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Betreutes Wohnen gefährdet

■ AK: Kommunale Drogenpolitik befürchtet Ende des Wohnprojekts Roonstraße

„Wenn hier nicht bald was passiert, dann geht das Projekt den Bach runter“. Klaus Hammer, einer von 30 BetreuerInnen für das Übernachtungsprojekt Roonstraße, schildert die dramatische Wohnsituation der Junkies: Vier bis sieben Leute drängen sich in einem Raum, die katastrophale Überbelegung demotiviert die BewohnerInnen für das geplante Wohnprojekt, die nötigen Gelder sowohl für die Unterhaltung des Hauses als auch für die Bezahlung der Honorarkräfte kommen nur mit erheblicher Verzögerung. Der Verdacht aller BetreuerInnen: Das Wohnprojekt Roonstraße soll langsam trockengelegt werden, bevor es überhaupt richtig begonnen hat.

Der Träger, der Arbeitskreis Kommunale Drogenpolitik (AK Drogen), habe für die obdachlosen Junkies in den letzten Wochen

als Lückenbüßer des Amtes für Soziale Dienste die nötigste Betreuung geleistet, lautet der Vorwurf der BetreuerInnen, das Interesse an einem Wohnprojekt werde von der Behörde nicht geteilt. Am 15. April sollte das jetzige Übernachtungsangebot für Drogenabhängige, das pro Nacht von mindestens dreißig Junkies genutzt wird, in ein Betreutes Wohnprojekt für maximal 12 Abhängige umgewandelt werden. Bis zu diesem Tag sollte für die übrigen Leute Ersatzwohnraum beschafft werden. Daraus wird aber nichts: „Wir müssen das Übernachtungsangebot so lange aufrecht erhalten, bis das Drogenschiff kommt“, zerstörte vor drei Wochen Hans Leppin vom Amt für Soziale Dienste die Wohnprojektträume. Damit ist aber nicht vor Juli zu rechnen, und das kann das Aus für die

Roonstraße werden: „Das Ordnungsamt hält ja zur Zeit still. Wenn jetzt die AnwohnerInnen gegen das Übernachtungsangebot klagen, können die das Haus schließen“, befürchtet Helmut Oppermann vom AK Drogen eine neue Attacke der NachbarInnen.

Der Trägerverein fühlt sich von der Behörde „verarscht“. „Andere Vereine würden dem Amt einen Vogel zeigen, wenn die unter solchen Bedingungen wie wir arbeiten müssen“ formulierte Klaus Enqvist, Honorarkraft und Mitglied im AK Drogen die Kritik des Vereins. Vier Honorarkräfte betreuen zur Zeit eine Nacht, jede Nacht wechselt die Schicht. Da weiß die eine Hand nicht, was die andere tut, Absprachen sind kaum möglich, konzeptionelle Ideen können nicht einmal begonnen werden. Feste Stellen fordert der AK, doch die Behörde will die Kräfte über Pflegesatz finanzieren. Hans Leppin: „Bis heute hat der Träger noch kein Pfegesatzkonzept eingereicht. Die unregelmäßige Finanzierung haben die MitarbeiterInnen selbst zu verantworten.“

Eine bewußte Rückstellung anderen Trägern gegenüber weist auch Bremens Drogenauftragt, Guus vder Upwich, entschieden zurück: „Wir haben kein Interesse daran, dem Verein irgendwelche Steine in den Weg zu legen.“ Auf einem Treffen mit Mitgliedern des AK Drogen will er nächste Woche die Streitpunkte endgültig aus dem Weg räumen. Nur: Das Wohnprojekt Roonstraße wird weiter warten müssen. „Bis zum Sommer werden hier weiter die Junkies gestapelt“ formulierte ein Mitarbeiter sarkastisch. Markus Daschne

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