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■ beiseiteBeschwerde

Der Rat für die Künste, in dem inzwischen über 230 Berliner Kulturinstitutionen vertreten sind, hat die Politik von Kultursenator Peter Radunksi (CDU) aufs heftigste kritisiert. Mit seinen Vorstellungen zur Strukturreform der Berliner Kulturlandschaft, die dazu führen soll, bis 1999 mindestens 100 Millionen Mark einzusparen, dränge Radunski „die künstlerische Freiheit an den Rand“, hieß es in einer gestern veröffentlichten, ungewöhnlich schroffen Erklärung. Die Kulturszene werde sich „nicht dazu hergeben, sich an einzelnen Gliedern selbst zu amputieren“. Praktikable Konzepte für die Zukunft seien nicht zu erkennen, vielmehr erschöpften sich die Vorschläge Radunskis darin, nach den außerordentlichen Kürzungen der vergangenen Jahre weitere Einschnitte vorzunehmen.

Angesichts eines Anteils von 1,8 Prozent am Berliner Gesamthaushalt sei mit dem Rat für die Künste über eine zusätzliche Kürzung des Kulturetats nicht zu reden: „Wir können dem Senat auch nicht die politische Verantwortung für die durch weitere Kürzungen entstehenden Verluste an kultureller Substanz abnehmen.“ In Radunskis Vorschlägen, die stark von betriebswirtschaftlichen Gedanken geprägt seien, würden Grundelemente des gesellschaftlichen Selbstverständnisses in Frage gestellt. Der Rat für die Künste wörtlich: „Von Lessings Ästhetischer Erziehung des Menschengeschlechts bis zu Handkes Publikumsbeschimpfung haben die Künstler auch eine unbequeme, schmerzliche, oft rabiat antifunktionale Rolle gespielt, die bewußt als Korrektiv im Selbstverständnis bürgerlicher Gesellschaften angelegt ist. Die Autonomie der Kunst steht deshalb unter dem Schutz des Grundgesetzes. Mit dem in den „Materialien zum öffentlich geförderten Kulturangebot“ sichtbar werdenden methodischen Ansatz läuft der Kultursenator Gefahr, diese Autonomie auszuhöhlen.“

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