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Archiv-Artikel

Betr.: kinotaz nord

A

And the winner is „Oscar-Preisträger aus den letzten 27 Jahren. In den vergangenen Jahren haben etliche deutsche Kurzfilme die begehrte Trophäe erhalten, darunter Spiel- oder Animationsfilme wie z.B. Balance von den Brüdern Lauenstein, Schwarzfahrer von Pepe Danquart, Quest von Tyron Montgomery und Thomas Stellmach oder der diesjährige Sieger Spielzeugland von Jochen Alexander Freydank. Außerdem zu sehen sind der Klassiker Charade, Tango von Zbigniew Rybzynski und der wunderbare Copy Shop aus Österreich. Der dänische Film Valgaften und die niederländisch-britische Produktion Father and Daughter komplettieren das Programm und zeigen die europäische Dominanz in diesem Genre.“ (Kino 46) HB

B

Beverly Hills Chihuahua USA 2008, R: Raja Gosnell, D: Jamie Lee Curtis, Piper Perabo

„Eine verwöhnte Chihuahua-Hündin aus Beverly Hills verschlägt es nach Mexiko, wo sie es mit allerlei Schwierigkeiten aufnehmen muss, aber während ihrer Abenteuer auch neue Freunde findet. Eine geschwätzige, lieblos entwickelte Hunde-Komödie, die weder Charme noch Herz entfaltet, sondern durch ihre Vorhersehbarkeit und Klischeehaftigkeit verärgert.“ (filmdienst) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL

Blood Simple - New Director‘s Cut USA 1999, R: Joel & Ethan Coen, D: John Gets, Francis McDormand, Dan Hedaya / Originalfassung mit Untertiteln

“Die Ingredienzen: eine Frau, die mit ihrem Lover durchbrennen will, ihr Gatte, der sie lieber tot als glücklich sieht, ein schmieriger Privatdetektiv, der ein doppeltes Spiel spielt und am Ende selbst der Betrogene ist. Dazu die weite Landschaft von Texas. Das Ergebnis: ein atmosphärisch dichter, zynischer Film noir, in dem jeder jedem misstraut und nichts ist, wie es scheint. Das Debüt der Kultfilmer Joel und Ethan Coen mit der damals noch ebenso unbekannten wie blutjungen Francis McDormand.“ (tip) HH

C

Captain Abu Raed Jordanien 2007, R: Amin Matalqa, D: Nadim Sawalha, Rana Sultan

„Abu Raed ist ein gebildeter Mann, doch das Leben hat ihm so übel mitgespielt, dass er sein Dasein als Reinigungskraft am Flughafen von Amman fristet. Die Kinder in seinem Stadtviertel halten ihn dagegen für einen Piloten, und so erzählt er ihnen regelmäßig von seinen Reisen. Als ein Nachbarsjunge in Not gerät, ist die Fantasie des alten Mannes auf ganz andere Weise gefragt … Es lag wohl nicht nur an der sensiblen Inszenierung, sondern auch an den traurigen Augen von Hauptdarsteller Nadim Sawalha, dass Amin Matalqas Kinodebüt beim Sundance Film Festival gefeiert wurde.“ (Cinema) HI

C‘est la vie – So sind wir, so ist das Leben Frankreich 2008, R: Rémi Bezançon, D: Jacques Gamblin, Zabou Breitman

„Die Duvals, eine französische Familie, steht im Mittelpunkt dieses atmosphärischen Porträts: Zwischen 1988 und 2000 erlebt jedes ihrer Mitglieder einen Tag, der von herausragender Bedeutung ist und an dem sich sein Leben grundlegend ändert. Stimmig wird dabei beleuchtet, wie der diffizile Mikrokosmos „Familie“ funktioniert. wobei insbesondere die Eltern-Kind-Beziehung thematisiert wird, das Nebeneinanderleben, ohne sich zu verstehen oder sich alles zu sagen. Alltägliche Geschichten von Glücksmomenten und tragischen Ereignissen verdichten sich dabei zu einem atmosphärischen Porträt mit vielen humorvollen Passagen und brillanten Dialogen.“ (Rheinischer Merkur) H, HH, HL

Che 1 & 2 USA 2008, R: Steven Soderbergh, D: Benico Del Toro, Demian Bichir / Originalfassung mit Untertiteln

Im Grunde sind die beiden Teile, die zusammen etwas über vier Stunden lang sind, Literaturverfilmungen, denn sie basieren auf zwei Tagebüchern von Che Guevara. In „Revolution“ wurden seine Aufzeichnungen zur kubanischen Revolution adaptiert, in „Guerilla“ sein fehlgeschlagener Umsturzversuch in Bolivien. Soderbergh strebte seltsamerweise danach, möglichst werktreu zu arbeiten, und so ist der Film zwangsläufig extrem subjektiv und politisch einseitig, was ihm in den USA auch die erwartete harsche Kritik einbrachte. Schwerer wiegt aber, dass „Che“ fast völlig auf eine herkömmliche Dramaturgie verzichtet und man auch kaum eine Einstellung des Filmemachers erkennt, sodass es sich kaum erschließt, warum er diesen Film überhaupt gemacht hat. (hip) H, HB, HH

Coffee and Cigarettes USA 2004, R: Jim Jarmusch, D: Iggy Pop, Alfred Molina / Originalfassung mit Untertiteln

“Vor Jahren schon hatte Jim Jarmusch dem (Alb-)Traumpaar Koffein & Nikotin mit drei Kurzfilmen gehuldigt; diesen hat der Kinopoet des ,Take It Easy‘ nun acht weitere skurrile Sketches angefügt. Also elf Variationen des Themas: Musiker- und Schauspieler-Kumpane von Jarmusch (u. a. Iggy Pop, Alfred Molina, Bill Murray, RZA), alle vorzugsweise sich selber spielend, hocken in bezauberndem Schwarzweiß beisammen, schlürfen Kaffee, qualmen und quatschen (bzw. schweigen). Es entstehen ironische Psychoduelle, Mini-Hollywoodsatiren und nostalgische Vignetten. Jarmusch macht Filme mehr für Genuss- denn für Kettenraucher. (Neue Zürcher Zeitung) HB, HH

Crank 2: High Voltage USA 2009, R: Mark Neveldine, Brian Taylor, D: Jason Statham, Amy Smart

„In der Forstsetzung des Turbo-Reißers von 2006 setzt sich Jason Statham unter Dauerstrom. Nachdem er am Ende von Teil 1 aus einem Helikopter gestürzt und unsanft auf dem Asphalt aufgeschlagen ist, wird Profikiller Chev (Jason Statham) von den chinesischen Triaden entführt und in einer verranzten OP seines Herzens beraubt. Stattdessen bekommt er eine künstliche Pumpe eingesetzt, die allerdings regelmäßig Starkstrom zum Schlagen braucht. Für den Adrenalinjunkie kein Problem. Schließlich sind die Straßen von Los Angeles voll von Strommasten, Elektroschockern und Überbrückungskabeln. Wer angesichts dieser anarchischen Zustände eine ausgefeilte Story, Logik oder schauspielerische Glanzleistungen erwartet, sollte lieber einen Kardiologen aufsuchen. Mit Herzrhythmusstörungen ist nicht zu spaßen.“ (Cinema) H, HH, KI

D

Dorfpunks Deutschland 2008, R: Lars Jessen, D: Cecil von Renner, Ole Fischer

„Wie war es damals, Punk im Dorf zu sein? Die Verfilmung von Rocko Schamonis gleichnamigem Roman konzenriert sich auf die Initiationsriten einer Punk-Gang aus Schleswig-Holstein: Saufen, Prügeln, Provozieren, Schrammeln. Wenig überzeugend, Schamonis Sprachwitz geht dabei Baden.“ (tip) HH, HL, KI

