: Betr.: Fachtagung "Gewalt gegen Kinder"
Bonn (dpa) - Auf einer vom Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit veranstalteten Fachtagung „Gewalt gegen Kinder“ erklärte am Montag in Bonn Rita Süssmuth (CDU), Kindesmißhandlungen seien kein „rückläufiges Phänomen“. Sie beträfen alle sozialen Schichten. Den etwa 10.000 Fällen, die jährlich zur Anzeige gebracht würden, stehe eine hohe Dunkelziffer gegenüber. Fachleute gingen von Zahlen zwischen 150.000 und 300.000 allein bei sexuell ausgebeuteten Kindern aus. Der Düsseldorfer Kinderpsychiater Eugen Jungjohann wies auf der Tagung darauf hin, daß weltweit immer noch 30 Prozent aller Kinder im ersten Lebensjahr sterben. Auch heute sei das Kind noch der „schwächste Mensch“, das Elternrecht gehe weiter vor Kindesrecht. Jungjohann berichtete, daß in der von ihm 1985 eröffneten Fachambulanz bislang 100 mißhandelte und mißbrauchte Kinder behan delt worden seien. Dabei seien durchweg „erhebliche Schädigungsformen“ festgestellt worden, zu 50 Prozent durch körper liche Mißhandlung, zu 25 Prozent nach sexuellem Mißbrauch und zu 18 Prozent durch eine Kombination von seelischer und körperlicher Mißhandlung. Bei den Schädigern habe es sich zu 90 Prozent um leibliche Eltern oder Verwandte gehandelt.
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