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Biete Präsident gegen Putschist

■ Der ecuadorianische Präsident Cordero wurde elf Stunden nach seiner Gefangennahme durch meuternde Militärs im Austausch gegen den General Vargas freigelassen, der vor zehn Monaten gegen ihn geputscht hatte

Quito (afp/dpa/ap/wps/taz) - Eine Gruppe rebellierender Fallschirmjäger hat am Freitag den Präsidenten der südamerikanischen Republik Ecuador, Leon Febres Cordero, gefangengenommen und elf Stunden später im Austausch gegen den seit zehn Monaten inhaftierten ehemaligen Luftwaffenchef General Frank Vargas Pazos wieder freigelassen. Der Präsident hat seinen Entführern schriftlich Straffreiheit zugesprochen. Die spektakuläre Aktion ereignete sich zu Beginn einer Militärzeremonie auf dem Luftwaffenstützpunkt Taura, 460 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Quito. Nach einem Schußwechsel zwischen den Meuterern und den Leibwächtern des Präsidenten gerieten der Staatschef sowie Verteidigungsminister General Medardo Salazar und Luftwaffenkommandant General Jorge Andrade in Gefangenschaft. Zwei Leibwächter des Präsidenten wurden beim Gefecht erschossen. General Vargas Pazos, dessen Freilassung die Fallschirmjäger erzwangen, hatte sich am 7.3.86 mit rund 200 Soldaten auf dem Luftwaffenstützpunkt Manta, 240 Kilometer südwestlich von Quito, verschanzt, nachdem er kurz zuvor wegen Insubordination abgesetzt worden war. Staatspräsident Febres Cordero hatte Vargas abgesetzt, weil dieser den damaligen Verteidungsminister Luis Pinieros und den Oberkommandierenden des Heeres, General Manuel Albuja, der Unterschlagung von Staatsgeldern bezichtigt und ihren Rücktritt gefordert hatte. Nach fünf Tagen hatte Vargas damals seine Rebellion beendet, sich aber zwei Tage nach dem Ende dieser Meuterei erneut auf einem Luftwaffenstützpunkt verschanzt und den Rücktritt des Präsidenten gefordert. Tausende von Zivilisten waren damals vor die Tore des Fliegerhorstes gezogen und hatten ihm zugejubelt. Bei der militärischen Niederschlagung dieser zweiten Meuterei verloren vier Soldaten ihr Leben. Vargas wurde gefangengesetzt. Das Parlament, in dem die Mitte–Links–Opposition von Christdemokraten und Sozialdemokraten seit den Wahlen im Sommer 1986 über eine Mehrheit verfügt, hatte sich im September für die Amnestierung von General Vargas ausgesprochen. Doch der konservative Präsident, der die Christlich–soziale Partei anführt, hatte diese verweigert. Offensichtlich kommt der Opposition die jüngste Meuterei sehr zupaß. Sie hofft, die entstandene Krise für eine politische Offensive nutzen zu können. Wie der freigepreßte General, der sich nun - wie der Vizepräsident über Rundfunk und Fernsehen verkündete - als „freier Mann“ auf seinem Luftwaffenstützpunkt Taura aufhält, bezichtigt sie den Präsidenten schon lange, das Land zunehmend diktatorisch zu regieren. Febres Cordero, der sein Amt 1984 angetreten hat und dessen Präsidentschaft in einem Jahr zu Ende geht, gilt als treuester Reagan–Anhänger aller Staatschefs Lateinamerikas. 1985 hatte er die diplomatischen Beziehungen seines Landes zu Nicaragua abgebrochen. Die spektakuläre Aktion vom Freitag dürfte noch ein parlamentarisches Nachspiel haben. Der Präsident des Parlaments, der Sozialdemokrat Andres Vallejo, beraumte für Dienstag eine außerordentliche Debatte an über „die Krise der Demokratie und das Verhalten des Präsidenten“.

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