Drag Me to Hell USA 2009, R: Sam Raimi, D: Alison Lohman, Justin Long

„Weil sie einer alten Frau mit faulen Zähnen den erbetenen Kredit verweigert, wird die Bankangestellte Christine von dieser Kundin mit einem Fluch belegt. Innerhalb von drei Tagen muss sie den bösen Zauber brechen, der sie sonst unweigerlich in die Hölle hinabzieht. Christines einzige Hoffnung ist eine ominöse Geisterbeschwörerin, die in einem zurückliegenden Fall allerdings kläglich versagte. Fans wissen, dass Horrorfilme nicht immer logisch sind. Wenn hier aber jemand mit machtvollen Kontakten zur Unterwelt so etwas Profanes wie einen Kleinkredit benötigt, kratzt das stark an der Glaubwürdigkeit. Genrespezialist Sam Raimi (“Tanz der Teufel“) überspielt dieses Manko mit brillanten Schockeffekten aus der Vorhölle - fast schon etwaszu glatt, aber allemal souverän.“ (Cinema) H, HB, HH, KI, OL

Die drei ??? – Das verfluchte Schloss Deutschland 2009, R: Florian Baxmeyer, D: Chancellor Miller, Nick Price

„Mit dem Geheimnis des verfluchten Schlosses will Ober-Fragezeichen Justus Jonas das Rätsel um den mysteriösen Tod seiner Eltern lösen. Seine besserwisserische Art ist auch im zweiten Teil nervtötend, die Slapstick-Einlagen bleiben krampfhaft. Ein deutscher Kinderfilm, der auf Hollywood macht, es aber nicht schafft.“ (tip) H, HB, HH, KI, OL

Duplicity – Gemeinsame Geheimsache USA 2009, R: Tony Gilroy, D: Julia Roberts, Clive Owen

„Mit dem Wirtschaftsthriller „Michael Clayton“ feierte Regisseur Tony Gilroy sein Regiedebüt. Sein zweites Werk, „Duplicity“, dreht sich erneut um die Machenschaften von kapitalistischen US-Konzernen und deren Verstrickungen. Mit doppelbödiger Handlung entpuppt sich der Film sowohl als Politthriller wie auch als spitzfindige Gaunerposse. In den Rollen der zwei intriganten Agenten erleben Clive Owen („The International“) und Julia Roberts („Der Krieg des Charlie Wilson“) eine Gratwanderung zwischen gemeinsamen Betrügereien und hintergründigem Kleinkrieg.“ (Blickpunkt:Film) H, HH, KI

E

Effi Briest Deutschland 2009, R: Hermine Huntgeburth, D: Julia Jentsch, Sebastian Koch

„Hermine Huntgeburths Neuinterpretation des klassischen Stoffes geradezu undogmatisch. Ihr Film hält sich eng an die literarische Vorlage und entwickelt doch ein erstaunliches Eigenleben. Trotz historischer Dekors wirkt die Geschichte alles andere als altmodisch. Im Gegenteil: In jeder Szene spürt man die Hingabe, die Begeisterung und die Souveränität, mit der sich die Regisseurin und ihr glänzendes Ensemble den Roman angeeignet haben. Hermine Huntgeburth (“Die weiße Massai“, „Bibi Blocksberg“) sieht in Effi nicht das Opfer einer gnadenlosen Gesellschaft, sondern eine freiheitsliebende Frau, die selbstbewusst ihren Weg geht. Das macht sie auch im Jahr 2009 zu einem Kind ihrer Zeit - und zu einem echten Vorbild für freche Mädchen und wilde Hühner.“ (Cinema) HB

Eldorado Belgien/Frankreich 2008, R: Bouli Lanners, D: Bouli Lanners, Fabrice Adde

„Belgien ist ein düsteres Land. In schummrigen Garagen am Landstraßenrand lauern durchgeknallte Serienmörder, unliebsam gewordene Haustiere werden in hohem Bogen über Brückengeländer geworfen und in der verregneten Wildnis kreuzen Nudisten umher. Warmherzigkeit ist der apathischen Bevölkerung ein Fremdwort. Bouli Lanners zweiter Spielfilm „Eldorado“ mutet wie ein Abgesang auf sein Heimatland an. Das Road Movie verzichtet auf größenwahnsinnige Conquistadores und begleitet stattdessen zwei einsame Seelen auf ihrer Suche nach Geborgenheit - einem Schatz, der in Lanners‘ desolaten Landschaften in ebenso mythischer Ferne wie das Aztekengold zu liegen scheint. Leichte Kost ist „Eldorado“ damit nicht, wohl aber ein mal humorvoller, mal lakonischer Trip ins belgische Herz der Finsternis.“ (filmstarts) HB, HH

Elektrokohle (Von Wegen) Deutschland 2009, R: Uli M. Schüppel

„Erinnerungen an ein Konzert der Avantgarde- Band Einstürzende Neubauten in Ostberlin, das 1989 kurz nach dem Mauerfall stattfand. Die konfuse, von diversen Zeitsprüngen durchsetzte Erzählweise lässt einen immer wieder rätseln, wen oder was der Film gerade zeigt. Dieser Doku im Guerilla-Stil können vermutlich nur Eingeweihte folgen.“ (Cinema) H, HH

El SistemaÜber die Macht der Musik Deutschland 2009, R: Paul Smaczny & Maria Stodtmeier

„José Antonio Abreu hätte enden können wie zahllose Utopisten vor ihm: beseelt von einer gutmenschelnden Idee, belächelt, desillusioniert. Doch 34 Jahre nach seinem ersten Schritt, ausgerechnet Ghetto-Kinder aus den sozialen Brennpunkten von Caracas zu Musikern auszubilden, weg von der Straße in ein Orchester zu integrieren, das in Venezuela inzwischen zu einem landesweiten Vorzeigeprojekt mit über 300 000 jungen Kreativen geworden ist, hat er genau das Gegenteil erreicht. Mit Paul Smaczny steht Abreus „Sistema“ ein Regisseur bei, der die Initiative zu gleichen Anteilen Kindern, ihrem sozialen Umfeld wie auch der Musik überlässt. Prächtig spielen sie auf, tingeln durch triste „barrios“ und parieren soziale Anfeindungen, die einzig aus ihrer ökonomisch prekären Herkunft resultieren - wie Gustavo Dudamel, der aus der Riege sozial abgehängter Jugendlicher zu einem international anerkannten Dirigenten aufgestiegen ist. Töne, die die Welt verändern, klischeefrei inszeniert, so naiv wie ambitioniert.“ (Frankfurter Allgemeine) HH

Empire St. Pauli Deutschland 2009, R: Irene Bude & Olaf Sobczak

„„Empire St. Pauli“ besteht aus über 50 Interviews, die die Regiesseure Irene Bude und Olaf Sobczak geführt haben. Zu Wort kommen Künstler, Gastwirte, Rechtsanwälte, Manager, Bauprojektentwickler, Investoren und immer wieder die Anwohner. Sie alle sprechen über die Entwicklung des ehemals armen Stadtteils hin zu einem Stadtteil für Besserverdienende. Neben den Mietpreisen und den Neubauten sind es die Events, die St. Pauli verändern. Solche wie Hafengeburtstag, Harley-Davidson-Days, Schlagermove oder Welt-Astra-Tag, über die Autor und Musiker Rocko Schamoni sagt: „Alles was dumm und scheiße ist, findet hier statt. St. Pauli ist die Abmelkmaschine Hamburgs.“.“ (taz) HH

F

Das Festmal im August Italien 2008, R: Gianni Di Gregorio, D: Gianni Di Gregorio, Valeria De Franciscis

„Das Festmahl im August“ erzählt vom Besuch mehrerer alter Damen in einem Appartement in Rom, bei dem sich der Gastgeber immer mehr so fühlt, als wäre er gleichzeitig Portier, Koch und Zimmermädchen in einem Hotel Mama der ganz besonderen Art. Der notorisch klamme Mittfünfziger Gianni betreut über ein Wochenende gleich vier Mütter jenseits der 80, darunter seine eigene, die seines Vermieters und die seines Hausarztes. Mit großer Hingabe, bewundernswerter Geduld und vielen Gläsern Wein widmet er sich ihren Schrullen, bis er sie aus seinem Leben kaum noch wegdenken mag. Mit zärtlichem Witz feiert Regisseur und Hauptdarsteller Gianni Di Gregorio die Vitalität seiner betagten Heldinnen und macht aus dem Alter ein Fest, das nie zu Ende gehen sollte.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL

