: Bezahltes Kicken
Als freundlicher und wohlerzogener Mensch steht Richard Golz auch nach Niederlagen Rede und Antwort. Der Torwart des HSV verliert auch über mißlungene Auftritte seiner Mannschaft (in jüngster Zeit eher häufig) nicht den Humor. „Wir haben schlecht angefangen und schlecht aufgehört“, erklärte der Keeper das sonnabendliche 0:5-Debakel bei 1860 München, „und zwischendurch war es ganz schlecht.“
Das fand auch Felix Ma-gath, der die Vokabel „katastrophal“ bemühte und ansonsten ziemlich ratlos wirkte. Viel trainiert, wenig trainiert, kein Tag frei, zwei Tage frei – der kürzlich noch als „Magier“ gepriesene Übungsleiter hat vieles ausprobiert, doch geholfen hat es nicht. Die Niederlage bei den Löwen war die fünfte in der Fremde am Stück, eine Serie, die dem gepflegten Brillenträger, wenn es so weitergeht, noch den Spitznamen „Benno“ eintragen könnte. Böse Zungen behaupten sogar, Felix Magath sei gar nicht der Schüler von Ernst Happel und Branko Zebec, sondern der Zögling von Josip Skoblar und Egon Coordes. Wir beteiligen uns nicht an dieser fragwürdigen Art von Ahnenforschung, sondern verweisen auf das übermorgige Spiel gegen Freiburg. Denn: Die Antwort gibt es auf dem Platz.
Das gilt selbstredend auch für den FC St. Pauli, jenem Bundesligisten, bei dem bislang nur vom Klassenerhalt gesprochen wurde, der jetzt aber nach einigen erfolgreichen Spielen (vorvorgestern 2:1 gegen Frankfurt) Geschmack am Erfolg gefunden hat. „Jetzt wollen wir die Großen ärgern“, verspricht Martin Driller. Schon am Mittwoch abend kann der wiedererstarkte Stürmer beweisen, wie ernst es ihm mit seiner Aussage ist. Ein Remis bei den Bayern und die euphorisierten Fans fangen an, sich die Bahnverbindungen nach Eindhoven oder Rom rauszusuchen.
Trainer Uli Maslo findet es hingegen gar nicht gut, wenn Spieler von einem Uefa-Cup-Platz reden. Der einzige, der das dürfte, ist der Meister himself – doch bislang mauert Herr Maslo noch: „Das ist kein Thema.“ Vermutlich will sich der gute Mann nur vor Frotzeleien schützen: FC St. Pauli – der erste Europapokalteilnehmer, der nur mit Mühe einen Doppelpaß spielen kann. cleg
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