: Betr.: Antworten auf Letzte Fragen
Wie zieht Hechtsuppe? (3. 6. 00)
Wie Sau. Und in Köln wie jeck.
Ulrike Düster, Köln (?)
Genauso wie Tee.
Martje Petersen, Hamburg
Traditionell oder sprachwissenschaftlich: wie offene Tür, denn hechta supa (oder so) heißt „offene Tür“, sagt mein Mann. Leider ist diese Angabe ohne Gewähr, da er weder Fundstelle noch Sprache angeben kann.
Manuela Wegener, Berlin
Wenn sie zieht, zieht sie leise, sie simmert. Zunächst wird Wurzelgemüse (Möhren, Rübchen, Zwiebeln, Sellerie – milder Rettich ist auch geeignet) gewaschen und in kleine Stücken geschnitten, nach Belieben können auch einige Kartoffeln (festkochende) dazugegeben werden. Alles wird in einem Topf mit Wasser aufgegossen, mit Pfefferkörnern und Salz gewürzt und für ca. 10 Minuten gekocht. Kräuter (z. B. Petersilie, Dill ...) werden ebenfalls vorbereitet (waschen, klein schneiden). Der Hecht (aus Brandenburg!) wird geputzt, ausgenommen, Kopf und Schwanz werden abgetrennt, die Hauptgräte entfernen und den Rest (Filet-Stücke) sauber von Gräten befreien. Eine Pinzette leistet dabei gute Dienste. Nun den Schwanz, den Kopf und die klein geschnittenen Hechtteile in den Kochtopf geben, dann weitere 15 – 20 Minuten ziehen – simmern – lassen, das heißt auf kleiner Flamme leise köcheln bei offenem Deckel, wenn sich Schaum bildet, ihn abschöpfen. Am Ende der Garzeit Kopf und Schwanz entfernen, vom Feuer nehmen, die Kräuter einstreuen, nachwürzen. Fertig.
Steffen Sachtleber, Berlin
Zieht mich überhaupt nicht. Eine Bouillabaisse zieht ab wie Schmidts Katze. Und dazu Knoblauchbrot frisch aus dem Ofen. Aber hier im Knast kann man davon nur träumen.
Peter Lindenau, JVA-Neumünster
Mit Sturm- oder sogar Orkanstärke – wenn man bedenkt, dass die „Hechtsuppe“ über die jiddische Redewendung von der „Windsbraut“ „eech (altertümlich: heech) ssupa (t-tsiklon) oder ssupa (t-hurrikan)“ in unserer Umgangssprache geweht worden ist.
Uta Eckensberger, Saarbrücken
Wie heißen die länglichen Kunststoffteile, die an der Kasse aufs Band gelegt werden, um die Waren voneinander abzugrenzen? (3. 6. 00)
Die korrekte Bezeichnung ist positionsabhängig: für den Kunden davor „Vorteil“, für den Kunden danach „Nachteil“.
Thomas Schulz, Göttingen
Trennsetter!
Gerd Neurath, Saarbrücken
Warenerwerbsabsichtsabgrenzungsholz, kurz: Werah.
Markus Sutorius, Köln
Kalabele: Kassenlaufbandsektorenabgrenzungselemente. Multifunktional deshalb, weil sie zumeist auch als Werbeträger dienen.
Rainer Bornemann, Göttingen
Einkaufssachenauseinanderhaltding.
Delia Godehardt, Stuttgart
Nächster Kunde.
WG Dorumstraße, Bremen
Ich habe nachgefragt: Die freundlichen Kassiererinnen im Kaiser’s Supermarkt am Kottbusser Tor in Kreuzberg nennen ihn „Migränestab“. Warum die Teile so heißen, wissen sie nicht mehr. Aber es habe sich halt so eingebürgert.
Wolfgang Müller, Berlin
Wie wäre es mit Aldibarren oder Laufbandpommes oder einfach Werner (Könnten Sie mir bitte mal einen Werner durchreichen?)
Udo Voßeler, Schönhorst
„Diehier“. Denjenigen Kunden, die vergessen haben, einen solchen Warentrenner aufs Band zu legen und sich dann beschweren, weil ich (ich jobbe als Kassierer bei Plus) die Artikel des nächsten Kunden mit abgezogen habe, entgegne ich, ihnen einen Trennstab vor die Augen haltend: „Dafür haben wir extra Diehier“.
Oliver Rau, Frankfurt am Main
Bezeichnungen wie Warentrenner oder „nächster Kunde“ führen in die Irre und sind dementsprechend eindeutig falsch, denn es ist nicht damit zu rechnen, dass Waren abgetrennt werden oder der nächste Kunde auf dem Band erscheint. Eine adäquate deutsche Übersetzung gibt es nicht.
Carola Giesen, Berlin
Waren-Kunde-Zuordnungsklötzchen.
Georg Krüger, Braunschweig
Dings!
Till Lienhoop, Bremen
Es ist ein „Wadde-hadde-dudde-da-gekauft-Stab“!