Der Fluch der 2 Schwestern USA/ Kanada 2009, R: Thomas & Charles Guard, D: Arielle Kebbel, Elizabeth Banks

„Im US-Remake einer südkoreanischen Gruselfilmperle versucht ein Geschwisterpaar, die Freundin ihres Vaters als Mörderin zu entlarven. Auch wenn die britischen Kurzfilmer Thomas und Charles Guard in ihrem Spielfilmdebüt nicht die albtraumhafte Märchenatmosphäre der Vorlage heraufbeschwören: „Der Fluch der zwei Schwestern“ ist kunstvoll inszeniertes und packend gespieltes Spannungskino, das geschickt übersinnliche Schauermomente in einen klassischen Thrillerplot integriert und - zumindest für alle, die das Original nicht kennen - mit einem frappierenden Finale aufwartet.“ (Cinema) H, HB, HH, HL, OL

G

Ghosted Deutschland/Taiwan 2009, R: Monika Treut, D: Inga Busch, Hu Ting-ting

„Eine kurze Liebe, ein ungeklärter Tod. Künstlerin Sophie fährt nach Taipeh, um ihrer verstorbenen Geliebten Ai-ling nachzuspüren. Bald wird Sophie von einer mysteriösen Journalistin umworben und mit dem Geisterglauben des alten Chinas konfrontiert. Subtil changiert „Ghosted“ zwischen Dokumentation und Mystery.“ (tip) HH, OL

Gran Torino USA/Australien 2008, R: Clint Eastwood, D: Clint Eastwood, Christopher Carley

„Ein alter ehemaliger Fließbandarbeiter lebt voller Vorurteile in einer Vorstadtsiedlung, die in der Hand eingewanderter Hmong-Asiaten ist. Belastet durch Erinnerungen an den Korea-Krieg, wird er mit einer örtlichen Gang konfrontiert und erntet die Dankbarkeit einer Hmong-Familie, wobei ihn sein Sinn für Integrität und Gerechtigkeit in einen Verteidiger der Wehrlosen verkehrt. Clint Eastwood lässt die bittere Geschichte weder im Porträt eines verbiesterten, sich selbst läuternden Mannes noch in einer emotionalen Rachegeschichte versanden, findet vielmehr zahlreiche Zwischentöne bis zur Selbstparodie, die sowohl die Hauptfigur als auch das soziale Umfeld zum Anfassen glaubhaft machen.“ (filmdienst) HB, HH

Günesi Gördüm - Ich sah die Sonne Türkei 2009, R: Mahsun Kirmizigül, D: Sarp Apak, Altan Erkekli

„Günesi Gördüm – Ich sah die Sonne“ erzählt die Geschichte der kurdischen Familie Altun. Wie 2,5 Millionen anderer Familien musste auch sie ihre Heimat im Südosten der Türkei verlassen. Einige Angehörige verschlug es nach Istanbul, andere zogen gar bis nach Norwegen. Der nunmehr 25 Jahre andauernde Krieg trennte die Familie aber nicht nur räumlich voneinander. Mahsun Kirmizigüls („Beyaz Melek – Weißer Engel“) Drama lief in der Türkei trotz des heiklen Themas sehr erfolgreich. Der Film behandelt die militärische Auseinandersetzung zwischen den Kurden und den Türken im Osten der Türkei, die Flüchtlingssituation sowie die Folgen der Umsiedlung. Dabei versucht der Regisseur, keine Partei zu ergreifen, sondern das Thema neutral zu betrachten.“ (filmreporter.de) H, HB, HH

H

Hannah Montana - Der Film USA 2009, R: Peter Chelsom, D: Miley Cyrus, Billy Ray Cyrus

„Was passiert, wenn Amerikas größter Teeniestar einen Landurlaub bei der Familie macht? Nur Chaos! Parallelen zur Realität sind nicht ganz zufällig. Ihr Countryrock klingt nicht außergewöhnlich, sie sieht aus wie das sprichwörtliche Mädchen von nebenan - und genau das ist ihr Erfolgsgeheimnis: Mit dieser furchtbar normalen Göre aus Tennessee können sich Millionen Mädchen identifizieren, denn sie lebt deren Traum vom Popstar-Dasein gleich im Doppelpack. Als Miley ist sie eine liebenswerte Chaotin, verkleidet als Sängerin Hannah ein selbstbewusster Star. Die Dramatik dieser Geschichte hält sich zwar in Grenzen - aber der Zuckerschock dank Miley Cyrus auch. (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Havanna - Die neue Kunst Ruinen zu bauen Deutschland/Kuba 2006, R: Florian Borchmeyer / Originalfassung mit Untertiteln

“Der Dokumentarfilm widmet sich der kubanischen Hauptstadt und ihren Bewohnern jenseits gängiger, romantischer Postkarten-Klischees und spiegelt facettenreich die marode Situation des sozialistischen karibischen Staates in Bildern der zerfallenden Häuser und in den Schicksalen unterschiedlicher Menschen, die sie bewohnen. Eine faszinierende, pointierte und subjektive Bestandsaufnahme von politischer Relevanz.“ (filmdienst) HB

Henners Traum Deutschland 2009, R: Klaus Stern

“Die Chronik eines grandiosen Scheiterns, aber auch ein Dokument des Größenwahns: Der nordhessische CDU-Bürgermeister Henner Sattler plant im verschlafenen Provinznest Beberbeck seit Jahren den Bau der größten Tourismusanlage Europas. Die Rentabilität der 450-Millionen-Euro-Investition wird von allen Seiten bezweifelt, aber CDU-Mann Sattler will von seinem Traum nicht lassen. Die sehenswerte Provinzposse verschafft Einblick in die Welt der Anleger und Immobilienfinanzierer, zeigt aber auch die unfassbare Monopoly-Mentalität der Verantwortlichen. Ein bitterer Kommentar zur gegenwärtigen Finanzkrise.“ (Cinema) H

Das Herz von Jenin Israel/Deutschland 2008, R: Leon Geller, Marcus Vetter

„2005 spendete der Palästinenser Ismael Khatib die Organe seines erschossenen zwölfjährigen Sohnes israelischen Kindern. Zwei Jahre später besuchte er diese Kinder. Bewegender Dokumentarfilm über eine schmerzhafte Reise. Zu klug für eine Heiligenlegende, und doch ein hoffnungsvoller Film.“ (tip) HH

I

Il Divo Italien/Frankreich 2008, R: Paolo Sorrentino, D: Toni Servillo, Anna Bonaiuto

„Porträt des italienischen Politikers Giulio Andreotti, der zwischen 1972 und 1992 sieben Mal das Amt des Ministerpräsidenten innehatte, auch wenn er immer wieder in Verdacht geriet, Kontakte zum organisierten Verbrechen zu haben. Weniger an nachweisbaren Fakten orientiert, ist der klug komponierte Film eine von Abneigung wie auch Faszination geprägte Studie über einen Machtmenschen, wobei es ihm mehr um die Kritik an einem desolaten politischen System geht. Dabei schließt er ebenso an die Tradition des italienischen Polit-Thrillers wie an Shakespeares Königsdramen an.“ (filmdienst) HH, OL

Illuminati USA 2009, R: Ron Howard, D: Tom Hanks, Ewan McGregor

„Es hat gewiss keine Einflüsterung des Teufels gebraucht, um den Produzenten und Regisseur Ron Howard sowie seinen Star Tom Hanks zu einer Fortsetzung ihres ‚Da Vinci Code‘ zu verführen: Der Kassenerfolg sprach für sich. Also hat man einen früheren Dan-Brown-Bestseller zu einer Fortsetzung umgestrickt, die nicht im katholischen Glauben, sondern im vatikanischen Machtapparat Abgründe öffnet: Ein skrupelloser Karrierist will nach der Vergiftung des Papstes im Lauf von vier Stunden vier Kardinäle ermorden und, wenn es sein muss, auch noch den Petersdom in die Luft sprengen, um selbst den Heiligen Stuhl zu erklimmen. Tom Hanks muss in Gesellschaft der anmutigen Israelin Ayelet Zurer wie bei einer Schnitzeljagd kreuz und quer durch Roms Heiligtümer hecheln, um (anders als im Roman) wenigstens das vierte Opfer zu retten. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn die Zuschauermassen sich für dieses ideenlose Vatikan-Gemeuchel interessieren würden, doch selbst das würde die Macher wohl nicht stören.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Immensee Deutschland 1942/43, R: Veit Harlan, D: Kristina Söderbaum, Carl Raddatz

