: Betr.: Antworten auf Letzte Fragen
Wie wird und wann ist man prominent? (5. 8. 00)
Prominent wird man im öffentlichen Rampenlicht und ist es, wenn jemand den Strom einschaltet!
Gerd Neurath, Saarbrücken
Man ist prominent, sobald man sich dafür hält! Darüber hinaus ist das Prominentsein eine Projektion von außen: Indem die medienabhängige Öffentlichkeit oft genug Menschen anschaut, die sich für prominent halten, werden es diese dann auch! Das ist so eine Art medienbasierte Self-fullfilling Prophecy . . .
Inga Manten, Reutlingen
Wie erklärt man „versehrt“ ohne die Vorsilbe „un“? (5. 8. 00)
Diese Frage kann nur eine Denksportaufgabe einer Gesamtschullehrerin aus Baden-Württemberg sein. Während sich die ganzen Intellektuellen den Kopf zerbrechen, kommen natürlich nur alte SchülerInnen von Frau Link auf die Idee, schlicht und einfach im Duden nachzuschauen. Und da steht unmissverständlich und klar: „versehren: veraltet für verletzen, beschädigen“. Ergo: versehrt = verletzt, beschädigt. Ohne „un“. Oder hat Frau Link etwa vergessen, in den Duden zu schauen?
Christoph Dowe, Bremen
Ist halt schon verdammt lang her (oder besser: Gott sei Dank!), dass die „Kriegsversehrten“ zum Straßenbild gehörten und man sich eher fragen musste, wie man „un“versehrt erklären kann. Die Schmerzen (vom Alt- und Mittelhochdeutschen „ser“) dieser Menschen ohne Arme, Beine, Augen ließen sich hingegen auch wortlos bestens verstehen.
Uta Eckensberger, Saarbrücken
Wie heißt der Vater der Porzellankiste? (5. 8. 00)
Wie er heißt, weiß ich leider auch nicht – sorry. Aber man munkelt, es handele sich um den berühmten Elefanten im Porzellanladen. Seit die Mutter der Porzellankiste dem Rüsseltier begegnete, soll sie sehr, sehr vorsichtig geworden sein . . .
Hannes Classen, Hamburg
Bekanntlich hat Böttcher das Porzellan in Europa „entdeckt“. Überliefert ist auch die Geschichte, dass August der Starke bei der ersten „Vorführung“ auf der Festung Königstein sehr grob mit einer Vase umging – wahrscheinlich mal wieder abgelenkt und an die Gräfin denkend. Auch gingen die ersten Musterlieferungen nach Dresden schnell in die Brüche. So suchte ein pfiffiger Sachse nach einer Lösung. Er fand sie schnell. Eine extra für den Porzellantransport entwickelte Kiste, der sogenannte Dällargadongg, brachte die Ware unversehrt an ihren Bestimmungsort. Der erste Ausspruch von Karl Müller, so der Name des Erfinders, zu Böttcher: „Gugge mah, jätzt bläben se gans.“
Steffen Sachtleber, Berlin
Liebe Sabine Sänger, etwas Geduld. Wenn ich das nächste Mal in den Porzellanladen komme, werde ich den Herrn in Grau, der dort ab und zu arbeitet (der mit Elfenbein und Rüssel), nach seinem Namen fragen. Ich hoffe, ich kann ihn in dem Krach verstehen . . . Ludwig Mörl, Berlin
Was ist der Unterschied zwischen schief und schräg? (29. 7. 00)
Grob gesagt: Der zwischen Schielaugen und Silberblick, dabei wird Ersteres als hässlich empfunden, das zweite aber verleiht der Schönheit das gewisse Etwas. Katja Moschof,
Frankfurt am Main
Zwischen schiefen und schrägen Ansichten gibt es eigentlich keinen Unterschied. Vor allem nicht, wenn du ein schräger Vogel bist, mit womöglich schiefen Zähnen. Auf jeden Fall sind schief und schräg nicht genormt, und somit passt o. g. Vogel mit den genannten Ansichten nicht ins gesellschaftlich genormte Bild. Das ist doch völlig schräg, oder? Da lachst du dich krumm und schief!
