kalt und windig.
Seit Monaten gärt es unter den Bremer SchülerInnen. Nach den Sommerferien hatte Bildungssenator Henning Scherf sich äußerst unbeliebt gemacht, als er LehrerInnen kurzfristig versetzte. Kurze Zeit später hieß es, daß im nächsten Jahr 276 Stellen umbesetzt werden. Die behördlichen Bildungshüter hatten nämlich herausgefunden, daß an einigen Schulen Grund- und Leistungskurse mit zu wenigen SchülerInnen besetzt sind. Darunter fallen „Exotenkurse“ wie Elektrotechnik oder Ernährungslehre, aber auch schwierige Fremdsprachen wie Latein oder Polnisch. In Zukunft sollen diese Kurse wegfallen oder zusammengelegt werden.
Damit steht das in den siebziger Jahren sozialdemokratisch eingeführte Kurssystem an Gymnasien vor dem Aus befürchtet Jan Köhler, Sprecher der GesamtschülerInnenvertretung. Er vermutet, daß „die Schule wieder so werden soll wie vor dreißig Jahren“. Lediglich die Kernfächer wie Mathematik, Deutsch oder Englisch würden dann noch ausreichend unterrichtet. Doch selbst die fehlen an manchen Bremer Schulen schon. „Wenn die Reform durchkommt, können wir den Betrieb einstellen“, sagt ein Lehrer aus Huckelriede.
Für Jan Köhler und die GSV geht es zudem um die demokratischen Grundrechte. „Bildung ist ein Menschenrecht“, sagt Jan. Wenn die BürgerInnen nicht vernünftig ausgebildet werden, können sie auch diesen Staat nicht demokratisch mitgestalten. Es müssen weiterhin auch breite Bevölkerungsschichten Zugang zu gymnasialer Bildung haben. Und das gehe immerhin nur, wenn die Kurse klein bleiben und SchülerInnen auch individuell betreut werden können. fok
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