„In dem populären Melodrama „Immensee“, einer modernisierten freien Bearbeitung der Novelle von Theodor Storm, erscheint der Komponist Reinhart, dessen rastloses Leben in der „großen Welt“ seine Jugendliebe Elisabeth einem Gutsbesitzer in die Arme treibt, allemal interessanter als der bodenständige und ziemlich langweilige Konkurrent. Dem Gegensatz von Stadt und Land entspricht der Kontrast zwischen Innen uns Außen: Die immer etwas überladenen, künstlichen Interieurs finden ihren Widerpart in Harlans Liebe zur Natur und seinem Gespür für die Landschaft, in der seine Protagonisten meist die unbeschwertesten Momente ihres Glücks - wie Elisabeth und Reinhart auf der Bank am See - erleben. Und der Begeisterung für das Natürliche entsprach auch die Erotik der von Harlan geradezu obsessiv in Szene gesetzten Hauptdarstellerin Kristina Söderbaum: feminin, frisch und unverdorben.“ (taz) HH

J

John Rabe Deutschland/Frankreich/VR China 2009, R: Florian Gallenberger, D: Ulrich Tukur, Daniel Brühl

„Die authentische Geschichte des Hamburger Kaufmanns John Rabe (1882-1950), der als deutscher Firmenrepräsentant in China im Dezember 1937 mit anderen Ausländern in Nanking eine Sicherheitszone einrichtete und während des japanisch-chinesischen Kriegs einen Großteil der Zivilbevölkerung schützte. Aufwändig inszeniertes, gut gespieltes Biopic als überlebensgroße Geschichte und packendes Epos, das Rabe freilich als ungebrochenen, eindimensionalen Helden zeichnet. Eine melodramatische Liebesgeschichte soll abseits des politischen Hintergrunds Gefühle hervorrufen, erweist sich aber als unnötige Konzession ans Unterhaltungskino.“ (filmdienst) H, HH

Der Junge im gestreiften Pyjama USA/Großbritannien 2008, R: Mark Herman, D: Asa Butterfield, Jack Scanlon

„Bruno, der Sohn einer Nazi-Größe, zieht mit seiner Familie ‚aufs Land‘ gen Osten, wo der Vater in einem Vernichtungslager eingesetzt wird. Bruno ahnt freilich nicht, was hinter dem Zaun des Lagers vor sich geht. Er schließt Freundschaft mit einem jüdischen Jungen – und gerät dadurch in große Gefahr. Basierend auf einem Roman des Iren John Boyne, entwickelt der Film einen Blick auf den Holocaust aus kindlicher Perspektive, der Schock- und Schreckensszenarien bewusst außen vor lässt und sich dem Massenmord auf irritierend naive Weise annähert, die dessen perverse Banalität umso aufwühlender offenlegt.“ (Rheinischer Merkur) HH

K

Der Kaufhaus Cop USA 2009, R: Steve Carr, D: Kevin James, Jayma Mays

„Als alleinerziehender, gutmütiger Einkaufszentrums-Securitymann darf sich US-Adipositaskönig Kevin ‚King of Queens‘ James an mageren Fettwitzen abarbeiten und während eines Mall-Überfall lebensverändernd über sich hinauswachsen. Eine überraschungsfreie formelhafte Komödie mit Anflügen von Drolligkeit.“ (tip) H, HB, HH, KI

Knowing USA 2008, R: Alex Proyas, D: Nicolas Cage, Rose Byrne

„Aufregend visualisierter Sci-Fi-Thriller um einen Zahlencode, der viele Katastrophen und dabei vielleicht auch die größte voraussagt. Alex Proyas, Spezialist für fantastisches Kino (‚I, Robot‘), inszeniert einen Sci-Fi-Thriller mit großen Stärken in der Form und einigen Schwächen im Inhalt. Aus einer cleveren Grundidee wird ein unheimliches Mysterium mit einem großen Versprechen entwickelt, das die Enträtselung nicht ganz einlösen kann. Auch einige schreckende Jump-Cuts hat dieser verblüffend plastisch fotografierte, bis zum Ende aufregende Film nicht nötig, der in Spannungs- und Zerstörungssequenzen seine visuellen und atmosphärischen Qualitäten ausspielt.“ (Blickpunkt:Film) H, HB

L

Last House on the Left USA 2009, R: Dennis Iliadis, D: Garret Dillahunt, Michael Bowen

„1972 schockte Wes Craven mit seinem alptraumhaften Abgesang auf die Flower-Power-Generation die Filmwelt. Dem sehr gelungenen Remake geht zwar aufgrund dramaturgischer Modifikationen die verstörende Note des Originals ab. Dafür wurden alte Logiklöcher gestopft, was aus dem Rachefeldzug eines Elternpaares an einer Gruppe von Schwerverbrechern, die ihre Tochter geschändet haben, einen unaufhaltsam eskalierenden Terrortrip macht, der bis an die Schmerzgrenze geht.“ (Cinema) BHV, H, HB, HH, KI, OL

Der letzte Applaus Deutschland/Argentinnein/Japan 2008, R: German Kral

Eine moderne Bar mit Tango-Shows ist das legendäre ‚El Chino‘ am Rande von Buenos Aires heute. Wo sind die alten Sänger? Die Musikdoku folgt einfühlsam den Spuren der Alten, lotet in Interviews ihre Mutlosigkeit aus und ist bei ihrem letzten Aufbäumen dabei. Ein gelungener filmischer Abschied von einer anderen und wie es scheint humaneren Zeit.“ (tip) HB, HH

L’heure zero 7Towards Zero Frankreich 2007, R: Pascal Thomas, D: François Morel, Danielle Darrieux / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„as für eine kuriose Idee von Guillaume Neuville, seine mysteriöse Ex, seine hyperaktive Ehefrau und ihren bissigen Verehrer zu seiner reichen Tante Camilla einzuladen, um dort gemeinsam ein paar unbeschwerte Urlaubstage zu verbringen. Doch dieses Sommerfamilientreffen in der Bretagne wird tragisch ausgehen, denn eines Tages wird Tante Camilla in ihrem Bett eiskalt umgebracht! Kommissar Martin Bataille ermittelt in der Sache. Die Verfilmung des Krimis von Agatha Christie weist Bezüge zu Hitchcock auf. Doch geraten selbst die schwärzesten Krimis von Pascal Thomas auch immer irgendwie lustig!“ (Metropolis) HH

Liebe auf den zweiten Blick USA 2008, R: Joel Hopkins, D: Dustin Hoffman, Emma Thompson

„Zwischen Witz und Ernst, zwischen Herz und Verstand pendelt die konventionelle, aber anrührende Romantic Comedy für Best Ager, die der britische Regisseur und Drehbuchautor Joel Hopkins ganz auf seine beiden Protagonisten zugeschnitten hat. Zum zweiten Mal nach ‚Schräger als Fiktion‘ arbeiten Emma Thompson und Dustin Hoffman hier zusammen, treiben sich gegenseitig zu Bestleistungen und sind sichtlich mit Spaß bei der Sache. Ein geistreicher, gut geschriebener und umgesetzter slowburner in Sachen Herzschmerz.“ (Blickpunkt:Film) H, HH, KI, OL

The Limits of Control USA 2009, R: Jim Jarmusch, D: Isaach De Bankolé, Alex Descas, Jean-François Stévenin

„Ein Mann reist mit einem mysteriösen Auftrag durch Spanien, trifft unbekannte Verbündete, tauscht verschlüsselt Botschaften aus. Die Kunst spielt dabei ein große Rolle und mit den Mitteln der Kunst zeigt Jim Jarmusch der herrschenden Ordnung ihre Grenzen auf, er wirft der unreflektierten Raserei seinen entschleunigten, profunden Film in den Weg.“ (tip) H, HB, HH, KI, OL

