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Betteln um Toleranz

Theo lief zwischen den Protestierenden herum. Denn jeder sollte sein Schild sehen. „Der Bürgermeister braucht keine 18.000 Mark.“ Unterschrift: Theo. Er gehörte zu den etwa 30 Bettlern, die am Samstag morgen dem Aufruf des Straßenmagazins Hinz & Kunzt folgten und sich zu einem demonstrativen Sit-in auf der Mönckebergstraße einfanden: „Heute betteln wir um Toleranz.“

Protestiert wurde gegen das Vorhaben des Senats, die Gesetze gegen Obdachlose, Bettler und Junkies zu verschärfen, um die „Visitenkarten“ der Stadt „freizuhalten“. Unterstützt wurden Hamburgs Arme von Bischöfin Maria Jepsen. „Der Populismus nimmt in der Bundesrepublik zu“, so die Gottesfrau, „wir müssen aufpassen, daß wir uns in Hamburg davon nicht anstecken lassen.“ Von den politisch Verantwortlichen ließ sich niemand blicken. Sozialsenatorin Fischer-Menzel hatte allerdings schon in einem Brief an die Innenbehörde klar gemacht: „Es ist für mich in keiner Weise akzeptabel“, das Selbsthilfeprojekt Hinz & Kunzt in einen „assoziativen Zusammenhang mit stationärem Betteln zu bringen“. Dieses Projekt hätte das Bewußtsein der Bevölkerung gegenüber Obdachlosen „positiv verändert“. Damit das auch so bleibt, ruft Hinz & Kunzt zu einer Unterschriften-Aktion auf. Der Protestbrief wird in der am 1. November erscheinenden Ausgabe abgedruckt.

sim /Foto: Marily Stroux

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