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Betteln fürs Stipendium

Personalkosten steigen sowieso, bei den Museen soll nicht gekürzt werden, und die Theater haben ihr Soll erbracht: Jetzt ist die bildende Kunst mit Kürzungen dran. Doch ihr Anteil von 6,6 von den 352 Millionen des Kulturhaushalts macht inklusive Deichtorhallen und Kunstverein weniger als zwei Prozent aus. Gerade hier wird die zweithöchste Einzelstreichung mit 200 000 Mark besonders spürbar. Sie trifft einen Bereich, den Künstler oder Kuratoren noch eigenverantwortlich gestalten konnten: Die „Woche der bildenden Kunst“. Negative Beurteilungen der letzten Jahre sind mit Grund für die Streichung der zuletzt 160 000 Mark, was die Arbeit der Kunstkritik nicht gerade leichter macht. Immerhin bleiben aber für Stipendien und direkte Künstler- und Projektförderung noch 949 000 Mark.

Trotz zahlreicher Protestbriefe bleibt es aber bei der Kürzung der „Hamburger Arbeitsstipendien für bildende Kunst“ um die Hälfte auf nur noch fünf pro Jahr - eine Ein-sparung von 96 000 Mark am Nachwuchs, die wirklich ärgerlich ist. Allerdings verkündet die Senatorin zugleich, daß sie in nur einer Woche bereits drei Privatleute gefunden hat, die jeweils ein Stipendium für ein Jahr übernehmen wollen, ums vierte laufen Gespräche, und mit etwas Glück erbettelt sie auch noch das fünfte: ein Beispiel für „Public-Private-Partnership“ im privat ja nicht gerade armen Hamburg. Insgesamt sind die Kürzungen eher glimpflich. Doch die Tendenz verstärkt sich: Statt staatlicher Förderung wird der Künstlernachwuchs in privaten Patenschaften schon mal an einen von der Wirtschaft gesponserten Kulturbetrieb gewöhnt. Und indirekt sind sogar die empörten Reaktionen von Künstlern aus den letzen Wochen produktiv: Sie führen zur Gründung neuer Künstlerinitiativen.

Hajo Schiff

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