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„Betriebliche Klimakatastrophe“

■ IG-Metall will „Mypegasus“bis Dezember / Ex-Vulkanesen drohen mit Streik

4.000 Werftarbeiter sollten gestern für den Erhalt der Beschäftigungsgesellschaft Mypegasus bis zum 31. Dezember 1997 demonstrieren. Zumindest hatte die Gewerkschaft IG Metall so viele aufständige ex-Vulkanesen erwartet. Mit seiner Ankündigung, Mypegasus statt wie geplant nicht bis April, sondern bis September zu finanzieren, hatte Arbeitssenator Uwe Beckmeyer (SPD) die Gewerkschafter auf die Barrikaden gebracht. Um die Verlängerung bis September zu garantierten, sollen die Arbeiter auf Sonderzahlungen, wie z.B. Urlaubsgeld verzichten. Die IG-Metall fordert hingegen den Erhalt von Mypegasus bis Dezember 1997 – ohne den Verzicht von Sonderzahlungen.

16 Millionen Mark würde die Finanzierung von Mypegasus bis September kosten, wenn die Arbeiter auf Sonderleistungen verzichten. Ansonsten schlägt die Beschäftigungsgesellschaft mit 20 Millionen Mark zu Buche. Auf eine Verlängerung bis Dezember will sich Beckmeyer nicht einlassen. Das würde insgesamt – mit dem Geld der Bundesanstalt für Arbeit – 43,8 Millionen Mark kosten. Das sei mehr Geld, als für die gesamte Arbeitsmarktpolitik im Land Bremen zur Verfügung stünde, argumentiert Beckmeyer. Nur wenige rote IG-Metall-Fahnen wehten gestern mittag auf dem Rathausplatz im Wind. Statt 4.000 hatten sich nur etwa 400 Demonstranten auf dem Rathausplatz versammelt. „Wir sind keine Luxusarbeitslosen“, rief Manfred Muster, IG-Metall Bevollmächtigter, seinen „Kollegen“zu. Sieben Millionen habe Mypegasus bisher gekostet. Die Werftarbeiter hätten die Zahlung des Landes von 660 Millionen Mark an Bürgschaften verhindert. „Das Land hat also 593 Millionen gespart“, rechnete Muster vor. Um die ex-Vulkanesen besser in den Arbeitsmarkt eingliedern zu können, müsse Mypegasus bis Dezember arbeiten. Wenn jetzt beschlossen werde, Mypegasus früher dicht zu machen, stünden die Räder still, prophezeite Muster. „Mann kann das als Drohung empfinden, aber ich kann kühl und nüchtern sagen, auf der Werft in Vegesack ist bereits die betriebliche Klimakatastrophe ausgebrochen.“

„Was ist denn aus den Ersatzarbeitsplätzen des Senats geworden“, stieß Betriebsratsvorsitzender Hasso Kulla ins gleiche Horn. Auch er könne nicht garantieren, daß die Kollegen weiter arbeiteten, wenn der Erhalt von Mypegasus jetzt nicht bis Dezember garantiert werde, sagte er am Rande der Demonstration. Am 12. September hatte Kulla eine Art Friedenserklärung unterschrieben. Bei den Verhandlungen mit dem Senat verpflichtete er sich „ausdrücklich“, daß er „alles in seiner Macht Stehende tun würde, damit der Neubau 110 am 15.4.1997 und der Neubau 111 am 17.6.1997 termingemäß abgeliefert würde“– und zwar auch, wenn „trotz aller Bemühungen die Fortführung der Werft nicht sichergestellt werden könne“. Kulla wurde nicht gern daran erinnert. „Weiß ich nichts von“, sagte er.

Begleitet von Pfiffen wagte sich Beckmeyer aufs Podest. „Gut 63 Millionen Mark“habe Mypegasus bislang gekostet, sagte er. Das Land Bremen habe acht Millionen Mark aus eigener Kasse gezahlt. 11,2 Millionen seien aus Mitteln der EU berappt worden. „Das sind Mittel, die wir in andere Maßnahmen hätten stecken können“, hielt er den Arbeitern vor. „Da ist nichts gespart worden. Wir haben bezahlt, und müssen weiter bezahlen. Aus einem Suppentopf, in dem keine Suppe mehr ist, kann man keine Suppe mehr nehmen.“Beckmeyer hat zwischenzeitlich Rückendeckung bekommen. „Wenn Mypegasus bis zum 31.12. verlängert wird, heißt das, daß im Prinzip alle Qualifizierungsmöglichkeiten beim Arbeitssenator in diese Beschäftigungsgesellschaft fließen und anderer Arbeitslose nicht qualifiziert werden können“, empörte sich Brigitte Dreyer, Chefin der Deutschen Angestellten Gewerkschaft Bremen. Auch die Grünen haben „Zweifel“ob eine weitere Finanzierung von Mypegasus bis Dezember sinnvoll ist. „So bitter es für die Einzelnden ist, Bremen kann es sich nicht leisten, 40 Millionen Mark auszugeben, wenn damit nur drei Monate Zeit geschunden werden sollen“, sagte der Abgeordnete Klaus Möhle. Nur Beckmeyers Fraktion, die SPD, fordert, Mypegasus bis Dezember 1997 zu verlängern. Tarifliche Forderungen sollten „soweit wie möglich“respektiert werden. kes

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