: Besondere Art von Armutszeugnis
betr.: „Mehr Geld für Entwicklungshilfe“, taz vom 5. 10. 04
Es ist ja sicher ehrlich gemeint, wenn Weltbankpräsident James Wolfensohn die reicheren Mitgliedsstaaten mit dem Hinweis zu mehr Entwicklungshilfe motiviert, dies sei langfristig auch eine Investition in mehr globale Sicherheit. Die Tatsache allerdings, dass Länder wie Deutschland, in denen Kapitalvermögen von x-Milliarden Dollar/Euro konzentriert ist (wenn auch intern nicht gerade gleichmäßig verteilt), es noch nicht einmal fertig bringen, bis 2010 wenigstens ein Prozent ihres BIP in „Entwicklungshilfe“ zu investieren, ist eine besondere Art von Armutszeugnis.
Nicht ein einziges Prozent gezielter staatlicher Hilfe gegen Aids, totale Verarmung etc., dafür aber den Arbeiterinnen und Arbeitern (darunter viele Kinder) auf Bananen-, Kaffee-, Kakao-, Tee-, Orangenplantagen etc. nur „Hungerlöhne“ und kaum gesicherte Verträge mit auch nur annähernd europäischen Mindeststandards zuzugestehen – Kaffee etc. könnte ja ein paar Cent teurer werden – das ist die christliche, sozialdemokratische, liberale oder sonst wie heißende Moral der Politik und des Alltags der relativ privilegierten Länder dieser Erde (wenn auch mit internen Unterschieden). Wie lange noch? BERNHARD WAGNER, Rostock