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Archiv-Artikel

Bilanz und Risiko

Beim HSV Handball sind noch immer die Finanzprobleme ungelöst, welche die ganze Liga in Sorge versetzen

Hamburg taz ■ Die Fragen, auf die beim HSV Handball derzeit keine Antworten gegeben werden können, häufen sich. Kein Verantwortlicher weiß, wann die Spieler ihr Gehalt bekommen. Genauso ratlos zeigen sich der neue Geschäftsführer Ulrich Kresse und der neue Präsident, Heinz Jacobsen, wann der Verein tatsächlich in der Lage sein wird seriöse und professionelle Strukturen aufzubauen, die beide zu ihrem Amtsantritt vor wenigen Wochen versprochen haben.

„Wenn sie mich fragen, wann wir das Chaos überwunden haben, dann könnte ich ihnen das momentan nicht beantworten“, sagt Jacobsen. Er selbst geriet vor wenigen Tagen in die Kritik, da er als Vorsitzender der Handball-Liga (HBL) dem HSV trotz eines vorliegenden Insolvenzantrags die Lizenz miterteilt hatte, bevor er das Amt als Präsident antrat (taz berichtete). „Es glauben Einige, dass hier ein böses Spielchen getrieben wurde. Fakt ist, dass der Insolvenzantrag null Relevanz für die Lizenzierung hatte. Unbestritten ist aber, dass der HSV finanzielle Probleme hat“, so Jacobsen.

Wie diese zu lösen wären, weiß derzeit beim HSV nur eine Person: Mehrheitsgesellschafter Winfried Klimek. Er habe den Schlüssel in der Hand, den HSV zu professionalisieren, sagt Jacobsen. Und auch der von Klimek vorgesehene Geschäftsführer Kresse, der bis zur Unterzeichnung eines Vertrages „auf eine testierte Bilanz“ der Omni Sport GmbH des Alleinbevollmächtigten Klimek wartet, wird ungeduldig. „Die Zukunft des HSV Handball liegt in Klimeks Händen“, weiß Kresse. Bevor er einen Geschäftsführervertrag unterschreibt, will er „die Risiken ausgeschlossen wissen“.

Ob dies gelingt, bezweifeln nicht nur Mitkonkurrenten wie Fynn Holpert, Manager des TBV Lemgo: „Ich glaube nicht, dass Heinz Jacobsen in der Lage ist, das ganze Konstrukt von Klimek zu durchschauen.“ Andere Manager wie Thorsten Storm vom Meister Flensburg-Handewitt wünschen sich, dass die negativen Schlagzeilen über den Handballsport, die auch durch den HSV befeuert werden, bald beendet sind: „Wir haben sportlich die interessanteste Liga der Welt, vielleicht rückt das mal wieder in den Fokus.“

Darum bemühen sich manche Hamburger Medien auf ihre Art: Der Bericht eines freien Journalisten, der die ominöse Lizenzvergabe an den HSV zum Thema hatte, wurde aus einer Redaktion an den HSV-Präsidenten übermittelt. Der rief umgehend und aufgebracht Holpert an, las ihm aus dem – noch unveröffentlichten – Text vor und beschwerte sich über dessen Zitat. „Es ist doch aus dem Raum Hamburg bekannt“, kommentiert Holpert ironisch, „dass Journalisten dort kooperieren.“ OKE GÖTTLICH