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Betr.: "Wie wär's mit Rebhuhnweg?", taz vom 28.1.94

Bei der ganzseitigen – paritätisch geführten – Diskussion um Straßenumbenennungen in Berlin fehlt uns ein entscheidendes Argument: Der Frauenanteil bei den Straßennamen ist gegenüber dem der Männer immer noch verschwindend gering! Hier spiegelt sich in erdrückendem Maße die Männerdominanz in Politik und Geschichte unserer jüngeren Vergangenheit. Wie viele mittelmäßige Männer sind auf Berliner Straßenschildern verewigt, und wie viele hervorragende Frauen fehlen dort?! Zur aktuellen Standortbestimmung gehört notwendig eine Korrektur dieser skandalösen Einseitigkeit. Artikel 3 GG verpflichtet zur Herstellung gleicher Lebensbedingungen für Frauen und Männer.

Daher schlagen wir vor:

1. Es wird eine paritätisch und pluralistisch besetzte Kommission – im Gegensatz zum jetzigen Gremium – mit folgendem Auftrag eingesetzt:

– Überprüfung aller auf Straßennamen genannten Personen auf deren aktuelle Bedeutung. Dazu entwickelt die Kommission Kriterien, nach denen die aktuelle Bedeutung bestimmt werden soll, und schreibt Begründungen.

– Erstellung einer ausführlich begründeten Liste von bedeutenden Frauen, nach denen noch keine Straßen benannt sind.

– Entwicklung einer begründeten Vorschlagsliste zur Umbenennung von Straßen, die etwa zur Hälfte Namen von Frauen enthält und in der besonders demokratische Traditionen betont werden.

– Initiierung einer breit geführten öffentlichen Diskussion über die Vorschläge und die zugrunde gelegten Kriterien.

2. Erst danach wird über Umbenennungen entschieden. Zur Herstellung gleicher Chancen für Frauen und Männer sind bei jeweils fünf Umbesetzungen so lange mindestens vier bedeutende Frauen zu berücksichtigen, bis deren Anteil mindestens 40 Prozent (wir sind ja bescheiden) ausmacht.

Auf diese Weise bestünde die Chance, die Umbenennungsdiskussion mit einer – überfälligen – historischen Standortbestimmung in demokratischer Perspektive zu verbinden. Wolfgang Karcher,

Sigrid Meurer, Bernd Overwien

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