Löwenkäfig Argentinien 2008, R: Pablo Trapero, D: Martina Gusmán, Elli Medeiros

„Mit „Löwenkäfig“ ist jener Teil eines argentinischen Frauengefängnisses gemeint, in dem schwangere Häftlinge ihre Kinder zur Welt bringen können. Regisseur Pablo Trapero gewinnt dem testosterongeladenen Genre des Gefängnisfilms ganz neue Seiten ab. Er erzählt auch von weiblichem Zusammenhalt statt nur von männlichen Territorialkämpfen und zeigt die Welt hinter Gittern nicht allein als Endstation gescheiterter Existenzen, sondern als einen Ort, an dem neues Leben beginnt. Die Hauptdarstellerin Martina Gusman verkörpert eine wegen Mordes Verurteilte, die wie eine Löwin um ihren kleinen Sohn kämpft, mit der Wucht einer Naturgewalt.“ (Der Spiegel) HB

M

Die Meistersinger von Nürnberg Deutschland / Österreich 2008, R: Otto Schenk

Aufzeichnung einer Aufführung aus der Wiener Staatsoper mit dem Orchester der Wiener Staatsoper unter der Leitung von Christian Thielemann H

Milk USA 2008, R: Gus Van Sant, D: Sean Penn, Emile Hirsch

„Spielfilm über das Leben und die politische Karriere von Harvey Milk, der in den 1970er-Jahren zum ersten offen bekennenden homosexuellen Stadtverordneten der USA wurde, wenige Jahre später aber einem Attentat zum Opfer fiel. Das geschickt mit den Zeitebenen spielende Bio-Pic über eine charismatische Persönlichkeit, die den Idealismus der Gay-Rights-Bewegung mit politischem Pragmatismus verband. Durch den wechselseitigen Bezug von Privatem und Politischem entsteht nicht nur ein eindrucksvolles Zeitbild, sondern auch ein überzeugendes Porträt, das Milk nicht auf ein Podest hebt, ihm und anderen mutigen Aktivisten der 1970er-Jahre aber ein würdiges Denkmal setzt.“ (filmdienst) HB

Monsters vs. Aliens USA 2009, R: Rob Letterman, Conrad Vernon

„‚Monsters vs. Aliens‘ ist die Zukunft des Kinos – jedenfalls wenn man dem Dreamworks-Studio glaubt, das große Hoffnungen auf das 3-D-Verfahren setzt, mit dem dieser Animationsfilm hergestellt wurde. Doch das Ergebnis enttäuscht. Die Geschichte um ein paar Monster, die von den Menschen in Labors gehalten werden und eines Tages gegen Außerirdische in den Kampf ziehen, ist weniger phantasievoll als etwa die ‚Shrek‘-Filme. Zwar machen die 3-D-Effekte Spaß und sind dezent eingesetzt, doch leider gehen dem Drehbuch, an dem auch die Regisseure Rob Letterman und Conrad Vernon mitgearbeitet haben, nach der Hälfte des Films die Ideen aus. 3-D hilft wenig, wenn Figuren und Story flach sind.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI, OL

My Bloody Valentine 3D USA 2008, R: Patrick Lussier, D: Jensen Ackles, Jaime King

„Remake von „Blutiger Valentinstag“, das der Horror-erfahrene Regisseur Patrick Lussier (“Dracula 2000“) optisch kräftig aufmöbelt, indem er die Morde mit Äxten und sonstigen Bergarbeitergerät plastisch mit 3-D-Technik in den Zuschauerraum verlegt. Diese Schockeffekte sind beachtlich realisiert, während die simple Story nur Genre-Konventionen folgt. Als Held darf sich „Supernatural“-Star Jensen Ackles bewähren. Gore-Fans haben auf jeden Fall ihren Spaß an den zahlreichen blutigen Details.“ (Blickpunkt:Film) HB, HH

N

Nachts im Museum 2 USA 2009, R: Shawn Levy, D: Ben Stiller, Owen Wilson

„‚Nachts im Museum 2“ spinnt die märchenhafte Idee weiter, dass im Dunklen diverse Museumsexponate zum Leben erwachen, Dinosaurierskelette ebenso wie ein Reiterstandbild von US-Präsident Teddy Roosevelt - und mittendrin leidet ein überforderter Wärter namens Larry (Ben Stiller). Diesmal hastet Larry durch das Smithsonian in Washington D. C., den größten Museumskomplex der Welt, um einem versehentlich reanimierten bösartigen Pharao Einhalt zu gebieten. Amerikas Flieger-Ikone Amelia Earhart (Amy Adams) mischt dabei ebenso mit wie Skulpturen von Rodin bis Jeff Koons; sogar die berühmte Abraham-Lincoln-Statue verlässt ihr Memorial. Das temporeiche Komödienspektakel von Regisseur Shawn Levy spielt clever mit Ikonen der Kulturgeschichte; auch Witze über kleine Männer (Napoleon, Stiller) sind erlaubt.“ (der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

NoBody’s Perfect Deutschland 2008, R: Niko von Glasow-Brücher, D: Stefan Fricke, Kim Morton

„Vor beinahe 50 Jahren kamen bei der vorgeburtlichen Kontamination durch das Schlafmittel Contergan 10 000 Säuglinge mit verkürzten Gliedmaßen auf die Welt. Von solchen Menschen, die nun mitten im Berufsleben stehen und sich trotz ihrer Behinderung beweisen konnten, handeln Niko von Glasows offenherzige Porträts. Das Filmprojekt hat von Glasow mit der Konzeption eines Pin-up-Kalenders verbunden, in dem er sich und seine elf Protagonisten unverhüllt vor der Kamera präsentiert. Herausgekommen sind phantastische Fotos und ein mitreißender Film über zwölf ungewöhnliche Menschen und deren kreativen Umgang mit dem ,Anderssein‘.“ (Rheinischer Merkur) HH

Nordshorts „Spannende und anrührende Geschichten sind im neuen Programm der nordmediageförderten Kurzfilme zu sehen: Ein Junge beschäftigt sich beim chatten mit sonderbaren Zeichen, zwei Bestatter philosophieren über Leben und Tod, ein Jazzstück wird abstrakt in Szene gesetzt, ein junger Mann strandet bei Nebel im Wattenmeer, und ein Autofahrer ist in einer surrealen Autowerkstatt gefangen.“ (Kino 46) HB

O

O Brother, Where Are Thou USA 2000, R: Joel Coen, D: George Clooney, John Turturro / Originalfassung mit Untertiteln

“Drei entsprungene, weiße Kettensträflinge durchleben im Mississippi der Depressionszeit eine (vage an Homer orientierte) Odyssee, treffen auf verführerische Sirenen, einen zyklopischen Bibelvertreter und einen Kühe tötenden Gangster. Nebenbei steigen die Helden auf der Flucht zu Popstars auf. Die Coen-Brüder entwerfen in ihrem Roadmovie entlang den historischen Linien Hollywoods eine artifizielle, bildgewaltige Groteske, die ihr Raffinement hinter der unbändigen Lust am Albernen, am trivialen kulturgeschichtlichen Kalauer verbirgt.“ (tip) HH

Obsessed USA 2009, R: Steve Shill, D:Beyoncé Knowles, Idris Elba

„R & B-Star Beyoncé Knowles als Gattin eines Managers, der von seiner Sekretärin mit Sexangeboten verfolgt wirdBeyoncé Knowles, die in „Dreamgirls“ ihr Schauspieltalent bewies, hat sich mit diesem Film keinen Gefallen getan. Zwar ist sie der einzige Star, darf aber zunächst nur die beleidigte Leberwurst spielen. Im Showdown trumpft sie dann als Actionheldin in High Heels auf, was genau so seltsam anmutet wie der Rest. Der ganze Film sieht aus wie der Versuch, eine jugendfreie Version von „Eine verhängnisvolle Affäre“ zu drehen. Im Ergebnis ist das so sexy und spannend wie das TV-Vorabendprogramm.“ (Cinema) H, HB, HH, KI, OL

of boys and girls / film:art 48 „Selbstinszenierung und Performance sind der Tenor der Kurzfilmauswahl. Da überrascht es kaum, dass auch genderspezifische Themen einfließen. Vertreterinnen des feministischen Wiener Undergrounds wie Valie Export und Mara Mattuschka haben seit den 1960ern bis heute für Provokationen gesorgt: hier geht es um Körperlichkeit, wenn geschnitten, geblutet und bandagiert wird. Dem gegenüber steht die leise Aktdarstellung des männlichen Körpers bei Wolfgang Lehmann. Drei weitere Arbeiten männlicher Autorenschaft - u.a. von Bjørn Melhus - kommen als Videoclips daher, wobei sie sich bei aller humorigen Leichtigkeit mit schwerwiegenden Themen wie Identität und Klonen beschäftigen. Zehn verschiedene Selbstbildnisse fügen sich so zu einem unterhaltsamen musikalischen Programmreigen.“ (Kino 46) HB