Dorothea Wagner, Oberhausen
Dass man sich über schräge Typen manchmal schief lachen kann. Hieraus folgt außerdem, dass zwischen schief und scheckig keinerlei Unterschied besteht.
Rolf Böhmer, Berlin
Ach, was waren wir schräg drauf damals – warfen Schneebälle auf Gaslaternen und lachten uns schief! Dass deshalb Reistüten in China platzten, war uns piepschnurzegal. (gewidmet Achim Becker)
Peter Woltersdorf, Berlin
Schief ist etwas, wenn sein Zustand nicht den „allgemein verbindlichen“ Regeln entspricht. Im weit verbreiteten Klempner-Design z. B. muss alles „schön auf Waage und Mitte sitzen“. So sieht es dann aber auch aus. Wenn dieser „Gestaltungsgrundsatz“ missachtet wird, wenn von vorgegebenen Winkeln, Parallelen, Linien abgewichen wird, ist etwas schief. Wenn eine Abweichung gewollt ist, sprechen wir von „schräg“: „Etwas schräg montieren“, ein stirnseitig verzahntes Zahnrad z. B., dessen Zahnflanken nicht parallel zur Achse verlaufen, ist schräg verzahnt.
Schräges menschliches Verhalten liegt außerhalb des „Normalen“, ist aber tolerabel und macht den „auffälligen“ Menschen interessant, auffallend. Darauf kam es diesen Menschen dann wohl auch an.
Einmal im Knast ist keinmal. Wenn jemand ein „Knast-Abo“ hat, wird gesagt: „Sie/er ist auf der „schiefen Bahn“.
Günther Hoffmann, Bremen
Schräg hat etwas Gewolltes, in sich Geradliniges, z. B. bei „schräger Musik“. Schief ist eher verwandt mit krumm, also gewollt nicht-gerade. Kommt man auf eine „schräge Bahn“, dann beginnt man zu rutschen, bleibt allerdings stehen. Auf der „schiefen Bahn“ hingegen straucheln viele und manche enden als „gefallene Mädchen“. Nur schweren Jungs macht es nichts, wenn sie auf die „schiefe Bahn“ geraten, die gelten dann als „schräge Typen“.
Marianne Link, Heidelberg
Warum stirbt ein Seemann, wenn man seine Zigarette an einer Kerze anzündet? (29. 7. 00)
Klassischer Volksmund-Irrtum: In Wirklichkeit stirbt gar kein Seemann, wenn man seine Zigarette an einer Kerze anzündet. Zu diesem Zeitpunkt ist er nämlich bereits längst tot. Lediglich seine Seele flammt ein letztes Mal auf. Gestorben war der arme Seemann, als er ausprobierte, ob vielleicht eine Zigarette stirbt, wenn sich ein Seemann anzündet.
Karl Müller, Berlin
Was hat es für Folgen für uns, wenn in China eine Reistüte platzt? (29. 7. 00)
Das hätte das CHAOS zur Folge! Schließlich würde dann in Hamburg eine Schaufel umfallen. Und das würde die Schmetterlinge der Welt erschrecken, da diese dann anfingen mit den Flügeln zu schlagen!
Joachim Mull, Berlin
Was hat es zu bedeuten, dass im Orangensaft bei McDonald’s nach eigenen Angaben mindestens 100 % Fruchtgehalt sind? (22. 7. 00)
Erklärung für das Fragezeichen in den Angestelltengesichtern, bestellt man O-Saft ohne Eis: Das Wort „mindestens“ verrät, dass es sich nicht um frisch gepressten Saft handelt. Bei der Verdünnung von Saftkonzentraten kann es durchaus zu höheren Fruchtkonzentrationen kommen. Das Getränk ist dann sirupartig dickflüssig, schleimig und etwas süßer als angenehm. Nach dem Trinken bleibt ein Durstgefühl zurück. Diese Angabe fordert also indirekt dazu auf, diesen Saft erst gar nicht zu trinken – oder wenn, ihn dann mit einer üblich übermäßigen Portion Eiswürfel richtig verdünnen zu lassen.
Markus Bartl, Göttingen
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