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Betr.: Ein Gruß an Salman Rushdie

Ein Gruß, eine Beteuerung.

Öfter kommt mir Salman Rushdie vor wie ein Vogel. Dazu gehört bei uns ein Gebüsch. Aus dem Gebüsch hört man ihn dann. Ein Schriftsteller, der mir deutlich geworden ist, ohne daß ich (bis jetzt) etwas von ihm gelesen habe. Das Elend mit den Religionen, die nur einen Gott zulassen, verkörpert er deutlicher, als es jedes Buch kann. Kann es etwas Unmenschlicheres geben, als den rechten Glauben zu haben?

Nichts eignet sich für Herrschaft besser als der rechte Glaube. Deshalb ist Salman Rushdie für uns das schützenswerteste Leben überhaupt. An ihm zeigt es sich, was sich Machtausübung heute noch leisten kann. Wenn wir Salman Rushdie nicht verteidigen können, können wir unsere Kulturgüter einpacken, die Aufklärungslichter löschen. Wenn wir den religiös verbrämten Machthabern gegenüber aus Gründen des guten Geschäfts doppelzüngig auftreten, vernichten wir europäische Geschichte. Die besteht zu einem nicht geringen Teil in der Humanisierung dessen, was uns der Monotheismus beschert hat. Und Salman Rushdie steht auf dem Spiel. Daß wir das ernst nehmen, sollte er an seinem Geburtstag von uns erfahren. Und immer wieder: es gibt Gebüsch für ihn. Auch hier. Das möchte ich beteuern. Martin Walser

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