Oh, wie schön ist Panama Deutschland 2006, R: Martin Otevrel

“Erste Verfilmung des Klassikers von Janosch über den kleinen Tiger und den kleinen Bär, die sich auf die Reise nach Panama machen, um festzustellen, dass es nirgends schöner ist als daheim. Sehr eng hält sich Regisseur Martin Otrevel (Janosch-erfahren mit ,Papa Löwe und seine glücklichen Kinder‘) bei der ersten Verfilmung der längst zum Klassiker avancierten Kindergeschichte von Janosch aus dem Jahr 1978 an die Vorlage. Der Film besticht durch seine absolut kindgerechte Erzählung und den zeitlosen Charme der Figuren und Geschichte. Als Sprecher für die Hauptfiguren konnten die Top-Stars Til Schweiger und Anke Engelke gewonnen werden, die u.a. von den Comedians Mirko Nontschew und Ralf Schmitz unterstützt werden.“ (Blickpunkt:Film) HB

P

Prinzessin Lillifee Deutschland 2009, R: Alan Simpson, Ansgar Niebuhr

„Nachdem die Bücher von Monika Finsterbusch um Prinzessin Lillifee und ihre Freunde die Mädchenherzen im Sturm erobert haben, erscheint jetzt der gleichnamige Film, jedoch mit einer ganz neuen Geschichte. Als animierter Zeichentrickfilm in klassischer Manier wird er der Bilderbuchaufmachung mit seinen Rosa- und Glitzereffekten gerecht. Ebenso nah an der Buchvorlage ist die Figur Lillifee in ihrem vielschichtigen Charakter gezeichnet: Es geht nicht nur um eine oberflächliche Welt, sondern auch um Ärger, Verzweiflung und Selbstbewusstsein.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, HL, KI

Public Enemy No. 1 - Todestrieb Frankreich 2008, R: Jean-Francois Richet, D: Vincent Cassel, Ludvine Sagnier

„Die Fortsetzung des Gangsterthrillers „Public Enemy No. 1 – Mordinstinkt“ beschreibt den Aufstieg des Bankräubers und Gewaltverbrechers Jacques Mesrine zum nationalen Volkshelden bis hin zu seiner Ermordung durch die französische Polizei am 2. November 1979. Regisseur Jean-François Richet (“Das Ende“) steigert noch die eruptive Brutalität des Vorgängers und lässt das widersprüchliche Wesen Mesrines immer deutlicher zutage treten. Der zweite Teil der Gangstersaga rückt Mesrines egomanisches Geltungsbedürfnis und seine raffinierte Manipulation der Medien in den Vordergrund.“ (Cinema) H, HB, HH

R

Radio Rock Revolution Großbritannien 2009, R: Richard Curtis, D: Philip Seymour Hoffman, Bill Nighy

Dies ist einmal eine andere Art von Piratenfilm. Hier werden jene Piratensender besungen, die in den späten sechziger Jahren in guter britischer Tradition das Meer eroberten und für die meist jungen Hörer den ganzen Tag über jene Pop- und Rockmusik spielten, die die steife Tante BBC immer noch verpönte, obwohl sie längst zum britischen Exportartikel Nummer Eins geworden war. Regisseur Richard Curtis fächert seine Episoden zwar ein wenig zu breit, so dass sein Boot mit wenig dramaturgischer Strömung kreuzt, aber dafür bietet er einen grandiosen und oft sehr komischen Querschnitt der Moden, Lebensstile und Attitüden jener Jahre, in denen die wahre, hochkapitalistische Kulturrevolution stattfand. (hip) HB

Reich des Bösen - Fünf Leben im Iran Deutschland 2007, R: Mohammad Farokhmanesh

“Facettenreiche Studie über die iranische Gesellschaft, die an vier persönlich geprägten Fallbeispielen unterschiedliche politische und religiöse Positionen im bürgerlichen Milieu Teherans analysiert. Gegenwart und Zukunft der „condition humaine“ im Iran werden kontrovers, aber im Hinblick auf gesamtgesellschaftliche Perspektiven unter Berücksichtigung islamischer Werte diskutiert.“ (Lexikon des internationalen Films) H

Revanche Österreich 2007, R: Götz Spielmann, D: Andreas Lust, Ursula Strauss

“Um Schuld und Rache kreist dieser Film: Eine junge ukrainische Prostituierte kommt, weil sie im Fluchtauto eines Bankräubers sitzt, durch die Schüsse eines Polizisten zu Tode. Der Flüchtige nimmt, um Vergeltung zu üben, anonym Kontakt zu dem Todesschützen auf - und findet einen in Selbstvorwürfen Verstrickten, Verzweifelten vor. Er nähert sich seinem Kontrahenten, ohne die Sache zu überstürzen. Das Schicksal nimmt seinen unabsehbaren Lauf. Schlüssig inszeniertes Rachedrama.“ (tip) H

Der Rote Punkt Deutschland/Japan 2008, R: Marie Miyayama, D: Yuki Inomata, Mikiko Otonashi

„„Der Rote Punkt“ erzählt die Geschichte einer jungen Japanerin, die wie verzaubert durch die Wiesen- und Waldlandschaft des Allgäus stapft. Allerdings ist es ein finsterer Zauber, der sie leitet: Die Frau sucht den Ort in der Nähe von Schloss Neuschwanstein, an dem vor Jahren ihre Eltern und ihr Bruder tödlich verunglückten. Die 37-jährige Regisseurin Marie Miyayama, ausgebildet in Tokio und an der Münchner Filmhochschule, lässt ihre Heldin ausgerechnet in einer Familie stranden, die auf geheimnisvolle Weise in den Unfalltod ihrer Lieben verstrickt war. Trotzdem setzt ihr Film weniger auf dramatische Pointen als auf eine meditative Gelassenheit. Die Familienkräche, Liebesverwirrungen und hervorbrechenden Schuldgefühle der Menschen betrachtet „Der Rote Punkt“ mit demselben poetischen Gleichmut wie die Kühe und Marienfiguren am Rand der Allgäuer Landstraßen.“(Der Spiegel) HB, HH

Rückenwind Deutschland 2008, R: Jan Krüger, D: Denis Alevi, Iris Minich

„Ein schwules Liebespaar auf einen Trip in die Ukkermark. Der lose erzählte Film hebt den vergnügten Ausflug bald auf eine märchenhafte Ebene, die Lovestory wird zunehmend zum rauschhaften Grenzerlebnis. Der anfangs angenehm natürliche Erzählton weicht am Ende einer drückenden Bedeutungsschwere.“ (tip) H

S

Die Schimmelreiter Deutschland 2009, R: Lars Jessen, D: Katherina Wackernagel, Peter Jordan

„Die Imbissbude ist für Fuchs (klasse: Peter Jordan) „eine tragende Säule unserer Demokratie“. Während er seinen Job als Lebensmittelkontrolleur mit Augenmaß erledigt, verhängt sein „neuer Kollege“ (Axel Prahl) saftige Geldstrafen und wirtschaftet in die eigene Tasche. Lars Jessens schrullige Typenkomödie ist eine toll gefilmte Hommage an frühe Detlev-Buck-Filme (“Karniggels“) - ungemein lakonisch und manchmal so flach wie die Landschaft zwischen Elbe und Nord-Ostsee-Kanal.“ (Cinema) H, HB, HH, HL, KI