Sarah und Urban Lempp, Mariaberg
Wieso duzt man Tiere auf Anhieb, obwohl man sie eigentlich noch gar nicht kennt? (3. 6. 00)
Von wegen! Als wir in Mittelamerika wohnten, sprach meine Tochter der Landessitte folgend Hase, Huhn und Kater mit „Usted“ an, was wortwörtlich „Euer Gnaden“ und umgangssprachlich „Sie“ bedeutet. Latinos sind eben höflicher zu Haustieren.
Hase und Huhn hat das wenig beeindruckt, aber der Kater wusste diese kultivierte Anrede sehr zu schätzen.
Hartmud Seyfried, Stuttgart
Der Mensch duzt Tiere, Kinder und Ausländer, weil er Angst vor allen dreien hat und sich beim Duzen in Pseudovertrautheit wähnt.
Matthias Büdinger, Berlin
Tiere müssen nicht gefragt werden, ob es o. k. ist zu duzen, denn sie haben, im Gegensatz zu uns Menschen, keine solchen Allüren und Etikettenzwänge.
Ingo Sparr, Berlin
Wegen der Verwandtschaftsgefühle.
Susanne Kalkowski, Berlin
Warum haben Herrenfahrräder eine zusätzliche Stange? (3. 6. 00)
Ist doch Latte! (durchaus zweideutig gemeint)
Barbara Kirsch, Lüneburg
Um Frauen bequem nach Hause zu befördern.
Martje Petersen, Hamburg
Vermutlich ist das gar keine zusätzliche Stange, sondern eine ursprüngliche. Also das Fahrradurmodell hatte diese Stange. Als Frauen auch keine Lust mehr auf Kutschen, Pferde oder zu Fuß gehen hatten und auch Radfahren wollten, musste mann sich etwas einfallen lassen, weil es zu Zeiten des Fahrradurmodells den Männern peinlich gewesen wäre, wenn Frauen das Bein über die Stange hätten heben müssen, und außerdem wär das mit den damals verordneten Röcken sowieso ziemlich kompliziert geworden. Also musste ein Fahrradtyp ohne Querstange entwickelt werden.
Susanne Kalkowski, Berlin
Diese Frage stellte ich vor ca. 25 Jahren meiner Mutter. Sie antwortete, dass Männer an dieser Stange ihre Aktentaschen in ihre Büros transportieren würden. Damals gab ich mich mit dieser Antwort zufrieden, obwohl ich nie eine Aktentasche an einer Herrenfahrradstange sah. Gestern – beim Lesen des tazmags – kam ich erneut ins Grübeln. Heutige Arbeitsutensilien wie Laptops oder Handys werden erstens nicht nur von Männern benutzt und müssen zweitens nicht unbedingt an einer Fahrradstange transportiert werden. Ich kann den Sinn dieser zusätzlichen Stange nicht sehen. Meine Empfehlung an alle FahrradherstellerInnen: Spart Material und lasst sie weg – damit würde auch eine nicht unerhebliche Gefahrenquelle (Verletzungsgefahr der empfindlichen Männlichkeit) wegfallen.
Regina Skierlo, Bayreuth
Philosophisch: weil nach Luhmann es zuerst einmal immer sehr wichtig ist, Unterscheidungen zu treffen. Wohl auch zwischen Herren- und Damenfahrrädern. Anatomisch: es ist unerklärlich, da es bei einem so genannten „schneller Abstieg“ sehr schmerzhaft für die Klöten sein kann. Technisch-besserwisserisch: weil dieser so genannte Diamantrahmen verwindungssteifer und stabiler ist – und Funktionalität immer Vorrang hat. (Außerdem hat es gar keine Stange mehr, denn der Damenrahmen hat zwei Stangen im Durchstieg.) Ökonomisch: weil dadurch ein Ehepaar zwei Fahrräder kaufen muss, auch wenn sie nie gleichzeitig Rad fahren. Exhibitionistisch-erotisch: weil sie als männliches Statussymbol fungiert. Sie heißt Oberrohr, was auf ehemals nur männliche Fahrer mit dem Beruf Oberkellner hindeutet und auf deren mächtiges Sexualorgan (Rohr) aufmerksam machen sollte. Geschlechtsspezifisch: weil Frauen Röcke tragen (weiß doch jede/r!) und dadurch mit einer Stange zu einem ungeziemenden Abstieg nach hinten gezwungen wären. Außerdem haben – wie auch jede/r weiß – Damenräder Kindersitze hinten drauf und von daher ist eine Stange beim Abstieg ebenfalls ungünstig. Zusätzlich bietet ein tiefer Durchstieg schwangeren Frauen viel Platz für ihren Bauch. Und da Frauen ja auch das schwache Geschlecht genannt werden, benötigen sie wohl auch keinen so stabilen Diamantrahmen. Dieser wäre auch viel zu kantig für Frauen, die bekanntlich für runde und weiche Formen stehen.
Werner Reichert, Freiburg
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