piwik no script img

Betr.: Antworten auf Letzte Fragen

Warum dürfen Pfarrer sonntags arbeiten? (19.8.00)

Weil sie in der Woche nicht dazu kommen – vor lauter Ärger mit und Freude an Dieben, Vandalen, Betrügern, Pennern, Architekten, Ingenieuen, Handwerkern, Ämtern, Behörden, Anwälten, Gerichten, der Telekom, der Bewag, der BSR, Glaubensgeschwistern, Heiden, Vorgesetzten, Gremien, Schwaben, Mitarbeitern, Konfirmanden, Ahnenforschern, Politikern, deutschen Fußballspielern, Touristen, der taz. Die meisten von den Letzteren sind nämlich am Tage des HERRN (Auferstanden am dritten Tage, vergleiche Hosea 6,2), am Sonntag, nicht anders erreichbar.

Joachim Goertz,

Berlin (Pfarrer)

Die Lösung des Problems bietet mal wieder die Bibel: Klar und unmissverständlich steht da: Und am siebten Tage sollst du ruh’n oder das Handwerk eines Pfarrers tun!

Marianne Wechterberg,

Solingen

Pfarrer arbeiten sonntags nicht, sie dienen.

Hans Maaß, Karlsruhe

Mit dieser Regelung hat Gott bereits unsere konsumlastige und schnellebige Zeit vorausgesehen. Schon in grauer Vorzeit ahnte er, dass um die zweite Jahrtausenwende herum profitgeile Kapitalisten mit neuen Ladenöffnungszeiten die Sonderstellung der Pfarrer inflationieren wollen. Nicht umsonst setzen sich also gerade die Kirchen heute dafür ein, dass Kaufhäuser sonntags auch weiterhin geschlossen bleiben. Nur so können am siebten Tage fettbräsig auf der Haut liegende Atheisten zum rechten Glauben geführt werden: Sie erkennen anerkennend, dass sonntags einzig der Pfarrer waltet, wie ein einzelnes Sternlein am sonst dunklen Firmament. Und insgeheim „Während ringsrum alles pennt, der Pfarrer für den Glauben rennt“ flüsternd, fangen sie bereits an, Rosenkränze zu knoten. (Oder so.)

Alexander Wagenbach,

Bayreuth

Wie ging das „Hornberger Schießen“ aus? (19.8.00)

Für die Hornberger ging’s schlecht aus, für die Villinger gut. Für die Waffen- und Munitionslieferanten ging’s eh gut aus, wie meistens, egal ob Hornberg oder Villingen verlor oder gewann. Sie waren die „Sieger – in & auf jedem(n) Fall.

Klaus Türk, Braunschweig

Wie das „Hornberger Schießen“ ausging, weiß ich leider auch nicht. Allerdings weiß ich WO: nämlich da, wo alles im Sande verläuft.

Thomas Henkerl, Marburg

Die Folgen des „Hornberger Schießens“ waren desaströs: Nicht nur ganze Landstriche wurden verwüstet – nein, der ganze Erdball wickelte sich in dunkles graues Schweigen. Grund dafür waren die Hybranten, die tollkühn durch die Gegend fuhrwerkten und, sich im Kreise drehend, immer weder „Hybris!“, „Hybris!“ schrien. Beim Stolpern über einen gefällten Baum und beim Durchschwimmen eines verschmutzten Flusses stellten sie zu spät fest, dass man Geld nicht essen kann.

Karolin Maisberger, Köln

Wie genau reißt ein Geduldsfaden – und wie repariert man ihn wieder? (19.8.00)

Der Geduldsfaden an sich reißt nicht, er wird von gerissenen Nervensägen zersägt. Nach jedem Reißen regeneriert sich der Geduldsfaden zwar, doch bildet sich an den Reißstellen Narbengewebe. Hat nämlich eine Qualitätsnervensäge (nennen wir sie Jakob) ihr Alter von sechs Jahren erreicht, hat sich der ehemals zarte Geduldsfaden längst zum Phänomen Nerven-wie-Drahtseile vernarbt. Die Rekonvaleszenz eines zersägten Geduldsfadens lässt sich mit einem guten Rioja nach dem Sandmännchen etwas beschleunigen!