17 Again USA 2009, R: Burr Steers, D: Zac Efron, Matthew Perry

„Ein Angestellten-Loser mit kaputter Ehe darf ein zweites Mal 17 sein und könnte sein Leben revidieren. Eine harmlose, durchschnittlich amüsante Transformations- und Familienkomödie mit abstruser Handlung, die auf den nicht völlig talentfreien „High School Musical“-Kreischauslöser Zac Efron zugeschnitten ist.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Simons Geheimnis Kanada 2008, R: Atom Egoyan, D: Devon Bostick, Arsinée Khanjian

„Identitäten als flexible Konstrukte sind ein Leitthema des armenischen, in Kanada aufgewachsenen Ausnahmeregisseurs Atom Egoyan. In seinen Filmen spielt er virtuos mit unterschiedlichen Zeit- und Realitätsebenen. So auch in seinem neuen Werk um den Teenager Simon, der in der Schule und in einem Chatroom eine ungeheuerliche Geschichte preisgibt: Sein muslimischer Vater habe einst einen Anschlag auf ein Flugzeug geplant, bei dem er seine damals schwangere Mutter ohne deren Wissen als lebende Bombe nutzen wollte. Eine emotionale wie intellektuell anregende Studie über die Relativität individueller wie kollektiver Geschichte und Gewalt.“ (Rheinischer Merkur) HB, HH

Slumdog Millionär Großbritannien/USA 2008, R: Danny Boyle, Loveleen Tandan, D: Dev Patel, Freida Pinto

„Danny Boyle ist mit seinem unter schwierigsten Umständen in Indien gedrehten Film über zwei Brüder, die der Armut in Mumbai entfliehen wollen, ein großer Wurf gelungen. Die Globalisierungsversion von Charles Dickens’ ‚Oliver Twist‘, in der ‚Wer wird Millionär?‘ clever als Rahmenhandlung dient, bietet einen beklemmenden Blick auf Mittellosigkeit und Elend, ist aber doch stets erfüllt vom nicht zu bändigenden Enthusiasmus der Hauptfigur, deren Leben in einem Rausch von Farben und Klängen vor dem Zuschauer vorüberzieht - Bollywood made in the West. Unwiderstehlich gut.“ (Blickpunkt:Film) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL

Star Trek USA 2009, R: J. J. Abrams, D: Chris Pine, Eric Bana

„Kultregisseur J. J. Abrams lässt das Raumschiff Enterprise neu starten - mit verjüngter Besatzung und leicht geändertem Konzept. Der elfte „Star Trek“-Film ist ein Sprung zurück in die Zeit: Gezeigt wird, wie sich beim ersten Flug der „U.S.S. Enterprise“ die spätere Besatzung formiert und der junge Kirk (Chris Pine) und der gleichaltrige Spock (Zachary Quinto) ihr erstes gemeinsames Abenteuer erleben. Neu-Trekkie und Regisseur J.J. Abrams mischt gekonnt alte und neue Bestandteile aus dem Enterprise-Kosmos und setzt auf ein wohldosiertes Gemisch aus Action, Spannung und Ironie. Optische Höhepunkte bilden die Raumschlacht zu Beginn des Films und die Monsterhatz auf einem Eisplaneten, auf dem der junge Kirk den alten Spock (Leonard Nimoy) trifft.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Sunshine Cleaning USA 2008 , R: Christine Jeffs, D: Amy Adams, Emily Blunt

„„Sunshine Cleaning“ erinnert nicht nur vom Titel her an den Überraschungshit „Little Miss Sunshine“, mit dem sich der Film auch fast das gesamte Produzententeam teilt. Wieder geht es um eine dysfunktionale, aber liebenswerte Familie, die allen Hindernissen mit gnadenlos sonnigem Optimismus begegnet. Im Mittelpunkt stehen zwei Schwestern (Amy Adams und Emily Blunt), die einen Reinigungsdienst für Verbrechensschauplätze gründen und sich nebenbei mit Spaßbremsen wie einem verheirateten Liebhaber oder dem verrückten Opa (Alan Arkin) herumärgern müssen. Regisseurin Christine Jeffs verpasst der amüsanten Geschichte manchmal einen unnötig sentimentalen Einschlag, die beiden Hauptdarstellerinnen untermauern jedoch eindrucksvoll ihren Ruf als künftige Superstars in Hollywood.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL

Sur -Süden Argentinien 1988, R: Fernado E. Solanas, D: Susu Pecoraro, Miguel Angel Sola / Originalfassung mit Untertiteln

“Der junge Argentinier Floreal wird 1983 nach fünf Jahren Haft entlassen. In der Nacht seiner Heimkehr erlebt er in seinen Erinnerungen noch einmal, was seine Freunde und er unter der Militärdiktatur erlitten haben. In deutlicher Distanz zu traditionellen Formen des Erzählkinos bedient sich Solanas ausgesprochen theatralischer Mittel, um mit eindrucksvollen Bildern zu einer eigenen poetischen Wahrheit zu gelangen.“ (taz) HH

T

Tage oder Stunden Frankreich 2008, R: Jean Bekker, D: Albert Dupontel, Marie-Josée Croze

„Antoine 42, bricht mit seinem bisherigen Leben. Er nimmt kein Blatt mehr vor den Mund, hat genug von faulen Kompromissen und verlogenen Schmeicheleien. Er beleidigt seine Geschäftspartner, seine Freunde, seine Frau - und ist mit einem Mal spurlos verschwunden. Regisseur Jean Becker (“Dialog mit meinem Gärtner“) stürzt den Zuschauer in ein Wechselbad der Gefühle. Sein Film ist schockierend und befreiend zugleich.“ (Cinema) KI

Terminator – Die Erlösung USA 2009, R: McG, D: Christian Bale, Sam Worthington

„Im Gegensatz zu den Vorgängern deutet Regisseur McG („3 Engel für Charlie“) im vierten Teil die Apokalypse nicht nur an, sondern zeigt sie in ihrer ganzen Wucht. Zerstörte Städte, nuklearverseuchte Wüsten und archaische Gewalt lassen den Zuschauer den Krieg der Menschen gegen die Maschinen am eigenen Leib spüren. Inmitten des unwirtlichen Szenarios schickt McG nicht nur ein oder zwei altbekannte Terminatoren gegen die Rebellen, sondern ganze Heerscharen an neuen Tötungsmaschinen. Dass dabei die Komplexität der von James Cameron 1984 konzipierten Urgeschichte auf der Strecke bleibt, ist angesichts der Schauwerte zu entschuldigen.“ (Cinema)BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Top Job USA 2008, R: Steve Conrad, D: Sean William Scott, John C. Reilly

„Kein Traumjob, den Doug jeden Tag als Supermarktangestellter zu bewältigen hat. Da bietet sich die Aussicht auf einen Aufstieg: Die Supermarktkette eröffnet eine neue Filiale, und Doug ist der Top-Kandidat für den Posten als dessen Leiter - bis aus heiterem Himmel der kanadische Kollege Richard auftaucht und Doug Konkurrenz macht. Nun muss er beweisen, wer das Alphamännchen ist. „Fair Play“ ist da bald nicht gefragt. Hintersinnige Tragikomödie über die Untiefen des Arbeitsmarktes, deren Hahnenkämpfe dank sorgfältig entwickelter Charaktere zum Lachen wie zum Mitleiden reizen.“ (Rheinischer Merkur) H, HH

U

Unbeugsam – Defiance USA 2008, R: Edward Zwick, D: Danile Craig, Jamie Bell

„„Defiance“: Das Wort bedeutet aus dem Englischen übersetzt so viel wie Trotz oder Missachtung. Oder im Zusammenhang des Films: verzweifelter Widerstand in schier auswegloser Situation. „Blood Diamond“-Regisseur Edward Zwick erzählt die wahre Geschichte der Brüder Tuvia, Zus und Asael, die 1941 eine jüdische Widerstandsgruppe gründeten.“Defiance“ ist der erste Action-Holocaustfilm: Wenn man die Juden durch Indianer und die Nazis durch John-Wayne-Cowboys ersetzen würde, hätte man einen Western. Dennoch bleibt spürbar, wie ernst und gewissenhaft Zwick sein Thema angeht. Mit seinem Film will er das Klischee des Opferjuden korrigieren, der an seiner Vernichtung unausgesprochen selbst schuld sei. Einige Dialoge über die moralische Rechtmäßigkeit des Mordens aus Notwehr geraten zwar allzu schematisch und lehrbuchhaft, aber davon abgesehen gelingt Zwick anspruchsvolles Spannungskino voller Dramatik, Leidenschaft und Wut.“ (Cinema) HB

