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Betr.: "Grüner Punkt ohne Öko-Verpackung", "Nicht reformierbar", taz vom 26.1.94

Undank ist der Lohn des Tüchtigen, mag er denken, der Grüne- Punkt-Wissenschaftler Ernst Ulrich von Weizsäcker. Da gibt er sich soviel Mühe, den Katastrophenkurs unserer Wohlstands- und Verschwendungswirtschaft zu optimieren und muß nun erfahren, daß man ihn nur „Flügelmann“ sein läßt, hoch oben irgendwo (?), und die wirklichen Entscheidungen auf dem Boden unserer freiheitlich demokratischen Marktordnung doch lieber „unter sich“ regelt. Dabei sollte die Müllabfuhr mit dem Grünen Punkt doch erst der Test- oder Vorlauf sein, zur inzwischen parteiübergreifend von „Umweltpolitikern“ gepriesenen und geforderten Öko-Steuerreform, nach der dann insgesamt die Preise („ausgerechnet“) die „ökologische Wahrheit“ sagen sollen.

EG-weit wird also der Weltmarkt zu kuschen haben und die KäuferInnen aller Herren- und Damenländer werden die „ökologischen Preise“ der ex- bzw. importierten Volks- und Kinderwagen gerne und freiwillig zahlen. Da nun die böse Wirtschaft sich aber schon national und bei der Verpackung bockig zeigt, scheint das Ganze vielleicht doch eher für ein Programm nach Feierabend zu taugen, VHS-mäßiger Umweltschutz zum Mitmachen in Töpferkursen und Fischerchören oder Politikerrecycling („Ich war eine Flasche“).

Den Gestaltungs- und Umsetzungsmöglichkeiten scheinen keine Grenzen gesetzt – aber bitte außerhalb der kapitalistischen, pardon: der „marktwirtschaftlichen“ Geschäftsbedingungen, im Unterhaltungsprogramm also. Und damit das nicht auffällt, bedarf es bestimmt noch vieler „grüner Punkte“: dafür ist der Markt dann wieder da und der Herr von Weizsäcker wird sich hier sicherlich auch weiterhin gut zu verkaufen wissen (im nachhaltigen Fortsetzungsprogramm von Rio beispielsweise). Ellhard Behrends, Ganderkesee

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