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Bessere Bedingungen schaffen

Roberto Canas, Mitglied der politisch-diplomatischen Kommission der FMLN, war Delegationsmitglied bei den Dialogrunden von Mexiko und San Jose  ■ I N T E R V I E W

taz: Was ist das Ziel der gegenwärtigen Großoffensive?

Roberto Canas: Das wichtigste Ziel ist, Bedingungen für Verhandlungen um einen dauerhaften Frieden und Demokratie zu schaffen. Die Gewehre der FMLN stehen im Dienst der Suche nach dem Frieden.

Es geht also darum, eine Position der Stärke zu schaffen, die die Regierung zu ernsthaften politischen Konzessionen zwingt?

Unser Kampf ist kein rein militärischer. Auch die internationale Komponente und das politische Kräfteverhältnis sind wichtig. Mit ihrer ablehnenden Haltung zu unserem Friedensvorschlag hat die Regierung nach dem Treffen von San Jose die Tür für eine Verständigung zugeschlagen. Dann folgten die Bombenanschläge auf das Lokal der Hilfsorganisation „Comadres“ und dem Gewerkschaftsdachverband „Fenastras“, die das gemäßigte Image des Regimes und vor allem von Präsident Cristiani zerstörten. Wir wollen also auf militärischem und politischem Weg bessere Verhandlungsbedingungen schaffen, als sie nach San Jose bestanden haben.

Wird gleichzeitig ein militärischer Sieg angestrebt?

Man muß bei jedem Konflikt zu dem Punkt kommen, wo sich die Parteien an einen Tisch setzen und verhandeln.

Selbst wenn es sich nurmehr um das Aushandeln der Bedingungen der Kapitulation handelt?

Man muß abwarten, wie sich die Dinge in den nächsten Tagen entwickeln. Wir glauben, daß die Bedingungen für Verhandlungen besser sind als nach San Jose. Die militärische und die internationale Situation haben sich zu unseren Gunsten verändert. Die Armee versucht den Eindruck zu vermitteln, daß alles unter Kontrolle ist. Sie scheut sich auch nicht, dicht besiedeltes Gebiet zu bombardieren, um die FMLN zum Rückzug zu zwingen.

Wie werden sich die veränderten Bedingungen auf die Möglichkeiten für eine neue Verhandlungsrunde auswirken? Werdet ihr auf einer höherrangigen Regierungsdelegation bestehen?

Das ist eine Möglichkeit. Eine andere ist die Beteiligung der Volksorganisationen oder die Verlegung des Verhandlungsschauplatzes von Caracas an einen anderen Ort.

Wird sich diese Offensive in einen Volksaufstand entwickeln, oder ist der Rückzug bereits vorprogrammiert?

Das kann man mit Bestimmtheit nicht sagen. Wir beobachten die Entwicklung der Ereignisse und werden spontane Entscheidungen fällen. Es gibt kein vorgeplantes Szenario.

Es geht wohl auch um die Demonstration militärischer Stärke und breiter Unterstützung nach außen?

Die Armee hat seit Monaten verbreitet, daß die FMLN geschwächt sei und deswegen den Verhandlungstisch suche. Wir beweisen jetzt, daß die FMLN enorme Reserven hat und die Bevölkerung immer mehr mitreißen kann. Die logistische Vorbereitung setzt die aktive Mitarbeit der Bevölkerung voraus.

Wie lange noch wird die FMLN ihren Zeitvorsprung noch halten können?

Jeder Tag, an dem die FMLN ihre am Samstag eingenommenen Positionen verteidigen und ausweiten kann und dabei die Zivilbevölkerung einbezieht, ist ein Erfolg.

Kann man nach 48 Stunden schon eine Zwischenbilanz ziehen?

Das Verteidigungskonzept der Armee ist gescheitert. Die Regierung hat von Tag zu Tag größere Schwierigkeiten, ihre Funktionen auszuüben. Das sieht man daran, daß sie es nötig hat, die Radiosender gleichzuschalten und der Bevölkerung Informationen vorzuenthalten.

Gibt es Anzeichen dafür, daß die Streitkräfte von Honduras und Guatemala der salvadorianischen Armee zu Hilfe eilen?

Man darf diese Möglichkeit nicht ausschließen. 1981 drang die guatemaltekische Armee in unser Territorium ein. Aber wir hoffen, daß diese Länder neutral bleiben und eine Lösung unter Salvadorianern ermöglichen.

Besteht nicht die große Gefahr, daß die Zivilbevölkerung Ziel von Vergeltungsaktionen wird, wenn sich die FMLN zurückzieht?

Natürlich. Deswegen wollen wir in den Positionen bleiben und nicht zum Rückzug blasen.

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