V

Der Vorleser USA 2008, R: Stephen Daldry, D: Kate Winslet, David Kross

„Oscarwürdig ist die Darstellerleistung der Winslet, die in ‚Der Vorleser‘ den brüchigen Menschen hinter in Monstergestalt spielt. Aber auch der Rest des Ensembles braucht hinter der Leistung der weiblichen Hauptrolle nicht anstehen. Da ist vor allem David Kross (‘Krabat‘), der den jugendlichen Liebhaber spielt. Wie selbstverständlich füllt er die anspruchsvolle Rolle an der Seite von Kate Winslet. Ganz beiläufig verliebt sich sein Charakter in die viel ältere Frau mit dem dunklen Geheimnis und lässt das ganze schwierige Konstrukt von Bernhard Schlinks Bestsellers vor allem eines erscheinen: glaubwürdig. Sensationell ist auch Lena Olin, die Mutter und Tochter in einer Doppelrolle spielt. Mit der gebrechlichen einzigen Überlebenden eines Massakers an Juden im Zweiten Weltkrieg einerseits und (Jahre später angesiedelt) ihrer inzwischen längst erwachsenen Tochter gibt sie eine kleine, aber feine Performance. Es sind vor allem die vielen Details, die an diesem Film von bleibendem Wert sind.“ (epd-film) H, HH

Vorstadtkrokodile Deutschland 2009, R: Wolfgang Becker, D: Manuel Steitz, Nora Tschirner

„Verfilmung des gleichnamigen Kinderbuchklassikers um eine Kinderbande, die ein kriminelles Trio entlarvt. Der Film verlegt die Geschichte aus den Siebzigern in die Gegenwart, bietet aber noch ein Stück Ruhrgebietsflair. Die lakonische Erzählweise der Vorlage wird allerdings oft durch aufgebauschte Actiondramatik ersetzt.“ (tip) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

W

Willi und die Wunder dieser Welt Deutschland 2008, R: Arne Sinnwell

„In der Kinofassung der ARD-Kindersendung „Willi wills wissen“ entdeckt TV-Reporter Willi Weitzel die Wunder der weiten Welt. Er reist nach Australien, Kanada, Japan und in die Sahara und kommt so hinter einige der großen Geheimnisse unseres Planeten - vom Alltag der Ameisen bis zu den Tricks der Sumoringer. TV-Sendung, die im Kino nur Fans erfreut.“ (tip) H, HB, HH, KI

Willkommen bei den Sch‘tis Frankreich 2008, R: Dany Boon, D: Kad Merad, Dany Boon

„Der Postdirektor Philippe Abrams wird aus dem schönen südfranzösischen Städtchen Salon-de-Provence plötzlich ins Land der Sch‘tis im äußerst unattraktiven Norden Frankreichs versetzt, und wie ein französischer Borat wird er fortan mit den fremdartigen Ausdrucksweisen und Sitten der Nordländer konfrontiert. Regisseur Dany Boon schwingt sich mit gnadenlosem Humor zum Fürsprecher der missachteten Region und ihrer Bewohner auf. Man lacht mit ihnen, nicht über sie. In Frankreich war die Provinzkomödie ein gigantische Erfolg: 20 Millionen Franzosen haben sich den Crash der Kulturen angekuckt.“ (tip) HB, HH

Der Womanizer - Die Nacht der Ex-Freundinnen USA 2009, R: Mark S. Waters, D: Matthew McConaughey, Jennifer Garner

„Der Womanizer“ ist blond, heißt Connor Mead (Matthew McConaughey) und verdient sein Geld als Modefotograf - ein Job, der ihm reichlich Gelegenheit bietet, Frauen zu verführen und nach kurzer Zeit zu verlassen. Mitunter macht er via Videokonferenz mit drei Damen gleichzeitig Schluss. Derart laxe Sitten gehören in romantischen Hollywood-Komödien natürlich bestraft: Ausgerechnet bei der Hochzeit seines Bruders erscheint dem Lebemann der Geist eines verstorbenen Onkels (Michael Douglas), der ihn mit den Sünden der Vergangenheit konfrontiert. Nebenbei entwickelt Connor echte Zuneigung zu einer Brautjungfer (Jennifer Garner). Regisseur Mark Waters (“Mean Girls“) inszeniert die Menschwerdung eines Machos als Posse voller allzu bekannter Geschlechterklischees. Einzig Michael Douglas spielt lässig mit seinem Image als Mann in der Krise.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

The Wrestler USA 2008, R: Darren Aronofsky, D: Mickey Rourke, Evan Rachel Wood

“Randy ,The Ram‘ Robinson (Mickey Rourke) legte in den 1980er-Jahren eine fabelhafte Karriere als Wrestler hin. Nun lebt er in einem abgehalfterten Wohnwagen, muss sich mit mies bezahlten Auftritten und Anabolika über Wasser halten. Er ist ein Wrack, seine Ohren und sein Herz funktionieren nicht mehr richtig, die Beziehung zur Tochter ist erkaltet - allein die Aufmerksamkeit der Stripperin Cassidy spendet ihm Trost. Schnörkellos dringt Regisseur Darren Aronofsky in das Leben seiner Figur ein, inspiziert ihre Aufbruchsversuche, das Leiden und das Scheitern. Dieses tragische Porträt mit seiner erzählerischen Wucht trifft tief in die Magengrube.“ (Rheinischer Merkur) HH

X

X-Men Origins: Wolverine USA 2009, R: Gavin Hood, D: Hugh Jackman, Ryan Reynolds

„Amüsantes Prequel zur X-Men-Saga, das die Vorgeschichte des von Hugh Jackman gespielten Mannes mit den Adamantium-Klauen enthüllt, aber auch die Histore des Konfliktes zwischen Magneto und Prof. Xavier. Der Handlung dieses Spezialeffekte-strotzenden High-End-Produkts lässt sich auch ohne Vorkenntnisse folgen.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, Ol

Z

Zwölf Runden USA 2009, R: Renny Harlin, D: John Cena, Aidan Gillen

„Ein Police Officer wird von einem Schwerverbrecher, dessen Geliebte einst bei einer Verfolgungsjagd mit dem Gesetzeshüter ums Leben kam, zu einem diabolischen Spiel über zwölf Runden herausgefordert, bei dem nun das Leben der Liebsten des Polizisten auf dem Spiel steht. Schlampig inszenierter Actionfilm, dessen Wrestling-Star-Hauptdarsteller die Schwächen des holprigen Drehbuchs, einer fahrigen Kamera und einer kontinuierlich lärmenden Tonspur nicht überspielen kann.“ (filmdienst) HB

Zwölf Uhr mittags USA 1952, R: Fred Zinnemann, D: Gary Cooper, Grace Kelly

„Freunden des Genres blieb „High Noon“ stets suspekt; Fred Zinnemanns Kollege Howard Hawks beispielsweise haßte den Film. Einen Sheriff, der ständig bei anderen Leuten um Beistand nachsucht, um dann schließlich doch allein mit Hilfe seiner Gattin mit den Schurken fertig zu werden, fand der rauhbeinige Regisseur einfach lächerlich. Aber mehr als „gunplay and horses“ hatte der Autor Carl Foreman - ein Betroffener der Machenschaften des Ausschusses für unamerikanische Umtriebe - mit seinem Drehbuch eine Parabel auf die McCarthy- Ära im Sinn gehabt. Die kleine korrupte Stadt galt ihm als Allegorie auf eine vor die Hunde gegangene Demokratie, in der Mangel an Solidarität und ein Klima der Angst herrschen. Zinnemann und sein Kameramann Floyd Crosby waren dagegen mehr an Fragen der Bildästhetik interessiert: Um eine größere Authentizität zu erzielen, filmten sie in Schwarzweiß und orientierten sich an Fotografien des Westens aus dem vergangenen Jahrhundert.“ (taz) HH