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„Besetzt? Platz da!“

■ Bausenator Nagel startet Werbekampagne gegen Wohnungsmangel / Grund: Bauunwilligkeit der Bezirke

West-Berlin. „Wohnungsbau ja, aber nicht bei mir vor der Haustür“ - so geht es nicht mehr weiter, meint Bausenator Nagel (SPD) und startet eine Werbekampagne für mehr Neubau. Drei Anzeigenmotive werden ab Montag großformatig in den Tageszeitungen geschaltet: „Platz da“, fordert eine junge Frau. „Besetzt?“ fragt eine andere in der Telefonzelle, und eine Familie auf der Baustelle blickt hilfeheischend in die Kamera.

75.000 Wohnungen werden in Berlin bis zum Jahr 1992 fehlen, knapp 100.000 Wohnungssuchende sind bei den städtischen Unternehmen registriert, fast 80.000 haben einen Wohnberechtigungsschein (WBS). Und 23.000 Menschen leben gar in Heimen und Lagern. Außerdem suchten im anderen Teil der Stadt auch fast 100.000 Menschen eine Wohnung. „Und wir wollen ja auch nicht die Landschaft zersiedeln.“

Hintergrund der 100.000 Mark teuren Kampagne ist, daß Nagels Pläne in den Bezirken zunehmend auf Widerstand stoßen. Mieter in Reinickendorf, in Wilmersdorf, in Zehlendorf oder in Spandau haben sich schon lautstark zu Wort gemeldet. „Und wo die Mieter nicht protestieren, protestieren die Bezirkspolitiker“, meint Nagel, „am liebsten würde ich die Bezirke je nach der Anzahl ihrer ausgegebenen Wohnberechtigungsscheine bauen lassen.“

esch

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