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Archiv-Artikel

Bewusste Verdummung

betr.: „Störerin des Schulfriedens“, taz vom 4. 8. 08

Die Auseinandersetzungen um die Lehrerin Czerny, die ihre SchülerInnen so gut unterrichtet, dass eine Selektion kaum stattfindet, sind nicht nur eine herbe Kritik am bayerischen Schulsystem, auch deren KritikerInnen, die „Chancengleichheit“ einklagen, sollten Czernys Erfolge zu denken geben. Allzu oft bedeutet „Chancengleichheit“ nicht anderes als gleiche Chancen bei der Selektion. Es kann aber nicht darum gehen, dass alle die gleiche Chancen haben, zu jenen 30 Prozent zu gehören, denen weitere Bildung nicht vorenthalten wird, sondern die Selektion der SchülerInnen selbst infrage zu stellen.

Den Einwand, „wir können es uns nicht leisten“, so viele Schüler auf weiterführende Schulen oder auf die Uni zu schicken, kann man dann ruhig als Aufklärung über unser System des Wirtschaftens, vulgo Kapitalismus, nehmen. Es beruht offensichtlich auf bewusster Verdummung. Auch diese Erkenntnis kann man Frau Czerny verdanken. Man muss nur lernen wollen – wie ihre SchülerInnen.

WILHELM ACHELPÖHLER, Münster

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