■ Kommentar: Besser als bohren
Angesichts chronischer Verstopfung auf den Straßen und der Unwirtlichkeit der Städte gibt es die verständliche Tendenz, den motorisierten Verkehr in den Untergrund zu verbannen. Auch Hamburg will kräftig buddeln. Der Krohnstiegtunnel wird erweitert, der Flughafentunnel ist im Bau, die vierte Elbtunnelröhre bald auch.
Wenn die Autos unter die Erde verschwinden, könnten sich FußgängerInnen und RadlerInnen eigentlich freuen: Aus den Augen, aus dem Sinn. Aber der unterirdische Verkehr schafft neue Probleme: mehr Lärm, mehr Gift.
Gegen den Krach, mit dem der Elbtunnel die Anwohner in Othmarschen belästigt, soll eine Überdachung helfen. Über dem Betondeckel, auf dem Kleingärten und Sportplätze geplant sind, wird die Luft aber nicht gerade gesund sein. Denn der Biofilter für die Tunnelabluft wird frühestens in zehn Jahren in Serie gehen – vorausgesetzt, die Forschungsgelder werden weiterhin bewilligt.
Bis dahin werden sich immer mehr Staus in immer mehr Hamburger Tunnelröhren bilden, und die Anwohner werden zentnerweise giftiges Stickstoffmonoxid schlucken müssen. Tunnelprojekte werden eben schneller vorangetrieben als die Forschung und Entwicklung von Filtern für die Gifte, die aus dem Untergrund kommen.
Das ist typisch für eine Verkehrsplanung nach dem Motto: Hauptsache freie Fahrt, um die paar Folgeprobleme können wir uns ja später noch kümmern. Und es ist kurzsichtig. Wie das Beispiel Autobahn-Deckel zeigt, gilt auch bei Tunneln die altbekannte Weisheit: Vorsorgen ist besser als bohren.
Vera Stadie
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