Ute Siepelt, Essen

Man nehme eine beliebige Tageszeitung (auch die taz ist da leider nicht auszunehmen) eines beliebigen Datums (auch der Weihnachtsabend muss da herhalten) und beginne auf der Seite eins zu lesen. Überschriften genügen! Auf diese Weise langsam über die Seite zwei zur Schwerpunktseite vorkämpfen. Beim Ausland gastieren und auch die Wirtschaft nicht übersehen. Mittlerweile ist der Geduldsfaden garantiert gerissen: Nach zwei Bürgerkriegen, einer Übernahmeschlacht, einem Mord und einer Umweltkastrophe zipfelt nur noch ein marginaler Geduldsfetzen herum. Der reißt dann, wenn der Wetterbericht ein Dauertief ankündigt. Reparaturmöglichkeiten gibt es leider keine . . .

Sibylle Hasenclever, Berlin

Er reißt bei der sogenannten „Geduldsprobe“ genau an seiner dünnsten Stelle, und man repariert ihn wieder mit viel, viel Geduld.

Gerd Neurath, Saarbrücken

Was macht man im Urlaub am Srand mit seinem Handy? (12.8.00)

Man nimmt es in den Arm, streichelt es, flüstert ihm zärtliche Worte ins Mikro und füttert es mit Wattwürmern und ähnlichem Getier, damit es nicht vermickert und stirbt wie das in den letzten Jahren so beliebte gleichartige elektronische Spielzeug namens „Tama Gochi“ (oder wie auch immer das jetzt schon wieder hieß).

Rolf Böhmer, Berlin

Sofort ins Meer werfen – damit wenigstens für zwei bis vier Wochen die Umgebung Ruhe hat vor diesem hochbenebelten Statussymbol deutscher Wichtigtuer!

Uwe Tünnermann, Lemgo

Klauen lassen!

André Massoud, Wuppertal

Sich zum Affen.

Simone Giesen, Düsseldorf

Ist dick eigentlich auch doof? (12.8.00)

Doof ist, liebe Dagmar, die Dicken zu Doofen zu küren. Schließlich ist Essen das, was Leib und Geist zusammenhält. Ist dies nicht mehr gegeben, so spricht man wohl von doofen Fachidioten – oder sehe ich das falsch?

Annett Krämer, Wuppertal

Wie wird und wann ist man prominent? (5.8.00)

Wenn man/frau etwas von sich so weit hervor- (pro-) ragen (minere) lässt, dass es in aller Munde ist.

Uta Eckensberger

Was würde sich ändern, wenn der Schall schneller als das Licht wäre? (22.7.00)

Es würde sich gar nichts ändern, da das Licht tatsächlich langsamer als der Schall ist. Folglich ist auch umgekehrt der Schall schneller als das Licht. Das Licht hat überalll die gleiche Geschwindigkeit, nämlich gar keine. Der bekannte Betrag von „c“ (gewöhnlich bezeichnet als „Lichtgeschwindigkeit“) beziffert in Wirklichkeit das Zurückbleiben des Lichtes beziehungsweise überhaupt jeder Energie gegenüber der Ausdehnung des Alls, deren Ergebnis der Raum ist (eine gewisse Leere desselben, wodurch sich ein Raum ja erst als ein Raum definiert). Natürlich gibt es überhaupt keinen Raum, es sei denn, dass dieser sich ausdehnt, und zwar (ebenso natürlich) beständig. Jedenfalls ist das so, wenn wir von der Masse ausgehen. Hingegen ist Energie (in den Raum versetzt) genau das, was diese beständige Ausdehnung einfach nicht mitmacht, sondern dagegen verstößt, indem sie immer geradlinig sofort in sich selber zurückzielt, wobei sie keine Richtung bevorzugt.

Friedrich Kornmann, Dachau

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen