: Betrug kreditiert
■ Im größten Finanzskandal der Geschichte Jugoslawiens streben die Banken unkonventionelle Lösung an
Belgrad (dpa/vwd) - Im größten Finanzskandal Jugoslawiens nach dem Krieg haben am Mittwoch die ersten Banker Kritik an den Plänen zur Sanierung des Pleiteunternehmens Agrokomerc geübt. „Wie kann man eine Straftat in Kredite umwandeln?“, kritisierte die Bankenvereinigung der Republik Kroatiens den Beschluß der Banken vom Montag, ungedeckte Wechsel des landwirtschaftlichen Kombinats Agrokomerc in Höhe von 192 Milliarden Dinar (rund 500 Mio. DM) in einen Kredit umzuwandeln. Die zu den Geschädigten gehörende Belgrader Investbanka will Agrokomerc als erste verklagen. Auch der stellvertretende Chef der Jugoslawischen Nationalbank, Vukasin Markovic, hat am Mittwoch vor jeder Konzession gegenüber Agrokomerc gewarnt: „Wir werden die strenge Achtung der Gesetze fordern, die eine Herausgabe ungedeckter Wechsel als Straftat bezeichnen, für die Gefängnis bis zu drei Jahren verhängt werden kann.“ Markovic wies auch auf den Image–Schaden Jugoslawiens im Ausland hin, wenn Wirtschaftsgesetze nicht beachtet würden. Die Zeitung Politika Eskpres hat sich über die Umwandlung der falschen Wechsel in Kredite geradezu empört: Der Schachzug der Banker könne im negativen Sinne ins Guinnessbuch der Rekorde eingehen: „Demjenigen, der massenweise stiehlt und fast die ganze Wirtschaft und das Bankensystem eines Landes betrügt, gibt man als Auszeichnung eine neue riesige Geldsumme, statt allerschärfstens die Gesetze anzuwenden“, kommentierte die Zeitung am Mittwoch.
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