: Beti & Kamerun
Mongo Beti, 1932 als Alexandre Biyidi in Kamerun geboren, ist am 8. Oktober 2001 in der kamerunischen Hafenstadt Duala gestorben. Er war einer der bekanntesten und einflussreichsten Romanciers des frankophonen Afrika. Als Todesursache werden Hepatitis und Nierenversagen angegeben. Manche Kameruner sind jedoch davon überzeugt, dass Beti im staatlichen Krankenhaus von Duala keines natürlichen Todes starb.
Unter seinem Pseudonym Beti, das sich auf seine Ethnie, die Beti, bezieht, publizierte er rund zwanzig Romane, von denen zahlreiche ins Deutsche übersetzt wurden, zuletzt „Sonne, Liebe, Tod“ (Unionsverlag, 2000, 252 Seiten, 16,90 Mark), ein Krimi über postkoloniale Ausbeutung und Korruption in Afrika.
Beti schrieb nicht nur Romane, sondern machte sich auch als Kritiker der neokolonialen Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Frankreich und seinen einstigen afrikanischen Kolonien einen Namen. 1972 wurde sein Buch zum Thema „Main basse sur le Cameroun“ in Frankreich verboten. 1995, nach seiner Rückkehr aus dem jahrzehntelangen Exil in die Heimat, schrieb Beti „La France contre l’Afrique“. Anfang Dezember erscheinen in der Reihe „Bayreuth African Studies“ Interviews mit Mongo Beti, geführt vom Kameruner Ambroise Kom, das er selbst als politisches Testament begriff: „Mongo Beti parle“.
Von 1950 bis Anfang der Neunzigerjahre lebte Mongo Beti in Frankreich und war Professor für Altphilologie in Rouen. Es war ein selbst gewähltes Exil, in dem er sich für Demokratie und Menschenrechte in seiner Heimat einsetzte. Nach seiner Rückkehr gründete er mit seiner Frau, einer Französin, in Kameruns Hauptstadt Jaunde (Yaoundé) die einzige nennenswerte Buchhandlung: die „Librairie des Peuples Noirs“. Sie ist gleichzeitig ein Treffpunkt oppositioneller Gruppen. Die dort regelmäßig stattfindenden Polizeirazzien fielen wegen Betis Ansehen im Ausland relativ moderat aus.
Das zentralafrikanische Kamerun liegt am Golf von Guinea. Auf einer Fläche von 475.000 Quadratkilometern (was fast der Größe Frankreichs entspricht) leben fünfzehn Millionen Menschen, die mehr als 260 verschiedene Sprachen sprechen. Landessprachen sind Französisch (in Ostkamerun) und Englisch (Westkamerun).
Von 1885 bis zum Ersten Weltkrieg war Kamerun eine deutsche Kolonie. Deutschland musste seine Kolonien als Ergebnis der Niederlage im Ersten Weltkrieg abgeben. 1922 übertrug der Völkerbund Großbritannien den Westen Kameruns als Mandatsgebiet, Frankreich den Osten.
In einem Guerillakrieg gegen Frankreich erkämpfte Ostkamerun seine Unabhängigkeit, die es am 1. 1. 1960 erhielt – allerdings übergab Frankreich die Macht nicht den Unabhängigkeitskämpfern, sondern einer mit Paris verbündeten Regierung. Nach einer Volksbefragung im Westen Kameruns vereinigten sich beide Landesteile am 1. 10. 1961.
Kameruns Präsident Paul Biya ist seit 1982 im Amt. Anfang der 90er Jahre führte er inmitten einer politischen Krise ein Mehrparteiensystem ein, gewann jedoch alle seitherigen Wahlen, zum Teil unter massivem Protest gegen vermuteten Wahlbetrug. Auf allen Ebenen von Regierung und Verwaltung ist Korruption alltäglich. 1999 nahm Kamerun zum zweiten Mal im Korruptionsindex von „Transparency International“ den letzten (schlechtesten) Platz ein.
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